Neue Chance für Mönche und Nonnen
Quedlinburg/Ballenstedt/MZ. - So entschloss sich der gelernte Kaufmann, historische Baustoffe zu sichern und aufzuarbeiten. Schwerpunkte dabei sind Holzbaustoffe, insbesondere Kanthölzer zur Fachwerkrekonstruktion. Die Balken können da schon einmal bis 32 mal 40 Zentimeter im Querschnitt betragen und stolze acht Meter Länge erreichen. Diese Hölzer, die aus Abrisshäusern stammen, sind oft über 150 Jahre alt und per Hand bearbeitet, zeigt der junge Mann auf die in der Ballenstedter Lagerhalle fein säuberlich gestapelten Balken.
Jerx, der aus einer Architektenfamilie stammt, weiß haargenau, was Architekten und Bauherren für die Fachwerkrekonstruktion benötigen. "Die gestapelten Hölzer sind riss- und verdrillsicher und nicht kontaminiert", versichert er. Proben je Ausbaupartie wurden labortechnisch untersucht und zertifiziert. Durch diese Eigenschaften sind sie natürlich auch für Neubauten interessant. Ein alter Balken kann sich halt nicht mehr verziehen.
Um aber auch die anderen gut erhaltenen historischen Baustoffe, beispielsweise Dachziegel, Sandsteine, Gesimse, Bodenplatten, Pflaster, Granit, Materialien aus Guss- und Schmiedeeisen, Parkett, Fenster, Türen, Beschläge, Kamine / Kachelöfen oder Fliesen vor dem Schredder oder der Müllhalde zu bewahren, gründete er im Januar dieses Jahres seinen noch Ein-Mann-Betrieb.
Mittlerweile hat sich das bei Baufirmen, Architekten- und Ingenieurbüros herumgesprochen, zählen sie zu den Stammkunden. Auch zu Abrissfirmen hat der Jungunternehmer enge Kontakte, damit die historischen Baustoffe fachgerecht geborgen werden und so auch für die Nachwelt erhalten bleiben. "Letztlich ersparen sie sich durch die Übernahme der Materialien durch uns Abtransport- und Deponiekosten", sagt Jerx.
Vor Ausbau und Bergung der Materialien werden die Häuser besichtigt, um einen Schaden wie u.a. Schwammbefall und Kontaminierungen möglichst auszuschließen. Diese Sichtkontrollen werden beim Abbruch oder Rückbau laufend fortgeführt, versichert er. Zu den geborgen und aufgearbeiteten Baustoffen, die in der Halle gut sortiert lagern, gehören auch Sandsteine für quadergerechtes und Zyklopenmauerwerk, Mauerziegel im Kloster- und Reichsformat, Dachziegel als Linkskremper, Firste, Mönch und Nonne, Granitpflaster und -platten.
Ziegel werden erst ab Obergeschoss geborgen, um Salz- und Sulfatbelastungen zu vermeiden. "Ich will einfach einen Beitrag zur Erhaltung von Fachwerkhäusern in der Region leisten", begründet Alexander Jerx sein Engagement für die Wiederverwendung historischer Baustoffe.