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Lokal viral Lokal viral: Unbeschreibliche Hilfswelle fürs Harzstübchen

Von Andreas Bürkner 18.03.2016, 20:05

Quarmbeck - Endlich kann Rosi wieder befreit lachen. Am Montag öffnet ihr Harzstübchen in Quarmbeck wieder, das im Oktober vergangenen Jahres durch einen Brand schwer beschädigt wurde. Ihr Lebenstraum schien geplatzt.

„Ich stand mit Tränen in den Augen vor den Trümmern“, erinnert sich Roswitha Zschau, wie sie richtig heißt, mit schwerer Stimme. „Eigentlich wollten wir den Imbiss nicht wieder aufbauen“, ergänzt ihr Mann Joachim Rosplech, den alle nur Achim rufen.

Zu groß war der Schmerz, nachdem die Flammen von zwei Finnhütten auf dem Grundstück auch das benachbarte Wohnhaus und vor allem die Küche des Lokals schwer in Mitleidenschaft gezogen hatten. Bis heute ist die genaue Brandursache noch nicht geklärt. Vermutet wird eher ein technischer Defekt.

Doch eine schnell einsetzende Hilfswelle, sowohl von den Besuchern der Imbissbude an der Straße zwischen Quedlinburg und Bad Suderode als auch von wildfremden Menschen änderte ihre Meinung.

Hilfe kommt nicht nur aus Quarmbeck

„Es ist einfach unbeschreiblich, wer sich alles meldete und uns Unterstützung beim Aufräumen und Wiederaufbau anbot“, sagt Rosi und ist fast schon wieder den Tränen nah - aber aus Dankbarkeit. Unternehmen wollten ihnen helfen, aber auch einzelne Personen. „Ich musste einfach helfen“, sagt Stammgast Eckhard Wiegand.

„Über soziale Netzwerke, in denen mein Enkel unterwegs ist, meldeten sich nach einem Aufruf rund 50 junge Freiwillige zu Arbeitseinsätzen“, erzählt Rosi stolz. „Wir mussten die Zahl der Helfer sogar beschränken.“ Sie kamen nicht nur aus Quedlinburg, Halberstadt und der Region. Sogar aus Hildesheim machten sie sich auf den Weg nach Quarmbeck.

Seitdem habe sich auch ihre Meinung gewandelt: „Die Jugendlichen sind sehr nett und hilfsbereit.“ Einen Taxifahrer aus Nordhausen kennt sie bis heute nicht. „Er stellte einfach Kaffee und Brötchen für die Helfer hin und verschwand wieder.“

Hinzu kam in dieser Situation, dass sich Sohn Jens Zschau entschied, die Leitung zu übernehmen. Er hatte zuvor schon an anderen Stellen in der Imbiss-Gastronomie umfangreiche Erfahrungen gesammelt. „Auch die beiden ehemaligen Mitarbeiterinnen sind wieder dabei“, kündigt der neue Chef an. Dass ihm „Mutti“ als Berater weiterhin die richtigen Tipps gibt, erwartet er einfach: „Ich wäre dumm, nicht auf sie zu hören.“

Dankesfeier für helfende Hände geplant

Vor einer ungewissen Situation standen einst auch Achim und Rosi, als sie nach der friedlichen Revolution plötzlich ohne Arbeitsplatz waren. „Wir wollten dem Staat nicht auf der Tasche liegen“, begründet Rosi den Start des Imbissbetriebs vor 25 Jahren.

In dem handwerklich begabten Achim hatte sie den richtigen Partner, um ihre gemeinsame Idee erfolgreich umzusetzen. „Ständig hat er gebastelt und alles verschönert“, sagt Rosi und ist ihm ebenso dankbar wie der Feuerwehr. „

Sie hat nicht nur uns aus dem daneben liegenden Gebäude gerettet“, berichtet das Betreiberpaar. „Auch für unseren Vogel sind sie noch mal in das verräucherte Haus gegangen.“ „Bei den Kameraden wollen wir uns nochmals persönlich bedanken“, kündigt die Familie an. „Das soll aber eine Überraschung werden.“

Für die vielen freiwilligen Helfer der letzten Monate planen sie zudem noch eine Extra-Dankeschönfeier. Doch zunächst hofft Rosi, dass ab Montag „wieder viele unserer liebgewonnenen Gäste zu uns kommen“. Sie hätten sich schon kurz nach dem schrecklichen Ereignis gewünscht: „Wir wollen Rosi wieder lachen sehen.“ (mz)

Der letzte Tisch wird aufgestellt. Nun können die Gäste wieder kommen.
Der letzte Tisch wird aufgestellt. Nun können die Gäste wieder kommen.