Quedlinburg Quedlinburg: Dreimal rote Karte wegen zu starken Qualms
QUEDLINBURG/MZ. - Sonnabend 9 Uhr in der Quedlinburger Kleingartensparte "Sonnenkinder". Eine etwa 20 Meter hohe Qualmsäule steigt gen Himmel. Form und das Weiß ähneln einem Bausch Zuckerwatte. Das Holz und Grünzeug knistert wie ein romantisches Lagerfeuer. Hier nutzt ein Gartenfreund den Brenntag, um Grünzeug auf diese Weise zu entsorgen. Doch er ist der Meinung: "Verbrennen muss nicht sein. Wir brauchen ganz einfach mehr Container. Zwei für 50 Gärten sind zu wenig."
Außerdem beklagt der Mann, dass die Container erst im Oktober kamen. Die waren im Handumdrehen voll. Ratsam sei, Container bereits im Juni bereitzustellen. Für den Gärtner bedeute das Verbrennen jede Menge Arbeit. Zum Beispiel müsse oft umgeschichtet werden, um zu sehen, ob sich keine Igel unter dem Haufen befinden.
Nur ein paar Meter weiter macht Horst Schürmann ein Feuer. Er verbrennt unter anderem Tomaten- und Kartoffelpflanzen. Die sind nicht kompostierbar, weiß Schürmann, der seine Parzelle hier seit mittlerweile 20 Jahren hat. "Früher waren die Brennzeiten besser. Sie waren länger und flexibler", sagt er. Auch dieser Gärtner wünscht sich, dass die "Sonnenkinder" kontinuierlich Container bekommen.
Größer ist die Gartensparte "Turnierbreite", ebenfalls in Quedlinburg. Sie besitzt fünf Vereine mit insgesamt 532 Gärten. Auch hier steigen am Sonnabend vereinzelt Rauchsäulen auf. "Die Anwohner beschweren sich nicht, weil der Qualm nicht Richtung Stadt zieht", erklärt Bernd Schönian. Er betont außerdem, dass es nur qualmt, wenn der Grünschnitt beziehungsweise das Holz nass ist. Schönian wünscht sich, dass auch in den Sommermonaten, jedoch nicht bei Waldbrandgefahr, ein Feuer gemacht werden darf. Seine Begründung: "Dann ist das Holz sowieso trocken. Es gibt also keine Qualmbelästigung und es riecht nicht."
Er ist nicht nur dafür, die Brennzeit auszudehnen, sondern schlägt auch einen zentralen Platz dafür vor, so dass es nur eine Feuerstelle gibt. Dieser Meinung ist auch sein Gartenfreund Dieter Meyer. Er spricht sich in puncto Brenntage für Kontrollen aus: "Die sind wichtig, damit kein Schindluder getrieben und beispielsweise Grobmüll verbrannt wird."
Reges Treiben herrscht am Sonnabend auf dem Recyclinghof in Westerhausen. Hier standen vier Container mit einem Fassungsvermögen von jeweils vier bis fünf Tonnen für den Grünschnitt bereit. Wie am Schnürchen fahren die Autos, manche mit Anhänger, heran, um auf diese Weise zu entsorgen. "Im Sommer bringen die Leute meist Rasen, im Herbst sind es zum Beispiel Baum- und Heckenschnitt. Fallobst darf nicht mit rein", sagt Recyclinghof-Mitarbeiter Frank Asmus. Der hat alle Hände voll zu tun, um die Fahrzeuge einzuweisen. Anschließend werden die Container zur Kompostieranlage nach Heudeber gebracht. Der Inhalt wird geschreddert und es entsteht später Humus. "Der kommt dann wieder nach Westerhausen und kann im Frühjahr hier kostenlos abgeholt werden", so Asmus.
"Ich möchte mit dem Rauch nicht die Umwelt verpesten", begründet eine Quedlinburgerin, weshalb sie ihr Grünzeug stets nach Westerhausen bringt. Ein Hüttenröder sagt: "Meine Nachbarschaft will keinen Qualm haben." Volker Köppe bringt seinen 13-jährigen Sohn Kevin als Hilfe mit zum Recyclinghof. Köppe hat seine Garten in der "Taubenbreite". Auch er meint: "Beim Verbrennen würde es zu viel Qualm geben. Deshalb habe ich schon Beschwerden bekommen."
Jörg Müller, Entsorgungsberater bei der Halberstädter enwi, erklärt der MZ: "Brennen ist nicht mehr zeitgemäß. Deshalb haben wir die Container eingerichtet. Das ist eine gute Sache und sie wird angenommen." Eine positive Bilanz kann auch Bernd Germer, Sachgebietsleiter der Unteren Abfallbehörde des Landkreises Harz, ziehen. Die Behörde schickte vier Mitarbeiter, die 70 bis 80 Kontrollen durchführten. "Es wird weniger als sonst verbrannt. Insgesamt sieben Belehrungen, wobei dreimal das Feuer wegen zu viel Rauch ausgemacht werden musste, ist eine geringe Zahl", freut er sich.
Lobenswert sei außerdem, dass im Vergleich zu früher weder alte Möbel noch Reifen im Feuer landeten. Auch Brandbeschleuniger wurden nicht mehr eingesetzt. "Es ist ein Ruck durch die Bevölkerung gegangen", so Germer.
Das Verbrennen von pflanzlichen Gartenabfällen ist in der Zeit von 15. Oktober bis 30. November erlaubt. Es kann von Montag bis Freitag von 8 bis 18 Uhr und am Sonnabend von 8 bis 14 Uhr erfolgen.