Kindheitstraum erfüllt Kindheitstraum erfüllt: Ballenstedter eröffnet Antiquariat

Ballenstedt/MZ. - Weltliteratur, Krimis, Schulbücher, Nachschlagewerke, Bücher über Natur, Pflanzen und Tiere, zu den Themen Backen und Kochen, Romane, Kinderbücher - etwa 33 000 Bücher stehen, nach Themen geordnet, in Dutzenden Regalen, zwischen denen Leseinseln zum Schmökern einladen. „Das ist ein Kindheitstraum von mir“, sagt Günter Richter und lässt den Blick durch die insgesamt 240 Quadratmeter großen Räume schweifen. Ein Kindheitstraum, den sich der Ballenstedter erfüllt hat: In der Langen Straße hat er ein Antiquariat eröffnet. Interessierte sind hier schon willkommen; die offizielle Eröffnung ist für den 1. März um 15 Uhr geplant.
„Ich hatte schon als Kind 1 000 Bücher“, erinnert sich Günter Richter. Damals gehörten beispielsweise Geschichten von Karl May zu seiner Lieblingslektüre. Viele Jahre in der Industrie tätig und inzwischen krankheitsbedingt EU-Rentner, besuchte er im vergangenen Jahr das Buchdorf in Mühlbeck-Friedersdorf (Anhalt-Bitterfeld). „Das war ausschlaggebend“, erzählt Richter. Er wurde Mitglied im Förderverein des Buchdorfes, und Ingrid Gebhardt aus dem Vorstand half ihm, die Umsetzung seines Traumes vorzubereiten.
Das Vorhaben, ein geeignetes Objekt im Ballenstedter Zentrum zu finden, schlug fehl. Letztlich erhielt Günter Richter die Möglichkeit, sich in einem älteren, eigentlich schon für den Abbruch vorgesehenen Nebengebäude auf dem Areal einer Baufirma einzumieten. Diese habe in das Objekt neue Elektrik eingebaut, „den Rest haben wir in Eigenregie wieder auf Vordermann gebracht“, erzählt Richter, der dabei von seiner Lebensgefährtin Edeltraud Heuke unterstützt wurde. Als Grundstock kaufte der Ballenstedter zwei Antiquariate auf. „Das waren gleich mal sechs Tonnen Papier.“ Mitte Dezember wurde begonnen, die Regale zu bestücken, in die auch ein kompletter Nachlass eines Pfarrers aus dem Hessischen geräumt wurde.
Immer weitere Bücher, im Internet bestellt, kamen hinzu. Und schließlich auch die Kinderbücher aus der Bibliothek Gernrode, die preisgünstig angekauft wurden und daher auch zu kleinem Preis verkauft werden, sagt Richter. Das älteste Buch in seinem neuen Reich? „Ich glaube, das ist von 1860. Eine Sprachlehre Deutsch-Französisch“, sagt der Ballenstedter und nennt gleich noch eine weitere Besonderheit: eine Originalausgabe einer Enzyklopädie der russischen Sprache. „Und es gibt auch viele historische Bücher, deren Wert ich im Laufe der nächsten Zeit bestimmen muss.“ Bedarf für ein ein Antiquariat sieht Günter Richter „auf jeden Fall“. Es seien auch schon Interessenten da gewesen.
„Dass ich davon nicht leben kann, weiß ich. Ich möchte mit den Büchern meinen Lebensabend bestreiten.“ Bis Juni ist sein Antiquariat montags und freitags von 9 bis 13 und von 15 bis 18 Uhr sowie sonnabends von 9 bis 12 Uhr geöffnet. Ab Juni soll noch ein halber Tag hinzukommen. „Die andere Zeit brauche ich einfach, um Bücher zu katalogisieren und abzuholen.“
Günter Richter liest übrigens selbst sehr viel. „Am liebsten Reisebeschreibungen deutscher Naturforscher des 17. und 18. Jahrhunderts - die kenne ich fast alle auswendig - und alles, was mit fernen Ländern zu tun hat. Ich bin sehr viel gereist.“ Gelesen, fügt er schmunzelnd hinzu, habe er auch viele der rund 3 000 Bücher im Kinderantiquariat. „Ich kann da auch Auskunft geben.“ Geplant hat der Ballenstedter auch, regelmäßig Buchlesungen anzubieten: jeden zweiten Mittwoch im Monat kostenlos für Kinder und jeden vierten Mittwoch für Erwachsene.