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Elisabeth von Weida Platz vor der Alten Elementarschule in Gernrode bekommt einen neuen Namen

Besucher erfahren mithilfe eines QR-Codes mehr über die Äbtissin. Seit 2005 gehört der Platz zu den 52 „Frauenorten“ in Sachsen-Anhalt.

Von Elisabeth von Maydell Aktualisiert: 05.07.2021, 14:27
Manfred Kaßebaum (links) und  Heidemarie Fuhrmann als Elisabeth enthüllen das Schild. Anke Triller stellt die neuen Frauenorte-Tafel vor. Und Pfarrer Andreas Müller segnet den Platz.
Manfred Kaßebaum (links) und Heidemarie Fuhrmann als Elisabeth enthüllen das Schild. Anke Triller stellt die neuen Frauenorte-Tafel vor. Und Pfarrer Andreas Müller segnet den Platz. (Foto: Elisabeth von Maydell)

Gernrode/MZ - Der Platz vor der Alten Elementarschule in Gernrode trägt nun einen neuen Namen: Am Samstag wurde er nach der Äbtissin Elisabeth von Weida benannt. Anlass für die Namensgebung ist das 500. Jubiläum der Reformation in Gernrode.

Die feierliche Einweihung begann um 15 Uhr mit einem musikalischen Auftakt durch das Bläserensemble unter der Leitung von Eckhart Rittweger, gefolgt von den Begrüßungsworten des Ortsbürgermeisters Manfred Kaßebaum (CDU), in denen er die Arbeit der Äbtissin Elisabeth von Weida würdigte und sich bei der „Elisabeth-Gruppe“ bedankte, die diese Platzbenennung möglich gemacht hat. Anschließend segnete Pfarrer Andreas Müller den Platz.

Heidemarie Fuhrmann als Elisabeth von Weida und Manfred Kaßebaum enthüllten das Schild

Gemeinsam mit Heidemarie Fuhrmann - in der Rolle der Elisabeth von Weida - enthüllte Manfred Kaßebaum dann das neue Platzschild. Darunter befindet sich ein Informationsschild zu der Person Elisabeth von Weida mit einem QR-Code, mit dem Interessierte im Internet mehr über die Äbtissin erfahren können.

Anke Triller, Vorsitzende der Frauenorte Sachsen-Anhalt, erklärte in ihrer Rede, welche drei Gründe sie zum Feiern sieht: „Ich bin stolz, dass wir heute die erneuerte Frauenorte-Tafel präsentieren können.“ Seit 2005 gehört der Platz vor der Alten Elementarschule schon zu den 52 Frauenorten in Sachsen-Anhalt. Der zweite Grund sei nicht nur das Aufstellen einer Tafel, die wahre Bedeutung liege in der Erinnerung an wichtige Frauen der Geschichte durch die Menschen, die sich auch heute zeige.

„Der dritte Grund für mich persönlich ist, dass oft die Söhne von Städten, selten aber die Töchter so gewürdigt werden. Hier findet ein wichtiger Perspektivwechsel statt“, erklärte sie. Mit diesem Tag seien alle drei bedeutenden Frauen der Stadt Quedlinburg in Straßennamen gewürdigt - Äbtissin Mathilde, Ärztin Dorothea Christiane Erxleben und nun Elisabeth von Weida.

Nach diesen Worten enthüllten Anke Triller und „Elisabeth von Weida“ gemeinsam die erneuerte Frauenorte-Tafel. Der Gernröder Ortsbürgermeister bekam anschließend von Anke Triller eine Ehrenurkunde für das Engagement für Frauengeschichte überreicht. Auch den Abschluss der Einweihungszeremonie begleitete das Bläserensemble.

Die Idee, den Platz vor der Alten Elementarschule nach Elisabeth von Weida zu benennen, sei bereits mehrere Jahre alt, sagte Manfred Kaßebaum. „Der Gedanke hat dann in den letzten Wochen Fahrt aufgenommen, besonders durch die Einladung unseres Pfarrers Andreas Müller zur ‚Elisabeth-Gruppe‘ vor etwa drei Monaten“, erklärte er. Helmut Hartmann, Mitglied im Kulturverein und Vertreter des Gemeinde-Kirchenrats, ergänzte, es sei eine sehr harmonische Zusammenarbeit zwischen der Kirche und dem Kulturverein gewesen.

„Idealerweise sollten Frauenorte mit Schulklassen besucht werden, um diese Geschichte der Jugend bewusst zu machen.“

Anke Triller, Vorsitzende der Frauenorte Sachsen-Anhalt

Kaßebaum zeigte sich sehr zufrieden darüber, dass rund 80 Besucher zur Platzeinweihung gekommen sind. „Alle sollen davon profitieren, Touristen, Gäste und natürlich auch die Bürger. Durch den QR-Code können sie sich genauer informieren, junge Menschen genauso wie ältere, von denen ja immer mehr Smartphones haben“, sagte er. Besonders freue es ihn, dass man nun eine nachhaltige und vor allem sichtbare Ehrung für Elisabeth von Weida habe.

Auch Anke Triller wies auf den Wert der Frauenorte gerade für Einheimische hin: „Dabei handelt es sich um regionale Geschichte. Idealerweise sollten Frauenorte mit Schulklassen besucht werden, um diese Geschichte der Jugend bewusst zu machen.“ In vielen Städten habe sie mit Widerstand zu kämpfen, wenn es um die Würdigung historischer Frauen gehe. „Umso mehr freut es mich, dass wir hier in Quedlinburg jetzt alle historischen Frauen gewürdigt haben“, betonte sie.

In der alten Alten Elementarschule ist eine Ausstellung zu 500 Jahren Reformation in Gernrode zu besichtigen.
In der alten Alten Elementarschule ist eine Ausstellung zu 500 Jahren Reformation in Gernrode zu besichtigen.
(Foto: Jürgen Meusel)

Viele Besucher sind froh, dass der Platz vor der Alten Elementarschule nun den Namen von Elisabeth von Weida trägt. „Auf diese Platzbenennung haben wir lange gewartet, ich finde das sehr, sehr schön!“, sagte Annemarie Beige. Die Gernröderin hat oft im Kulturverein mitgearbeitet, obwohl sie selbst kein Mitglied ist.

Auch Simone Kluge, Referentin der Evangelischen Frauen in Mitteldeutschland, ist glücklich über diese Würdigung einer Frau der Reformation: „Es ist schwierig, in der Reformationsgeschichte Frauen zu finden, da sie sehr männlich dominiert ist.“ Die Reformation werde oft auf Luther reduziert, dabei sei diese Bewegung darauf angewiesen gewesen, dass sie von vielen Menschen mitgetragen wurde. „Bei der Reformation handelte es sich um eine gesamtgesellschaftliche Umbruchzeit, auch von Frauen für Frauen“, erklärte sie.

Dass Gernrode erst im Jahr 2021 das 500. Jubiläum der Reformation feiere, hänge besonders mit Elisabeth von Weida zusammen, sagte Marlen Hartmann aus dem Bereich Öffentlichkeitsarbeit des Kulturvereins: „Sie hat hier in Gernrode im Jahr 1521 begonnen, Luthers Gedankengut zu verbreiten. Im Sinne von Luthers Lehren hat sie die Gründung von Schulen angeregt, um dem einfachen Volk Bildung zu ermöglichen.“