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Projekt Projekt: Chronik der Quedlinburger Stiftsgärten entsteht

Von Gerd Alpermann 31.07.2013, 18:04
Kai Wiebensohn ist beeindruckt, wie sich Anton Fiege durch jahrhundertealte Dokumente arbeitet.
Kai Wiebensohn ist beeindruckt, wie sich Anton Fiege durch jahrhundertealte Dokumente arbeitet. Chris Wohlfeld Lizenz

Quedlinburg/MZ - Ab der Mitte des 17. Jahrhunderts erhielten die Stiftsgärten ihre barocke Gestalt. Diese Zeit bis 1810 wird eine Chronik umfassen, die Anton Fiege zu den Quedlinburger Stiftsgärten zusammenstellt. Davor waren sie vor allem Obstgärten. Beginnend um 1660 und endend mit der Auflösung des Stiftes 1802 geschah die Umgestaltung mit breiten Wegen zum Flanieren und lauschigen Plätzchen.

Anton Fiege arbeitet für anderthalb Jahre beim Bauhof der Stadt über den Bundesfreiwilligendienst. Zum Abschluss soll ein Werk wie das zu den „Quedlinburger Wälder“ herauskommen, das Anton Fiege vor etwa zehn Jahren zusammengestellt hat. Dieses Buch umfasst etwa 500 Seiten. Ob es wieder so viele werden, darüber kann er nur lächeln spekulieren. Doch allein beim Dechaneigarten, einem von drei Stiftsgärten, ist schon Material zusammengekommen, das eine ähnliche Größenordnung mit Fotos, Skizzen und Tabellen erwarten lässt. Beim Dechaneigarten steht Anton Fiege schon vor dem Abschluss. Die Aufarbeitung der Dokumente zu den anderen beiden anderen Gärten werden folgen.

Für den Bauhof entsteht so ein Nachschlagewerk zur Stadtgeschichte, das auch Schulen und der Bibliothek sowie interessierten Bürgern zur Verfügung gestellt werden soll, wie Kai Wiebensohn, der Grünverantwortliche beim Bauhof der Stadt, erklärt. „Wir hoffen auch wieder auf Unterstützung. Bei der Abhandlung zu den Wäldern Quedlinburgs hatte die Jagdgenossenschaft entsprechend geholfen.“

Sammelsurium von Strichen und Punkten

Anton Fiege fängt bei der Aufarbeitung der Geschichte von Abtei-, Dechanei- und Propsteigarten nicht bei Null an. Schon vor zehn Jahren hat er dazu gehörende Dokumente, wie Pachtverträge, gesichtet. Hauptquelle ist das Landesarchiv in Magdeburg, wo sich heute die meisten Unterlagen und Dokumente seit preußischer Zeit befinden. Einiges lässt sich auch im Quedlinburger Stadtarchiv herausfinden. „Es ist eine Heidenarbeit“, gesteht der Chronikerarbeiter. Wie viele Dokumente oder Seiten er durchsehen muss, kann er nicht genau sagen: „Es werden wohl einige Hundert sein.“ Und die sind in alter Schrift verfasst. Für Nachgeborene nur noch ein Sammelsurium von Strichen und Punkten, hat sich Anton Fiege inzwischen aber eingefuchst: „Mit der Zeit kriegt man das immer besser hin und kann die Dokumente gut lesen.“

Von den drei Stiftsgärten ist nur noch der Abteigarten in etwa in seiner ursprünglichen Gestalt erhalten. Auf dem Dechanei- und Propsteigarten stehen heute zum Teil Häuser. Der Dechaneigarten schloss sich an den Abteigarten an und zog sich bis zum Neuen Weg hin. Der Propsteigarten wiederum umfasste Teile des heutigen Wordgartens, einschließlich des Wordhauses, in der sich eine Gaststätte befindet. Zu allen drei Gärten gehörten früher Wohnhäuser und Ställe, welche die jeweiligen Pächter nutzten, die zum Beispiel das Baumobst an das Stift abzugeben hatten. Weitere Früchte und Erträge konnten sie für sich behalten oder verkaufen, geht aus den bereits gesichteten Materialien hervor.

Spreewald in Quedlinburg

Interessant ist auch, wie sich der Bereich unterhalb des Schlossberges in den Jahrhunderten veränderte. Vor der Barockzeit sah es im und am Brühl noch so aus wie im Spreewald, gibt Anton Fiege einen Vergleich. Das Gebiet war von Wasserläufen durchzogen. Erst später wurden die Bachläufe umverlegt und damit Begrenzungen für die Anbauflächen geschaffen. Die entstandenen Kanäle hatten damals noch keine Namen, wie alte Karten belegen. Wie es zum Beispiel zu der Bezeichnung Holländer Graben kam, ist noch ungeklärt. Vielleicht findet sich beim jetzige Aktenstudium dazu ein Hinweis. Es könnte sich andererseits auch um eine Bezeichnung weit jüngeren Datums handeln.

Die Abhandlung zu den Quedlinburger Stiftsgärten muss bis zum Herbst kommenden Jahres fertiggestellt sein. Dann läuft die Zeit des Bundesfreiwilligendienstes für Anton Fiege aus. Wenn es die Zeit erlaubt, sollen aber in die Dokumentation noch kleinere Flächen des Stiftes, unter anderem am Kleers und Gröperntor, behandelt werden.