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Quedlinburg Quedlinburg: «Erfolgsgeschichte der Bürger»

Von PETRA KORN 27.12.2011, 16:37
Die Straße Neuendorf inmitten der denkmalgeschützten Altstadt von Quedlinburg
Die Straße Neuendorf inmitten der denkmalgeschützten Altstadt von Quedlinburg Archiv/D. Anders Lizenz

QUEDLINBURG/MZ. - 1991 wurde Quedlinburg in das Programm Städtebaulicher Denkmalschutz aufgenommen, ein Jahr später in das Programm Stadtsanierung. 20 Jahre ist das her - zwei Jahrzehnte, in denen sich das Bild der Stadt gewandelt hat. Von den mehr als 3 000 Gebäuden in der Innenstadt wurden 60 Prozent in irgendeiner Art angepackt, teilweise oder ganz saniert oder - was in den 1990er Jahren häufig erfolgte - gesichert, sagt Rolf Langhammer, Fachbereichsleiter Bauen.

Quedlinburg 1990: kaputte Straßen, verfallene Häuser. "Es gibt Bilder, die von einer regelrechten Ruinenlandschaft Zeugnis ablegen", so der Fachbereichsleiter. In Vorwendezeiten gab es Bestrebungen, ganze Viertel, wie beispielsweise das Neuendorf, niederzulegen. Eine Forderung des runden Tisches war ein sofortiger Abriss-Stopp in der Altstadt.

Eigens für die neuen Bundesländer wurde das Programm Städtebaulicher Denkmalschutz geschaffen. Über dieses Programm, in das Quedlinburg 1991 aufgenommen wurde, stellten Bund und Land jeweils 40 Prozent der ausgereichten Fördermittel zur Verfügung, die Stadt 20 Prozent. Ein Jahr später kam das Programm Stadtsanierung dazu, bei dem Bund, Land und Kommune je ein Drittel zu den auszureichenden Fördermitteln beitrugen.

Als Quedlinburg dann ab 1997 kein Geld mehr hatte, übernahm das Land für zwei Jahre den Eigenanteil der Stadt. Danach half die Deutsche Stiftung Denkmalschutz über viele Jahre mit Fördergeld, welches der Stadt als fiktiver Eigenanteil zugerechnet wurde, bis sie sich Mitte der 2000er Jahre wieder verstärkt in den alten Bundesländern engagieren musste. Inzwischen versucht Quedlinburg trotz schwieriger Haushaltslage, seinen Eigenanteil wieder aufzustocken.

Mehr als 100 Millionen Euro Fördergelder sind in den vergangenen 20 Jahren in die Stadt geflossen - aus den beiden Programmen, aus verschiedenen Stiftungen und Zuwendungen von Privatpersonen. Vervielfältigt man diese mit einem Eigenkapital von 2,50 bis drei Euro je einem Euro Fördergeld, sind das rund 400 Millionen Euro, die in der Stadt investiert wurden, rechnet Langhammer vor. Die Fördergelder flossen - von Arbeiten beispielsweise für Schloss- und Münzenberg abgesehen, die aber über Sonderförderungen erfolgten - in die Gebäude: Stadtrat, Verwaltung und der Sanierungsträger Baubecon waren sich einig, die Fördermittel den Privateigentümern der Häuser zur Verfügung zu stellen. Diese wurden so bei der Finanzierung unwirtschaftlicher Kosten bzw. der Mehraufwendungen einer denkmalgerechten Sanierung unterstützt. Deshalb sind 20 Jahre Stadtsanierung, die Sanierung in der Altstadt, rund um Schloss- und Münzenberg "eine Erfolgsgeschichte der Bürger dieser Stadt", so der Fachbereichsleiter. Diese Erfolgsgeschichte spiegelt sich auch darin wider: Lebten 1990 ungefähr 2 700 Menschen in der Innenstadt, im Welterbegebiet, waren es 2006 schon über 5 000. So hat sich die Zahl der Innenstadt-Bewohner fast verdoppelt, während die Gesamteinwohnerzahl Quedlinburgs in dieser Zeit um fast ein Drittel abgenommen hat. Rund 200 bis 250 Gebäude, nicht nur an den Straßen, sondern auch im Hofbereich, sind derzeit noch akut bedroht. Auf rund 150 Millionen Euro schätzt Rolf Langhammer den Finanzbedarf an Fördermitteln, "um fertig zu werden, was Häuser, Straßen und Wege betrifft". Das werde noch bis 2030 dauern. Quedlinburg sieht er als "über den Berg". Dennoch: "Unsere Sorge ist, dass die Fördermittel weiter zurückgehen und die wirklich unwirtschaftlichen Sanierungen dann nicht mehr stattfinden."

Die MZ wird in einer kleinen Serie einige Häuser vorstellen, die mit Hilfe von Fördermitteln und mit viel Engagement der Eigentümer saniert wurden.