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Landkreis Harz Landkreis Harz: Wo geht es eigentlich zum Quedlinburger Adelshof?

Von ANDREAS BÜRKNER 01.08.2010, 16:09

QUEDLINBURG/MZ. - Doch das wohl größte Problem für die Interessenten des Spektakels war der angegebene Ort, den die Einheimischen viel eher als Fleischhof kennen, der kurz vor der Wende noch dazu auserkoren war, ein nobles Hotel zu beherbergen. Doch dazu kam es nicht mehr. Ein neuer Investor will nun die Anlage mit einer Mischung aus Gastronomie, Bereichen für Handwerker und Museumsräumen sanieren.

Abwechslungsreiches Angebot

Auch wegen der Orientierungsschwierigkeit hatten die Macher in der ganzen Stadt die Plakate mit Pfeilen versehen, um die Besucher in das Areal unweit des Carl-Ritter-Platzes zu geleiten. "Mit der Aktion soll zugleich der Bekanntheitsgrad des Adelshofes gesteigert werden", nannte der Organisator Gerd Schulz ein weiteres Vorhaben - doch eigentlich ist der Name selbst bei den Quedlinburgern bisher überhaupt noch nicht geläufig.

Doch von diesem kleinen Manko ließen sich die Gäste ebenso wenig abschrecken wie von dem zu entrichtenden Wegezoll an den beiden Eingängen. Dafür erwartete sie ein abwechslungsreiches Angebot an Ritterkämpfen, Modenschauen, Armbrust- und Bogenschießen oder Axt- und Messerwerfen im begehbaren Heerlager. Natürlich hatten auch die Tavernen geöffnet, um allerlei Kulinarisches, wie Met, Fladenbrot, Gebratenes, Zuckerwerk oder Gerstensaft unters Volk zu bringen. "Die Idee entstand auf dem Wernigeröder Schloss", sagte der Organisator aus Wulkow (Land Brandenburg). Dort sei er 2009 vom neuen Besitzer des Adelshofes angesprochen und um eine Veranstaltung bei ihm gebeten worden.

Mit dem historischen Hexenmarkt zur Schloss-Walpurgis oder dem großen Ritterlager zum Schlossfrühling hatten sich die unter dem Label "Carnica" agierenden Monika und Gerd Schulz scheinbar einen guten Ruf erworben, der nun für Quedlinburg genutzt wurde - mit zusätzlichem Vorteil: "Ein Teil der Einnahmen wird in den Wiederaufbau des Adelshofes gesteckt", versprach Schulz.

Im Ritterlager mit mehreren Zelten und einer großen Tafel derer von "Vita de Hartesrode", wie sich der Wernigeröder Historienverein aus dem Ortsteil Hasserode nennt, herrschte derweil reges Fragen nach den originalgetreu nachgebildeten Waffen, Rüstungen oder Gewändern. Doch die Absicht, den Besuchern auch die hohe Kunst der höfischen Sitten zu vermitteln, erwies sich als schwierig. Ausgerechnet Väter waren dabei schlechte Vorbilder für die Kinder, wenn sie, ohne vorher zu fragen, einfach Waffen- oder Ausrüstungsteile in die Hand nahmen. "Viele Normen von früher sind abhanden gekommen", bedauerte Uwe Klaus, der als "Ulrich von Halberstadt zu Langenstein" im Harzer Verein stets auf der Suche nach neuen Mitstreitern ist. "Wir wollen das Leben der damaligen Zeit", sie rücken die Phase von 1190 bis 1390 in den Mittelpunkt, "so authentisch wie möglich darstellen."

Der siebenjährige Pascal Oley aus Düsseldorf nutzte den Besuch beim Opa in Staßfurt, um am Stand von Sebastian Träger aus Torgau (Sachsen) mit der Armbrust kleine Monster abzuschießen. "Das macht richtig Spaß", meinte er, auch weil es für die Treffer einen Glitzerstein gab. Der Sachse indes verdient sich zumindest im Sommer mit dem Einsatz auf diesen Märkten seinen Lebensunterhalt. "Im Winter muss ich mich ähnlich der reisenden Vorfahren mit Hilfsjobs über Wasser halten", erzählte er am Rande. Für Kurzweil sorgte auch die Gauklertruppe "Schmierenkomödianten", die laut Schulz zu "einer der besten in Deutschland gehört".

Spektakel wird fortgesetzt

Ob nun die mittelalterlichen Klänge mit der Gruppe Filia Irata oder die Feuer- und Fakirshow zur Nacht, die erst endete, als die Ritter oder der einheimische Wandermönch Maik Thiele nebst seiner Hofwache Jens Reichmann müde und kaputt waren, den Besuchern hat es gefallen - und es gibt die Hoffnung auf mehr. "Wir wollen das Fest jedes Jahr am ersten August-Wochenende fortsetzen", kündigte Schulz an. Durch die andersartige Gestaltung sei das Ritterfest im Adelshof auch keine Konkurrenz zum Kaiserfrühling, "zudem verkraftet Quedlinburg auch mehrere Mittelalterspektakel". Nur der Veranstaltungsort sollte aber bis nächstes Jahr im Volke besser bekannt sein.