Nordharzer Städtebundtheater Nordharzer Städtebundtheater: Geld fürs dritte Saxophon

Quedlinburg - Gijs Nijkamp jongliert mit dem Cocktail-Shaker. Daneben stehen Mitglieder des Halberstädter Theaterfördervereins. Keine vorfristige Silvester-Party auf der Operettenbühne, sondern der Verein übergibt in der Kulisse von „Die Blume von Hawaii“ einen Scheck in Höhe von 5.000 Euro.
Der Vorsitzende des Vereins, Klaus Rupprich, freut sich, dass die steigende Mitgliederzahl es ermögliche, das Nordharzer Städtebundtheater ganz im Sinne der Vereinssatzung finanziell zu unterstützen. „Die eine Hälfte des Betrages kommt der Rigoletto-Inszenierung zugute, mit der anderen sorgen wir dafür, dass die aktuelle Operetten-Inszenierung gut ausgestattet ist“, erklärt Inge Melzer, die Schatzmeisterin des Vereins, die gemeinsam mit dem Vorsitzenden und Schriftführerin Angelika Röhle nach Quedlinburg kam.
Damit wolle der Verein keineswegs mit seinem Pendant, dem Quedlinburger Musik- und Theaterverein, konkurrieren. „Dass wir heute hier den Scheck übergeben, hat einen ganz einfachen Grund: Die Premiere der Paul-Abraham-Operette findet am Samstagabend in Quedlinburg statt.“ Das Geld wird auch dafür genutzt, das Orchester mit einem dritten Saxophon zu verstärken.
„Orchester ist vielleicht nicht mal das richtige Wort“, findet der Intendant des Nordharzer Städtebundtheaters, Johannes Rieger. Er verspricht gestern Abend: „So gab es den Abraham noch nicht auf der Bühne.“ Dort hat „Jim’s Combo“ Platz genommen, die eine ganz besondere Spielart von Musik bieten wird. Die Bearbeitung, die das Publikum ab morgen erleben wird, ist völlig neu. „Auch wenn es weder die große noch die mittlere Besetzung sein wird, es dürfte ein Musikerlebnis werden“, meint der Intendant, der die musikalische Leitung seinem Assistenten Florian Kießling übertragen hat. Dessen Ehefrau Marie-Luis Kießling wird mit der französischen Sopranistin in der Rolle der Raka abwechseln.
Die Besucher können sich auf fast das gesamte Musiktheater-Ensemble freuen. Bettina Pierags singt die Prinzessin Laya, die Theaterpreisträgerin Runette Botha übernimmt die Rolle der Bessy Worthington und legt mit John Buffy alias Tobias Amadeus Schöner eine flotte Sohle aufs Jazz-Parkett.
„Ich hoffe ganz inständig, dass diese Operetten-Inszenierung ein großer Erfolg wird“, sagt Mareike Zimmermann, die erstmals in Halberstadt Regie führt. Sie erhielt erst vor wenigen Wochen sowohl am Tiroler Landestheater in Innsbruck gute Kritiken für ihre „Monty Python“-Aufführung als auch fürs Kindermärchen am Theater Erfurt.
Sie sorgt für eine Begegnung mit der schillernden Persönlichkeit Paul Abraham. Der gilt als „tragischer König der Operette“ Das Schicksal des deutsch-ungarischen Operettenkomponisten Paul Abraham, der Ende der 1920er-Jahre kometenhaft zum erfolgreichsten Komponisten seiner Zeit aufstieg, bewegt: Erfolge, dann dramatisches Exil in Ungarn, Frankreich, Kuba und den USA, wo er schließlich nahe New York im Irrenhaus landete.
Als „Operettenkönig“ wurde Abraham zu Beginn der 1930er-Jahre mit „Die Blume von Hawaii“ gefeiert, und seine Lieder tönten als Gassenhauer durch die Straßen Berlins. Bis die Herrschaft der Nationalsozialisten begann... (mz)
