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Meine erste Blutspende MZ-Redakteur als Blutspende: Was davor passiert und wohin das gespendete Blut gelangt

Von Kjell Sonnemann 14.06.2019, 07:56
Der Schaumstoffball erfüllt einen Zweck: Wird er mit der Hand des Arms, aus dem Blut genommen wird, geknetet, fließt das Blut etwas schneller.
Der Schaumstoffball erfüllt einen Zweck: Wird er mit der Hand des Arms, aus dem Blut genommen wird, geknetet, fließt das Blut etwas schneller. M. Junghans

Quedlinburg - Eine spitze Infusionsnadel pikt durch die Haut, hinein in die mit dunkelrotem Blut durchströmte Vene. Oder sie verfehlt die dünne Vene, gleitet vorbei und schabt auf dem Oberarmknochen herum.

Dieses Bild habe ich - obwohl ich weiß, dass es Quatsch ist - im Kopf, wenn ich an Nadeln beim Doktor denke. Wenn ich mir bildlich vorstelle, was in meinem Arm beim Blutabnehmen passiert, schlägt mein Puls schneller, läuft der Schweiß über die Stirn - da kann ich nichts machen.

Termin am Weltblutspendetag bei den Stadtwerken Quedlinburg

Und so habe ich mich bislang vorm Blutspenden gedrückt. Doch für den äußerst guten Zweck (siehe „Weltblutspendetag“) überwinde ich meine Beklemmung und gebe einen halben Liter meines Bluts beim Spendetermin bei den Stadtwerken Quedlinburg am Donnerstag.

Begrüßung und Anmeldung. Eine kleine Menschenschlange steht vor dem Anmeldetisch. Es sind Frauen und Männer, die nicht das erste Mal spenden: Sie halten ihre gelben Spenderpässe bereit. Und sie scherzen miteinander. Die Stimmung ist gut.

Bei mir dauert das Anmelden länger: Bei Erstspendern muss die Helferin am Computer Name, Geburtsdatum und Anschrift vom Ausweis abtippen. Währenddessen fragt ein Mann, ob ich als Stammzellenspender typisiert sei. Stolz kann ich das bejahen.

Bei Erstspendern dauert die Anmeldung ein bisschen länger

Anett Sinast, Gebietsreferentin des DRK-Blutspendedienstes, erläutert, dass bei manchen Terminen ein Mitarbeiter der Stammzellspender-Datei dabei sei, um dafür zu werben. Für das Typisieren brauche es nur zehn Milliliter Blut. „Das sollte jeder mit 18 Jahren machen. Ob er später tatsächlich spendet, kann er immer noch entscheiden“, sagt Anett Sinast.

Ausfüllen des Fragebogens. Zettel mit zwei Dutzend Fragen zu meinem Gesundheitszustand fülle ich an einem Tisch aus. Dabei trinke ich einen Becher Mineralwasser – vor der Spende gut essen und viel trinken, hatte mir Anett Sinast beim Telefonat am Vortag geraten.

DRK-Referentin rät: Vor einer Blutspende gut essen und viel trinken

Sie erläutert: Diejenigen, deren Kreislauf bei der Blutspende zusammenbricht, seien meist nüchtern gekommen. Sollte es einem Spender tatsächlich schlecht gehen, werde der Aderlass abgebrochen, und der Arzt helfe sofort.

Medizinische Untersuchungen. Bevor ich einen der Ärzte aufsuche - bei Aktionen ab 100 Teilnehmern bringt der Blutspendedienst zwei Mediziner mit -, pikt ein Mitarbeiter in mein Ohrläppchen, um in einem Tropfen Blut die Anzahl meiner roten Blutkörperchen zu bestimmen.

Wäre der Wert zu niedrig, hätte ich nach der Spende nicht genug Blutkörperchen, die Sauerstoff durch meinen Körper transportieren, wie Anett Sinast berichtet.

Der nette Doktor sitzt in einem separaten Zimmer. Er kontrolliert meinen Blutdruck, bespricht den Fragebogen und erklärt, was der anonyme Selbstausschluss ist: Der Spender soll noch einmal überlegen, ob sein Blut mit Hepatitis oder dem HI-Virus belastet sein könnte und dann entscheiden, ob er es für eine Transfusion freigeben kann. Denn nach einer frischen Infektion kann es eine ganze Weile dauern, bis diese auch im Labor nachweisbar ist.

Ich fühle nicht, dass Blut aus meinem Arm fließt, hinsehen will ich nicht

Blutspende. So ganz wohl ist mir bei der Vorstellung des Aderlass’ immer noch nicht. Dann lege ich mich auf eine dunkelrote Liege. Sie ist bequem, finde ich. Die Mitarbeiterin des Blutspendedienstes hält mich bei Laune, desinfiziert meine Armbeuge und pikt mit der Nadel in meine Vene. Ja, ich habe es gespürt. Aber ein Bienenstich schmerzt deutlich schlimmer!

Ich fühle nicht, dass Blut aus meinem Arm fließt. Hinsehen will ich nicht. Wenig später wird mir gesagt, dass 250 Milliliter im Konservenbeutel seien. Ich bin erleichtert. Nach nicht einmal zehn Minuten ist der Beutel voll.

Imbiss. Nach einer kurzen Ruhepause schaue ich mir das Büfett an: Bratwurst und Steaks haben Mitarbeiter der Stadtwerke gegrillt, verschiedene Salate und Kuchen beigesteuert. Katja Cierpinsky von den Stadtwerken Quedlinburg sagt, sie habe rund 140 Firmen angeschrieben, um Werbung für die Aktion zu machen.

Stadtwerke Quedlinburg schrieben rund 140 Firmen an

Ihr Einsatz zeigt Wirkung: Bis 15.30 Uhr hatten bereits 60 Spender vorbeigeschaut, bis 19 Uhr sollen noch einmal so viele kommen. Der Erlös der Spendenaktion kommt dem ASB-Wünschewagen zugute.

Nach der Spende. Gekühlt kommen die Beutel mit dem Lebenssaft noch am Abend nach Dessau. Dort wird das Blut in drei Bestandteile zerlegt: Blutplasma, rote und weiße Blutkörperchen. Letztere würden für Chemotherapien benötigt und könnten nur vier bis fünf Tage gelagert werden, berichtet Anett Sinast.

Mein Blut wird zudem auf Krankheiten untersucht – habe ich eine schlimme, bekomme ich Bescheid. Ansonsten erhalte ich per Post meinen Unfallhilfe- und Blutspenderpass, in dem meine Blutgruppe vermerkt ist.

Der Blutspenderpass kommt per Post nach der Spende

Wie gespendetes Blut eingesetzt wird, habe ich vor gut zwei Jahren erlebt: Mein vom Krebs geschwächter Bruder bekam eine Bluttransfusion. Danach ging es ihm - einem Wunder gleich - deutlich besser, und wir konnten noch ein paar schöne Tage mit ihm verbringen. Spenderblut und seine Bestandteile werden auch bei Schwerverletzten, Herzerkrankungen und Komplikationen bei Geburten eingesetzt. Und dafür springt man doch gerne über seinen Schatten und spendet. (mz)