Nordharzer Städtebundtheater Nordharzer Städtebundtheater: "Rosenkavalier"-Premiere am Samstag in Halberstadt

Halberstadt/MZ - „Es ist wie ein Nach-Hause-Kommen“, sagt Holger Potocki über seine Regie-Arbeit am Nordharzer Städtebundtheater, seine neunte unterdessen. Der 38-Jährige inszeniert den als Komödie für Musik in drei Aufzügen von Richard Strauss angekündigten „Rosenkavalier“, der am kommenden Sonnabend im Großen Haus Halberstadt Premiere feiert.
Nach „Hänsel und Gretel“, Potockis erster Inszenierung als junger Regieassistent, folgten „La Boheme“ und „Der Vetter aus Dingsda“, eine Bergtheater-„Carmen“ und „Feuerwerk“. „Unter drei Intendanten hier Regie zu führen, das ist nicht jedem gegeben.“ Dem Berliner geht es gut, das spürt man an all seinen Worten. Nach seiner Operndirektoren-Zeit in der Vor-Stone-Ära in Magdeburg hat er gut zu tun. „Ich genieße es, Künstler zu sein.“ Den Schritt in die Freiberuflichkeit hat der Regisseur, Librettist und Autor bis heute nicht bereut: „Ich kann mich voll aufs Inszenieren konzentrieren und muss mich nicht mehr ums Administrative kümmern.“
In gutem Rhythmus
Holger Potocki hat mit seiner Frau einen guten Rhythmus gefunden, bei dem sich Regiearbeit und Schreiben abwechseln. Was besonders seinen drei Kindern durchaus zugute kommt.
In Bielefeld hat er einen Abend mit zwei britischen Opern auf die Bühne gebracht. Die Oper „Dido und Aeneas“ von Henry Purcell trifft auf das rund 300 Jahre jüngere Werk „Wo die wilden Kerle wohnen“ des Schotten Oliver Knussen. „Die Werke passen prima zusammen. Bei den frei nach einem Kinderbuch entstandenen ,Wilden Kerlen’ findet sich gewaltige, neue Musik“, erklärt der Regisseur.
Als Intendant und Musikdirektor Johannes Rieger ihn vor zwei Jahren anrief, dachte Potocki einen Moment nach, „denn ,Der Rosenkavalier’ ist schon ein riesiger Klopper.“ Doch Holger Potocki kennt das Opern-Ensemble und die Gegebenheiten am Nordharzer Städtebundtheater. „Riesenstück, hin oder her, mit den Halberstädter Mitteln ist es (noch) zu stemmen. Es gibt eine gute Solisten-Besetzung und eigentlich ist auch keine Chormasse gefragt. Was ja erst einmal nichts über die Herausforderung aussagt, die Strauss uns da bietet.“ Er ist sich sicher, die Oper führt jeden Einzelnen an seine Grenzen. „Ob auf den Bühnenbrettern oder im Orchestergraben. Das ist ein spannender Prozess, bei dem das Haus viel gewinnt.“ Es werde eng im Orchestergraben, meint der Regisseur, der aus der Musikgeschichte weiß, „Strauss war ein Pragmatiker“. Dem war ein guter Klang wichtig und so ließ er Änderungen zu, wenn die Musik dann für den Klangkörper spielbarer wurde. Was Richard Strauss komponiert hat, empfindet Potocki als „feinfühlig und unter die Haut gehend“.
Klaus-Uwe Rein, der den Baron Ochs auf Lerchenau singen wird, sagt über den „Rosenkavalier“, dass jeder Akt eigentlich ein eigenes Stück sei. Eine Mischung von Tragik und Wehmut mache das Stück aus, so Potocki. „Es gibt ganze Opern, die erzählen weniger als hier allein der erste Akt“.
Premiere wird am 9. März um 18 Uhr im Großen Haus Halberstadt gefeiert. Kartenanfragen unter Tel. 03946/96 22 22 oder 03941/69 65 65.
Im Dezember gab es eine kurze Phase der „Vorproben“, seit 21. Januar laufen die Proben auf vollen Touren, mal abgesehen davon, dass die Sänger natürlich in einer Reihe Repertoire-Vorstellungen singen. „Gerade die Bettszene haben wir lange geprobt. Eine Kernszene, und da ist es rein handwerklich sehr wichtig, wer da wie liegt.“
Die Partien seien nicht nur schwer, sondern auch lang. Im Halberstädter Ensemble spüre er Motivation und Disziplin. Tugenden, die Regisseure nicht überall vorfinden. Er schwärmt über die ganz tollen Frauen. Annabelle Pichler singe eine erstklassige Feldmarschallin Fürstin Werdenberg. „Regina Pätzer spielt famos und präzise den Octavian, der so viele Wechselbäder der Gefühle erlebt.“
Pianistin auf hohem Niveau
Und noch jemanden stellt Holger Potocki heraus: Violetta Kollar. „Am Klavier ersetzt sie ja in den Proben das ganze Orchester. Die hält den Laden so liebevoll zusammen. Eine Pianistin auf so einem hohen Niveau hatte ich bei meinen Inszenierungen sehr selten.“ Bernhard Niechotz werde das musikalische Saison-Schwergewicht ausstatten. Ein Mann, mit dem der Regisseur nicht nur bei den Schlossfestspielen in Sondershausen zusammengearbeitet hat. „Er hat die Kammeroper ,Petterson und Findus’, die ich geschrieben habe, ausgestattet.“ Er schätze dessen „konzentrierten Blick, der eine schwebende Poesie auch optisch zulässt“.
Die Inszenierung von „Der Rosenkavalier“ wird „schön, aber nicht im Barocksinne opulent“, kündigt der Regisseur an. Knapp vier Stunden könne man beste Opernkunst erleben. „Aber ein Abend wird nur lang, wenn er langweilig ist. Leerlauf werde ich nicht zulassen“, kündigt Potocki an.
Telefon: „Der Rosenkavalier“ feiert am 9. März um 18 Uhr im Großen Haus Halberstadt Premiere. Kartenanfragen unter Tel. 03946/96 22 22 oder 03941/69 65 65.