Kinderbetreuung in Quedlinburg Kinderbetreuung in Quedlinburg: Essenbeiträge steigen

Quedlinburg - Das Kinderfördergesetz Sachsen-Anhalts greift ab 1. April in die Portemonnaies Quedlinburger Familien, deren Nachwuchs in einer städtischen Kindertagesstätte betreut wird. Sie müssen im Schnitt zwölf Euro mehr im Monat für die Essensversorgung bezahlen - pro Kind.
„Haben bisher Land und Gemeinden/Städte indirekt die Kosten für Verpflegung nicht unwesentlich bezuschusst, sind nunmehr die Eltern verpflichtet, aufgrund von § 13(6) KiFöG LSA die Kosten für die Verpflegung zu tragen“, ist in einem Schreiben der Stadtverwaltung an die Betroffenen zu lesen. Langfristiges Ziel bleibe die komplette Übernahme der Verpflegungskosten durch die Eltern, heißt es dazu in einer Informationsvorlage über die Mittagsversorgung an den Grundschulen und Kindertageseinrichtungen der Stadt, die dem Kultur-, Tourismus- und Sozialausschuss des Stadtrates Ende Januar zur Kenntnisnahme vorgelegt wurde.
An den Grundschulen ist die Kostenbeteiligung der Eltern seit Mitte 2015 geregelt: Seit dem 1. Juni werden dort die Personalkosten der Essenausgabe über die Servicefirma getragen und über den Portionspreis refinanziert. Zuvor hatte die Stadt diese Kosten als freiwillige Leistung getragen.
Stadt muss sparen
Nun sind auch die Kitas dran, denn schließlich befindet sich die Stadt Quedlinburg in der Haushaltskonsolidierung und muss sehen, wo sie sparen kann. Die Umsetzung des Kifög-Paragrafen gehört dazu. „Mit den beteiligten Servicepartnern sind daher für 2016 neue Essenspreise ausgehandelt worden, die eine anteilige Umlage von Betriebskosten mit einer Preissteigerung von max. 0,60 € beinhalten“, heißt es dazu in der Informationsvorlage. Die Portionspreise der Mahlzeiten blieben unverändert, betont die Stadtverwaltung, die 60 zusätzlichen Cents würden für die Kosten verwendet, „die für den Personaleinsatz zur Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung von Mahlzeiten, für die Reinigung des Geschirrs, für Müllentsorgung und Stromkosten etc. entstehen“, erklärt sie im Schreiben an die Eltern.
Die müssen künftig aber nicht nur mehr zahlen, sondern auch mehr waschen, und zwar die Bettwäsche aus der Kita. Bislang brauchten sie sich darum nicht zu kümmern; Kopfkissen, Bezüge und Laken wurden von den Kindereinrichtungen zur Reinigung gegeben.
Dass es jetzt anders ist, liegt daran, dass der bisherige Dienstleister seinen Vertrag mit der Stadt Quedlinburg gekündigt hat. „Aus wirtschaftlichen Gründen“, wie Stadtsprecherin Sabine Bahß erklärt. Eine neue Regelung musste her, und im Bemühen, Kita-Angelegenheiten in der ganzen Stadt zu vereinheitlichen, waschen jetzt alle Eltern: „In den Ortsteilen wurde das bisher so gehandhabt, dass die Eltern die Bettwäsche gewaschen haben“, sagt Bahß.
Auch andernorts ist das gang und gäbe. In der Stadt Harzgerode beispielsweise gibt es Kindertagesstätten, „wo die Eltern die Bettwäsche schon lange selbst waschen“, sagt Silke Seifert, Fachreferentin für Kindertageseinrichtungen des Trägerwerks Soziale Dienste GmbH, das für die Kindertagesstätten der Stadt verantwortlich ist. Das Prozedere sei abhängig von der Entscheidung des Elternkuratoriums, aber selber Waschen „ist ja auch eine Kostenersparnis für die Eltern“, sagt Seifert. „Das gehört noch zu unserem Service, das ist alles im Preis enthalten“, sagt Frank Hirschelmann, Amtsleiter Bürgerdienste der Stadt Thale zu dem Thema.
Die Quedlinburger Kitas sind mit Bettwäsche ausgestattet. Müssen die Eltern trotzdem Bettwäsche bereitstellen? Die Frage ist eindeutig beantwortet: Die Ausstattung der Kitas sei „für den Notfall“, sagt die Stadtsprecherin. „Die Eltern haben doch sicher Kinderbettwäsche oder einen Schlafsack zu Hause, den sie mitgeben können.“
Die Handtücher allerdings brauchen die Eltern nicht zu waschen. Das übernehme auch in Zukunft ein externer Anbieter. Wer das sein wird, soll in absehbarer Zeit entschieden werden. (mz)