Lebenshilfe Harzkreis Quedlinburg Lebenshilfe Harzkreis Quedlinburg: Start nach vielen Entwürfen

Quedlinburg - „Ich habe irgendwann aufgehört, die Entwürfe zu zählen“, sagt Andreas Löbel, Geschäftsführer der Lebenshilfe Harzkreis Quedlinburg. Es waren viele, und darüber ist gut ein Jahr vergangen. In dieser Zeit ruhte nach der Sicherung des Fachwerkhauses Marschlinger Hof 16 in Quedlinburg die Baustelle an der Ecke Weingarten. Die Lebenshilfe will dort die Nummer 16 sanieren und auf der Ecke, deren Häuser nach einem verheerenden Brand abgerissen werden mussten, einen Neubau errichten.
Beginn der Bauarbeiten voraussichtlich im September
Jetzt sind offensichtlich alle Hemmnisse überwunden. „In Abstimmung mit den Denkmalbehörden von Kreis und Land, dem städtischen Sanierungsträger Baubecon und der Stadt haben wir jetzt eine Lösung gefunden, der auch der Bauausschuss und der Stadtrat zugestimmt haben“, erklärt der Geschäftsführer gegenüber der Mitteldeutschen Zeitung. Es sei jetzt ein Projekt entstanden, das dem sensiblen Bereich in der Quedlinburger Innenstadt unweit des Marktplatzes gerecht werde. Mit den Bauarbeiten wird voraussichtlich noch in diesem Monat begonnen.
Im Haus Marschlinger Hof 6, ein Fachwerkbau, entstehen auf den beiden Etagen Räumlichkeiten für zwei Wohngemeinschaften für je vier geistig behinderte Menschen. Das Haus erhält einen Fahrstuhl, so dass es barrierefrei gestaltet werden kann. Die Lebenshilfe betritt dort Neuland, denn die Wohnungen sind für Menschen gedacht, die einen sehr hohen Hilfebedarf haben. „Es sind Personen, die eine Pflegestufe besitzen, zum Teil mehrfach behindert sind“, umreißt Andreas Löbel die Herausforderung.
Neues Angebot der Lebenshilfe
Neben dem Fachwerkhaus wird in etwa auf den Grundrissen der drei abgerissenen Gebäude Marschlinger Hof 7 sowie Weingarten 15 und 16 ein Neubau errichtet. Damit sind Ideen vom Tisch, dort einen Flachbau hinter einer Mauer zu errichten, um die Kosten zu minimieren. Bis auf zwei Zugänge bzw. -fahrten werden die Fluchten in beiden Straßen geschlossen. Das Erdgeschoss des Neubaus ist für ein neues Angebot der Lebenshilfe vorgesehen. Es handelt sich um einen familienunterstützenden Dienst, der vor allem durch Ehrenamtliche ausgeführt werden soll. Dabei fungieren die Räumlichkeiten auch als Koordinierungsstelle und als Freizeittreff.
Erfüllung von Wünschen
„Ich denke, wir werden 15 bis 20 Helfer brauchen, die auch eine Ehrenamtsvergütung erhalten“, nennt Andreas Löbel eine Voraussetzung. Einen Start mit Informationen zu den „Lebenshelfern“ wird es am 13. September im „Weißen Engel“ an der Ecke Lange Gasse/Altetopfstraße geben. „Es geht bei den Lebenshelfern um eine Erfüllung von Wünschen geistig Behinderter, zum Beispiel ein Kino- oder Konzertbesuch, wofür ein Begleiter gebraucht wird“, erklärt der Geschäftsführer.
Begehrte Wohnfläche
In der zweiten Etage des Neubaus wird dagegen eine barrierefreie Wohnung entstehen, die einer Familie mit einem geistig behinderten Kind zur Verfügung gestellt wird. „Der Bedarf ist groß“, weiß der Lebenshilfe-Chef. Die Wohnung sei also bereits vergeben. Andreas Löbel hofft, dass der Rohbau des neuen Hauses noch in diesem Jahr hochgezogen werden kann. Zu dem Areal gehört nach Fertigstellung auch ein Garten und, so weit möglich, befinden sich an den Wohnungen Terrassen und Balkone zum Hof hin. „So entsteht ein schönes Wohnumfeld im Zentrum der Stadt“, freut sich der Geschäftsführer der Lebenshilfe.
Der Altbau bietet rund 500 Quadratmeter Wohnfläche, und die Sanierung kostet etwa 850 000 Euro, im Neubau sind es 400 Quadratmeter, der mit 600 000 Euro Kosten veranschlagt ist. „Wir hoffen für das Fachwerkhaus noch auf Mittel von der Baubecon, damit das Projekt nicht doch noch gefährdet wird“, sagt der Geschäftsführer. Bis zum Ende des kommenden Jahres sei geplant, die Bautätigkeit abzuschließen.
Mit den Wohnungen im Altbau setzt die Lebenshilfe mehr auf kleine Objekte. „Es hat sich gezeigt, dass eine Integration in das alltägliche Leben dann einfacher ist“, er-
klärt der Geschäftsführer. Nirgendwo stehe, dass hier Menschen mit geistiger Behinderung wohnen. Es gebe dann mehr Normalität - wie bei einem Mietobjekt der Lebenshilfe in der Wassertorstraße in Quedlinburg. (mz)
