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Nabu mobilisiert Nach Harz-Bränden: Räumung von Totholz im Nationalpark Harz "gesetzeswidrig"?

Der Naturschutzbund (Nabu) läuft Sturm gegen die Beräumung des Totholzes im Nationalpark Harz, das als eine Ursache für den Großbrand am Brocken ausgemacht wurde. Ist die Maßnahme gesetzeswidrig?

Aktualisiert: 13.10.2022, 12:17
Nach einem mehrtägigen Großbrand im Harz wird seit einer Woche das Totholz beräumt. Der Nabu glaubt, dies sei gesetzeswidrig und läuft dagegen Sturm. Symbolbild:
Nach einem mehrtägigen Großbrand im Harz wird seit einer Woche das Totholz beräumt. Der Nabu glaubt, dies sei gesetzeswidrig und läuft dagegen Sturm. Symbolbild: dpa

Magdeburg (vs) – Seit einer Woche wird Totholz aus dem Nationalpark Harz abtransportiert, weil es als Brandbeschleuniger für Brände am Brocken gilt. Nun läuft der Naturschutzbund (Nabu) dagegen Sturm. Der Vorwurf: Der Abtransport des Holzes sei gesetzeswidrig.

Der Nabu in  Sachsen-Anhalt und Niedersachsen kritisieren die Beräumung des Totholzes scharf und fordern die beteiligten Akteure auf, die Räumung sofort zu stoppen, heißt es in einer Mitteilung der Organisation. Mit der Entfernung des toten Holzes werde ein wichtiger Teil des Waldökosystems entfernt und Lebensraum zerstört.

"Eine großflächige Beseitigung des Totholzes als Brandbekämpfungsmaßnahme ist absolut abzulehnen. Totholz bildet die wichtigste Grundlage für Artenvielfalt im Wald. Das widerspricht dem fundamentalen Gedanken des Prozessschutzes, welcher in der Kernzone eines Nationalparks maßgeblich ist", so Anne Arnold, Forstwissenschaftlerin und Geschäftsführerin des Nabu Sachsen-Anhalt. Außerdem habe die Beseitigung starke Auswirkungen auf die Kohlenstoffspeicherung in Wäldern. Denn durch liegendes Totholz werde ein nicht unbeachtlicher Anteil an Kohlenstoff in den Boden eingetragen, was der Klimakrise entgegenwirke. "Zudem muss mit irreversiblen Schäden an den Böden gerechnet werden", glaubt Arnold.

Das großflächige Räumen von Totholz widerspreche damit klar den Kriterien eines Nationalparks und dem Nationalpark-Gesetz, heißt es weiter in der Nabu-Mitteilung. "Zudem ist Totholz kein Brandbeschleuniger, sondern ein wichtiger Bestandteil im Ökosystem Wald. Es bindet viel Feuchtigkeit und wirkt auf diese Weise sogar als natürlicher Schutz vor Waldbränden! Totes Holz gefährdet den Wald nicht, sondern stärkt seine natürlichen Abwehrkräfte", so Holger Buschmann, Landesvorsitzender des Nabu in Niedersachsen.

Die Organisation fordert deshalb, dass Brandüberwachungssystem in Deutschland weiter auszubauen. Strukturelle Maßnahmen, wie die Einrichtung von Feuerwachtürmen und die Löschwasserbevorratung im Wald würden ihren Teil zur Brandprävention und -bekämpfung beitragen.