Quedlinburg Quedlinburg: Auf Meese folgen die Handwerker
QUEDLINBURG/MZ. - "Es ist einfach etwas, was wir mal machen können und sollten", ist sich Björn Egging sicher. Er sagt dies auch mit dem Wissen, dass es einige böse Eintragungen im Gästebuch der Lyonel-Feininger-Galerie gab. Die Ausstellung "Jonathan Meese - Totalste Graphik" hat aber nach Auffassung des Galerie-Leiters durchaus seine Berechtigung, hier in Quedlinburg, in diesem Haus, gezeigt zu werden. Durch die Konzentration auf das graphische Werk sei dies legitim. Und die Besucherzahlen geben ihm Recht. Mit rund 3 000 in sieben Wochen habe es keinen Abbruch gegeben.
"Wir waren ein bisschen Stadtgespräch", sagt Egging und sieht dies als positiven Aspekt an. Die Zusammenarbeit mit dem Künstler gestaltete sich problemlos. Er sei sehr kooperativ gewesen. Dessen Assistentin erklärte: "Wir haben in jüngster Zeit zwei gute Erfahrungen gemacht, in Den Haag und in Quedlinburg". Auch das freut den Galerie-Leiter, der aber auch Verständnis für die Kritik derer hat, die nicht wegen Meese nach Quedlinburg gekommen sind, sondern wegen Feininger. Dass der Platz bei Sonderausstellungen für Feininger sehr beschränkt ist, bedauere er genauso.
Die 20 Graphiken von Jonathan Meese, welche zum Vorzugspreis verkauft werden konnten, waren bereits vor der Eröffnung der Ausstellung weg. Auch dies ist ein Indiz für das Interesse, sagt Egging. Ein Restposten von handsignierten Ausstellungsplakaten sei dagegen noch in der Galerie erhältlich. Am kommenden Montag wird die Meese-Ausstellung vorzeitig enden. Zuvor gibt es am Sonntag um 11.30 Uhr mit Barbara Segler und am Montag um 14 Uhr mit Björn Egging noch zwei Führungen durch die Exposition.
Anschließend schließt die Lyonel-Feininger-Galerie für etwa sechs Monate. Dann haben die Handwerker im Haus das Sagen. Bereits im vergangenen Jahr waren unter anderem Auflagen zum Brandschutz erledigt worden. Nun folgt der zweite Teil. Dabei wird ein zweiter Ausgang vom Zwischengeschoss im Neubau der Galerie geschaffen. Die Durchbrüche sind bereits vor einem Jahr erfolgt, nun wird die Tür im Zwischengeschoss eingebaut, was die Ausstellungsfläche verkleinert. Zugleich werden Brandschutz- und Sicherheitsanlage auf den neusten Stand gebracht. Doch auch Dachreparaturen und weitere Sanierungsarbeiten innen sind notwendig.
Da Fördermittel bis zum Jahresende abgerechnet werden müssen, konnte die Meese-Ausstellung nicht, wie ursprünglich geplant, bis Anfang Januar gezeigt werden. Die Arbeiten werden jetzt bis Dezember fortgesetzt. Nach einer dreiwöchigen Pause sind sie dann noch für das gesamte erste Quartal geplant. Der Galerie-Leiter geht davon aus, dass vor Ostern 2012 wieder geöffnet werden kann. Die erste Ausstellung ist derzeit ab 1. April vorgesehen. "Ich hoffe nicht, dass es ein Aprilscherz wird", sagt Egging, denn hinter dem Termin steht noch ein Fragezeichen.
Im kommenden Jahr will sich die Galerie zweimal mit Feininger-Werken in Sonderausstellungen befassen. Bis zum Sommer 2012 soll die Sammlung Hermann Klumpp nach neuen Gesichtspunkten unter dem Motto "Ein Sinnbild höherer Wirklichkeit" vorgestellt werden. Zum 110. Geburtstag und 25. Todestag Klumpps werden Feiningers Werke "unter dem Aspekt der künstlerischen Abstrahierung", die der Quedlinburger Bauhäusler 1932 in einer Publikation über Feininger, Klee und Kandinsky untersucht hatte, gezeigt.
Ab Sommer folgen dann Feiningers Radierungen und Lithographien, mit Leihgaben vollständig vorgestellt. Dazu wird im Herbst 2012 auch die bereits für dieses Jahr vorgesehene Tagung zum druckgraphischen Werk Feiningers nachgeholt.