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ProVinz-Kunsttage in Quedlinburg ProVinz-Kunsttage in Quedlinburg: Kunstschachteln an der Wand

17.09.2014, 17:55
Im vergangenen Jahr waren in der Post Quedlinburg Bilder von Sylke Symolka, Bernd Steinert und Matthias Ramme zu sehen.
Im vergangenen Jahr waren in der Post Quedlinburg Bilder von Sylke Symolka, Bernd Steinert und Matthias Ramme zu sehen. chris wohlfeld Lizenz

quedlinburg/MZ - Der Name ProVinz-Kunsttage sollte provozieren. Unterdessen hat sich das Ereignis in der Region etabliert und ist aus dem Kulturkalender von Quedlinburg nicht mehr wegzudenken. Für die MZ sprach Uwe Kraus mit Harriet Watts, der Vorsitzenden des ausrichtenden Vereins „art quitilinga“.

Die ProVinz-Kunsttage stehen ja von Anfang an für Kontinuität und Wandel.

Harriet Watts: So sehr es mich freut, dass viele regionale Künstler uns die Treue halten, ich finde es gut, sich immer mal wieder umzukrempeln. Es bleibt aber bei der einmaligen Mischung von Ausstellenden und historischen Orten, die verleiten soll, den Geist der Stadt zu atmen.

Interessanter scheint mir, was haben Sie mit Ihrem Verein nun von unten nach oben gewühlt? Die 17. ProVinz Kunsttage in Quedlinburg beginnen mit einem Umzug. Von wo nach wo?

Harriet Watts: Nein, kein Marsch durch die Stadt! Wir werden für zweieinhalb Wochen ins Druckhaus - Konvent 18 am Kirchhof der Nikolaikirche ziehen. Wir dürfen das Gebäude vor dem weiteren Umbau nutzen.

Ein Zeichen des Umbruchs und des Abschieds von der prägenden Location Blasiikirche?

Harriet Watts: Ja, es gab mit der Kirche Terminprobleme. Es passt aber derzeit bestens in den Bauablauf im ehemaligen Druckhaus. Es wird Baustrahler geben, Toiletten-Lösungen wurden gefunden.

Das Haus bietet ja genügend Platz. Was planen Sie?

Harriet Watts: Wenn man an so einem Ort zweimal 200 Quadratmeter Platz bekommt, wir nutzen das untere und das erste Geschoss, lassen sich auch langgehegte Pläne verwirklichen. Wir führen Kunst und Veranstaltungen zusammen.

Sie geben den 17. ProVinz-Kunsttagen in diesem Jahr den Untertitel „Stahl - Holz - Stein“. Ein Synonym für das, was die Besucher erwartet?

Harriet Watts: Für die ausgestellte Kunst auf jeden Fall. Im Konvent sind Skulpturen und Reliefs von Marcus und Esther Brockhaus aus Ballenstedt und Kunstschachtel-Wandmontagen von Mano Kellner aus Braunschweig zu sehen. Im Wordspeicher zeigt Charlott Szukala (Wettin-Löbejün) Holzskulpturen. Für den Stein steht Daniel Priese (Halberstadt) mit seinen Arbeiten in der Wipertikirche.

Apropos Stehen. Sie planen ja im Druckhaus Veranstaltungen. Wird jedes Konzert zu einer Steh-Party?

Harriet Watts: Keine Sorge, zwischen die Plastiken rücken wir Stühle. Also dank der Sitzgelegenheiten aus der Nikolaikirche Kunst rundherum und von der Bühne.

Worauf darf man sich freuen?

Harriet Watts: Unser Credo, dass Lang- und Kurzweiliges darauf wartet, von den Gästen entdeckt zu werden. Wobei das Langweilige sicher nicht die Kunst ist. Zur Eröffnung am 19. September spielt ab 20 Uhr Dietmar Diesner auf dem Saxophon. Am 25. September ab 20 Uhr liest Mario Schneider (Halle) aus seinen Erzählungen „Die Frau des schönen Mannes“. Frank Braun (Trompete) und Stephan Locher (Bass) sind ebenso zu erleben wie Jazz vom, aber nicht im Bahnhof Quedlinburg, sondern hier im Konvent.

Zurück zur darstellenden Kunst. Gibt es einen Geheimtipp?

Harriet Watts: Geheim nicht mehr, aber in der Galerie Müller's im Stieg 4/5 zeigt Laurel Lueders „Urban Viscera – Fotocollagen“. Kleine, interessante Schwarz-Weiß-Arbeiten. Spannend wird der Gegensatz, denn vor drei Jahren zeigte sie im Schlossmuseum riesige Fotomontagen.

Sie nehmen den Begriff Provinz ziemlich ernst.

Harriet Watts: Warum sollen wir in den engen Stadtgrenzen bleiben. Wir wollen zeigen, es gibt im Landkreis Harz eine lebendige Kunstszene. Nicht alles ist jedermanns Sache, aber wir sagen bewusst, schaut die Biennale im Halberstädter Schwimmbad an, fahrt nach Röderhof ins Künstlerhaus, besucht „Kinder-Cage-Kunst+Zufall“ im Burchardikloster Halberstadt und die „Galerie im ersten Stock“ im Kunstverein Wernigerode.

Zu Fuß geht es nicht?

Harriet Watts: Natürlich kann man auch in Quedlinburg viel entdecken. Katrin Ruhnaus „Kleine Köstlichkeiten“ bei „Frau Schnittchen“ am Schlossberg 29 oder die offenen Ateliers am 20. und 21. September. Anke Wissing, Thomas Hadelich, Nicole Bolze, Schmuck & Jochen Müller, Metall, Anke & Martin Straka sowie Bernd & Sylke Steinert sind zu unterschiedlichen Zeiten dabei.

Und Sie laufen mit Ihrem berühmten Schirm vorneweg?

Harriet Watts: Wenn das Wetter es gebietet. Es wird am 28. September ab 14 Uhr einen Rundgang geben. Vom Druckhaus über Wiperti, Wordspeicher und Palais Saalfeld hin zum Café Schnittchen am Schlossberg. Alle sind herzlich willkommen.