Kleintierzüchter in Neinstedt Kleintierzüchter in Neinstedt: Unterricht mit Hahn und Hase

neinstedt/MZ - Mit offene Mündern und großen Augen bestaunen die Mädchen und Jungen, wie die Taube auf der Hand von Thomas Gerbothe tänzelt. Das Tier scheint sich mit dem Mann zu unterhalten, es wippt auf und ab und macht keinen Versuch, davon zu fliegen. Auf Ansage hüpft es wieder zurück in den Käfig.
Dieser Käfig ist einer von vielen der diesjährigen Ausstellung der Kleintierzüchter aus Thales Ortsteil Neinstedt. Gerbothe ist Vorsitzender des Rassegeflügelzuchtvereins und außerdem Erfinder der besonderen Unterrichtsstunde für den Nachwuchs. Im vergangenen Jahr gab es zum ersten Mal den Extra-Besuchstag, der für die Jüngsten aus Neinstedts Kindergärten und Schulen eingerichtet wurde. In diesem Jahr fand das Angebot erneut riesigen Zuspruch. Etwa 170 Kinder wollten Taube, Hahn, Hase und Co. einmal aus allernächster Nähe erleben, streicheln und bestaunen dürfen. Die hohe Kinderzahl resultiert aus der Tatsache, dass es in Neinstedt drei Schulen und drei Kindertagesstätten gibt.
Zu den wissbegierigen Kleinen gehören auch die aus der ersten Klasse der Andersen-Grundschule. Emilie zum Beispiel kennt Hühner zwar von Besuchen bei der Oma. Zu Hause jedoch hat sie keine dieser gefiederten Gesellen. Also ist es für sie wie für ihre Mitschüler besonders interessant, etwas über das Federvieh zu erfahren. Thomas Gerbothe erklärt am lebenden „Hahnmodell“, wo bei diesem Tier die Ohren sitzen, wie die Nasenlöcher aussehen, dass die roten Kinnlappen eigentlich keine besondere Funktion haben und dass die Tiere nicht nur Körner, sondern gerne auch mal Schnecken und Fliegen fressen. Ein vielstimmiges „Iiiihhh“ quittiert diese Speiseplanbestandteile. Weiter geht es zum Eiertisch. Große und kleine, weiße und grüne Eier liegen dort. Gerbothe erklärt unter anderem, dass sowohl aus dem kleinen Wachtelei als auch aus dem großen Entenei jeweils putzige Küken schlüpfen. „Wenn ihr so in der dritten Klasse seid, könnte ich euch mal in einer Unterrichtsstunde erklären, warum die Eier unterschiedlich gefärbt sind“, verspricht der Geflügelzüchter.
Darüber freuen sich nicht nur seine kleinen Begleiter, sondern auch deren Lehrerin Edelweiß Drüen. Sie schätzt das Angebot der Kleintierzüchter zu einem Extra-Ausstellungsbesuch sehr. „Das ergänzt unseren Sachunterricht und die Kinder können direkt beim Experten nachfragen“, ist sie überzeugt.
Die Freude der Kinder, den Tauben und Hühnern, Enten und Kaninchen ganz nahe sein zu können und sie sogar anfassen zu dürfen, kommt auch bei den Kleintierzüchtern gut an. Peter Band, der am Wochenende die Grünleger Araucanas ausstellte, sagt: „Das ist einwandfrei, denn viele Kinder wissen ja nicht mehr, wo die Eier herkommen.“ Für den Unterricht vor Ort nehmen die Neinstedter Züchter es gerne in Kauf, dass ihre Jahresausstellung einen Tag früher aufgebaut wird. „Wenn wir Thomas nicht hätten, könnten wir so etwas nicht machen“, lobt Kaninchenzüchter Jens Abel den Geflügelchef Gerbothe. Schließlich habe der seine Firmenhalle für die verlängerte Ausstellung extra leer geräumt. Nach dem Ausstellungsabbau müssen dann die Arbeitsmaterialien wieder eingeräumt werden.
Von diesen Arbeiten ahnen die jungen Besucher nichts. Sie sind entzückt von dem kleinen weißen und dem etwas größeren schwarzen Kaninchen. Behutsam streicheln Kinderhände über das Fell der Tiere. „Die sind so schön weich und warm“, schwärmen Emilie und Marta aus der ersten Grundschulklasse.

