Paracelsus-Klinik in Bad Suderode Paracelsus-Klinik in Bad Suderode: Chefarzt Jürgen Schwamborn geht in Rente

Bad Suderode/MZ - „So ganz kann ich noch nicht loslassen“, sagt Chefarzt Dr. Jürgen Schwamborn, der seit seinem Renteneintritt am 1. April das „Leitender“ vor seinem Titel abgelegt hat. Er freut sich, dass zum 1. Juli seine Nachfolgerin ihr Wirken beginnt. Oberärztin Ursula Haak vom Krankenhaus Martha-Maria in Halle-Dölau tritt in seine Fußstapfen. „Eine geschätzte Kollegin, die Sachsen-Anhalt kennt und hier verwurzelt ist“, sagt der scheidende Chefarzt.
Dass er selbst ab und an nochmal reinschaut und erreichbar bleibt, sei mit der Nachfolgerin abgesprochen. „Ich werde meine Zweitwohnung in Quedlinburg aufgeben, aber so weit ist es von Bad Sachsa hierher ja auch nicht.“ Dass er überhaupt in die Welterbestadt gezogen ist und eine Wochenend-Ehe führte, verdankt er seiner Gattin, die im Kloster Walkenried arbeitet. „Die verwies damals auf das viele tägliche Fahren übern Harz und auf mein zunehmendes Alter…“ Der Hämato-Onkologe und Sozialmediziner Schwamborn lacht. Immerhin 15 Jahre bestimmte er medizinisch die Geschicke der Harz-Klinik mit. Damals sei er aus dem Saarland in den Harz gekommen. „Ich habe nie Probleme damit gehabt, weder mit Patienten, noch mit Kollegen oder in der Region. Es waren 15 zufriedene und glückliche Jahre.“ Gerade dem Ostharz fühlen sich seine Frau und er eng verbunden. „Kloster Michaelstein ragt da raus. Wir waren bei Konzerten und den Klosterfesten. Dazu die Kontakte zur Huysburg und das gute Essen im „Brühl“ und beim Michaelsteiner „Klosterfischer“. Aber das geben wir ja alles nicht auf.“
Der Chefarzt sitzt in seinem Büro vor dem Laptop und hadert mit seinen Schreibkünsten auf der Tastatur. „Mit zwei Fingern kommt man nicht allzu schnell voran. Wenn ich das auf 30 Seiten Fachtext ausrechne“, scherzt er. Er blickt entspannt auf das, was ihn nun erwartet. „Irgendwann gilt es, Abschied zu nehmen. Es ist jetzt das richtige Alter, um sich nochmal umzuorientieren“, findet der fit wirkende Mediziner. Er will schreiben. „Memoiren, aber nicht mein Leben in der Rehabilitation. Unsere jüngste Tochter hat gedrängelt, dass wir so wenig aus der Vergangenheit wissen. So werde ich mich jetzt weiter in der Genealogie verlieren. Bis 1650 habe ich die Familienzweige schon zurückverfolgt.“ Wie sie die Zeit in der Altersteilzeit füllt, dafür hat die langjährige Verwaltungsdirektorin der Klinik, Ilona Heinze, ihren Plan. Ihr Sohn hat ihr ein Enkelkind geschenkt, ihre Tochter hat einen guten Job in Leipzig. So wird sie sich mehr familiären Verpflichtungen widmen. „Wichtig ist, dass man gesund bleibt und paar Dinge nachholt, die man aufgeschoben hat.“ Gerade in ihren Berufen wissen die Verwaltungschefin und der Chefarzt, dass so oft Gesundheit gewünscht werde. „Da hofft man immer, dass sich das auch erfüllt.“ Doch Heinze treibt noch ein weiterer Wunsch: „Ich habe früher mal Klavier gelernt. Mal sehen, ob ich wieder mehr spielen kann.“ 24 Jahre stand sie in der Klinik in vorderster Reihe. Sie hatte in der turbulenten Nachwendezeit maßgeblichen Anteil daran, dass die drohende Schließung der Einrichtung abgewendet werden konnte. „100 Arbeitsplätze haben wir erhalten, wo anderswo abgewickelt wurde. Damals haben wir uns nach Partnern und Investoren umgeschaut. Es sollte nicht irgendwer von der Glücksrittern sein, sondern ein gestandenes Unternehmen. Was wir ja auch fanden.“ So wurde die Klinik zur ersten privatisierten Klinik der Neuen Bundesländer.
„Dahinten landete der Hubschrauber des Paracelsus-Konzerns“, zeigt sie. „Und dann haben wir im Klubraum den Vertrag unterzeichnet.“ Heute zählt die idyllisch gelegene Klinik 140 Mitarbeiter. „Der Teamgeist bei uns stimmt. Unsere Patienten spüren die Wärme im Umgang, sie sind keine Nummer hier.“ Ilona Heinze verhehlt keineswegs, es gab nicht nur Jubelmomente. „Ich denke nur an die Krisen im Reha-Bereich zwischen 1997 und 1999. Da haben wir verstanden, uns zu bewegen und Konzepte mit der heutigen Deutschen Rentenversicherung Bund zu finden.“ Natürlich gab es auch in der Paracelsus-Klinik Einschnitte. „Aber zuerst Fachkräfte zu feuern, war nicht unsere Linie. Wir haben sie qualifiziert und umgesetzt.“ Die Klinik, deren Anfänge im Jahre 1962 liegen, befasste sich schon vor der Wende mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Später kamen die Onkologie und weitere Leistungen hinzu. „Wir verstehen uns als regionale Gesundheitseinrichtung“, erläutert Heinze. Dazu zähle, dass 80 Prozent der Mitarbeiter aus der Region kommen und die Klinik Wirtschaftskraft im Harzkreis verkörpere. Außerdem pflege man gute Kontakte mit den Akutkliniken und Krankenkassen im Land, um Patienten aus Sachsen-Anhalt in Bad Suderode in die Reha zu bekommen. Von Ilona Heinzes eigenen Verwurzelung in der Harzregion zeugen das Projekt mit der Hagenberg-Schule Gernrode, das Wandern des Harzklubzweigvereins mit Patienten oder die Kontakte zum Spielmannszug oder der freiwilligen Feuerwehr. „Es war immer ein Geben und Nehmen“, bilanziert Heinze.