Quedlinburg Quedlinburg: Ehemalige Kramermühle soll umgestaltet werden

Quedlinburg/MZ. - Ins Schwärmen kommen die neuen Eigentümer, wenn sie aus den Fenstern der zwei Speicher auf dem Gelände der ehemaligen Kramermühle schauen. Im Norden ist die Quedlinburger Stiftskirche ganz nah zu sehen, im Westen der Münzenberg und im Südosten der Abteigarten und der Brühl. Diesen Blick sollen bald auch Feriengäste genießen können, denn Astrid und Frank Nestrowicz, beide gebürtige Quedlinburger, wollen die zwei Speicher zu einem Kerzencafé, einem Veranstaltungssaal und vorerst zehn Ferienwohnungen umgestalten.
Nachdem Familie Nestrowicz das noch grüne Wohnhaus an der Straße auf dem Gelände gekauft haben und dort wohnen, richtete sich der Blick immer wieder auf die beiden Speicher auf dem Hof vis-à-vis. Im vergangenen Jahr entschlossen sie sich dann, die Gebäude zu kaufen. Die Ideen für die Nutzung hatten sie schon länger. In der Marktstraße in Quedlinburg betreibt die gelernte Einzelhandelskauffrau das Kerzencafé, dass gemütliche Café-Atmosphäre mit dem Verkauf, aber auch dem selbst Herstellen von Kerzen verbindet. Die Idee dafür wiederum war dem Ehepaar mit zwei Söhnen bei einem Urlaub in Sachsen gekommen. Ihr Geschäft für Kindermoden an gleicher Stelle gaben sie dafür auf. Die Idee fand Anklang bei Besuchern und besonders auch bei Schulklassen und Kindergartengruppen.
Inzwischen sind die Räumlichkeiten für Café und Kerzen- oder Windlichterziehen in der Marktstraße zu klein geworden. Auch das war Antrieb, sich an die Sanierung der zwei Speicher zu wagen. „Die Planungen sind abgeschlossen. Jetzt gehe es um den Bauantrag “, erklärt Frank Nestrowicz, der Instandhaltungsmechaniker von Beruf ist. Dann könne richtig los gelegt werden, nachdem bisher nur aufgeräumt oder entkernt wurde. „Wir hoffen, schon im März beginnen und dann vielleicht auch schon im Advent dieses Jahres öffnen zu können“, ergänzt seine Frau und sagt auch: . „Mein Mann will bei allem, was möglich ist und was er kann, selbst Hand anlegen. So können die Kosten gedrückt werden.“ Die Kosten möchte sie nicht genau beziffern, denn was in Eigenleistung gemacht werde, verringere die Zahlungen.
Die beiden Speicher sind untereinander verbunden und die Dächer schon vor Jahren in Ordnung gebracht worden. Fachleute haben die freiliegenden Balken im Inneren geprüft und für noch sehr gut befunden. So fallen dafür keine Kosten an. Die historischen Fenster mit kleinteiligem Metallrahmen werden erhalten, aber von innen weitere Fenster zur Wärmedämmung vorgesetzt. „Das historische Flair soll erhalten bleiben“, betont das Ehepaar.
Zunächst ist geplant, drei Etagen auszubauen. Dies beginnt im Erdgeschoss mit dem Café, dem Kerzenverkauf und -ziehen.
Um den Raum optisch zu vergrößern, wird ein Teil der Decke geöffnet und so eine Galerie geschaffen. Der Nebenraum ist dem Lager, Küche und Sanitärtrakt vorbehalten. Dahinter schließt sich der Saal mit einer Größe von rund 170 Quadratmetern an. Das Café wird rund 150 Quadratmeter aufweisen, voraussichtlich 50 Plätze haben und nicht steril, sondern mit alten Möbeln stilvolle Atmosphäre bieten. „Wir hoffen auch, mit einem Fenster den Blick auf das große Mühlrad freigeben zu können“, sagt Astrid Nestrowicz. Das Mühlengebäude ist aufgrund der Kosten von der Familie aber nicht erworben worden.
In der ersten Etage werden zwei Ferienwohnungen und ein Gemeinschaftsraum für die Gäste eingerichtet. Es folgen in der zweiten und dritten Etage weitere Wohnungen. Sie sollen zwischen 25 und 45 Quadratmeter groß sein. Insgesamt hat der größere Speicher fünf Etagen und ein Flachdach, der etwas kleinere daneben drei Etagen, aber mit einem großen Steildach. Bei insgesamt um die 4 000 Quadratmetern Nutzfläche in beiden Gebäuden bleibt genügend Platz für Erweiterungsmöglichkeiten. Vor dem kleinere Speicher sind zudem mindestens zehn Parkplätze möglich.
Frühstück für die Feriengäste anzubieten steht schon fest. Überlegungen gibt es, einen Fahrradverleih zu ermöglichen und Fahrtangebote mit Kleinbus in den Harz zu organisieren. Nach Fertigstellung der Vorhaben in der Kaiser-Otto-Straße 35 soll der Kerzenverkauf in der Marktstraße 10 weitergehen.