Quedlinburg Quedlinburg: Das weiße Gold
quedlinburg/MZ. - "Die Wärme konnte über das Wasser in den Boden gelangen. Das war sehr kostbar", freute sich der Landwirt. Da konnte das "weiße Gold" so richtig sprießen. Und derzeit sind sieben Saisonkräfte - darunter drei Polen - dabei, etwa 500 Kilogramm des Edelgemüses täglich zu stechen - im Durchschnitt acht Stunden von 6 Uhr früh an.
Keine leichte Arbeit also, wenn man stundenlang halb gebückt mit dem etwa 40 Zentimeter langen Spargelstecher die weißen Stangen aus den Erddämmen holt. Und erst, wenn sich ein helles Köpfchen über der Erde zeigt, wird gestochen. Im Jahr sind es zwischen 7,5 und acht Tonnen.
Ist Braschoß seit 13 Jahren ein Familienbetrieb, ist mittlerweile auch bei den Spargelstechern ein "kleiner Familienbetrieb" entstanden. Walter Hofmeister (64) ist seit acht Jahren Saisonkraft, Sohn Christian (27) seit vier Jahren und Sohn Steven (19) das erste Mal. "Wir verdienen uns lieber ein bisschen was dazu, als den ganzen Tag nur rumzusitzen", sagte das Familientrio. Das machen auch Christel und Klaus Prag an der Sortiermaschine.
Zwei etwa 2,4 Hektar große Spargelanlagen hat Braschoß - eine alte, die mittlerweile ausgedient hat, und eine neue, auf der zum Teil auch grüner Spargel steht. "Das ist mal was Neues für die Kunden und wird sehr gut angenommen", so der Hof-Chef. Auf der alten Anlage, die mit schwarzer Folie gedeckt ist, wird vorerst weniger gestochen. Da ist das Edelgemüse zum Teil noch nicht ganz so weit, weil es schon seit acht bis zehn Jahren im Boden ist und nicht mehr die Qualität hat. Da sind die Spargelstangen gerade so dick wie ein kleiner Finger oder Mittelfinger. "Dieses Jahr wird sie deshalb tot gestochen und es kommen dann Getreide und Erdbeeren drauf", so Braschoß.
Daumendick und dicker sind dagegen die Stangen von der neuen Anlage, die im ersten Jahr ohne Folie, die die Wärme der Sonne zum besseren Wachsen einfängt und hält, auskommen kann. "Sonst wird grundsätzlich mit Folie gearbeitet", sagt der Experte. Und die hat eine schwarze und eine weiße Seite. Bei wenig Sonne zeigt die schwarze Seite nach außen, um die Wärme zu halten, damit der Spargel gut und früher wächst. Ist es zu heiß, wird die Folie gedreht. Die weiße Seite reflektiert die Sonnenstrahlen, das Wachstum des Spargels wird gebremst.
Ist das "weiße Gold" in den Kisten, wird es in der hauseigenen Anlage gewaschen, nach Dicke sortiert, auf Länge geschnitten und je nach Qualität behutsam in rote, blaue oder grüne Plastikkisten einsortiert. Die werden dann in einer Kühlzelle bei ein bis drei Grad für 24 Stunden gelagert, "damit der Spargel aufhört zu atmen und sich in Festigkeit und Geschmack nicht mehr verändert". Zwischendurch, und zwar alle 30 Sekunden, sorgt ein feiner Sprühregen aus den Düsen an der Decke für ausreichende Feuchtigkeit. Aber es gibt einen feinen, nicht unerheblichen Unterschied zwischen weißem und grünem Spargel. Bleibt der weiße unabgedeckt in der automatisch gesteuerten Kühlzelle, wird der grüne Spargel abgedeckt. "Nur die Füße sind nass, das darf aber bei den Köpfen nicht sein", erklärt Braschoß das wichtige Detail. Ist die Spargelsaison vorbei, heißt es, das Edelgemüse weiter zu pflegen, damit es ordentlich ins "Grün" gehen und kräftig werden kann. Auch die Erd-Dämme müssen ab- und aufgehäufelt werden. Wichtige Dinge, damit auch im nächsten Jahr die Ausbeute auf dem Acker gut wird.
Ins Spargelgeschäft eingestiegen ist der in Bergheim bei Köln geborene Michael Braschoß im Jahr 2004, als er die 8,4 Hektar große Fläche mit Gebäuden vom Land kaufte. All das gehörte einst zur Versuchsanstalt in Ditfurt. Aber nach Quedlinburg kam Braschoß, mittlerweile verheiratet und Vater zweier Söhne (sieben und 18 Jahre), schon 1995 und fing vier Jahre später mit dem Erdbeergeschäft an. Und wie isst der Chef, ein staatlich geprüfter Landwirt, gern seinen Spargel? "Mit Kochschinken, Kartoffeln und brauner Butter oder ein hart gekochtes, klein geschnittenes Ei noch darüber."