Kaiserhof Kaiserhof Quedlinburg: Vereins- und Kulturhaus geplant

Quedlinburg - Der Kaiserhof soll zu einem Vereins- und Kulturhaus für Quedlinburg werden. Nach einer Ortsbegehung Anfang März auf Einladung des Oberbürgermeisters liegt dem Stadtrat und seinen Ausschüssen jetzt eine Beschlussvorlage mit einem Grundsatzbekenntnis zu Erhalt und zur Nutzung der Immobilie Pölle 34 vor. Zusammen mit dem städtischen Sanierungsträger Baubecon ist vorgesehen, ein Nutzungs- und Brandschutzkonzept auf den Weg zu bringen, um eine schrittweise Sanierung des Hauses durchführen zu können.
Positiv hervorgehoben wird die bisherige Arbeit des Vereins zum Erhalt des Kaiserhofs. Der bestehende Nutzungsvertrag verlängert sich mit dem Grundsatzbeschluss über 2016 hinaus um zwei Jahre. Darüber hinaus ist eine weitere Option auf fünf Jahre vorgesehen, um längerfristig Veranstaltungen binden zu können. Damit wäre der Verkauf des Kaiserhofs bis 2017, wie vom Stadtrat Ende vergangenen Jahres zur Haushaltskonsolidierung beschlossen, vom Tisch.
Fünf bis acht Millionen Euro
An der Begehung des Kaiserhofs Anfang März nahmen 24 Vertreter der Stadtverwaltung und des Stadtrates, der Kreisverwaltung als Bauordnungsbehörde, der Baubecon und des Vereins teil.
Oberbürgermeister Frank Ruch (CDU) stellte nach dem Vor-Ort-Termin fest, dass vom Stadtrat ein Bekenntnis zum Kaiserhof notwendig ist, um auf breiter Zustimmung das Objekt zu entwickeln. Nach einem Nutzungs- und Brandschutzkonzept mit verschiedenen Varianten soll das weitere Vorgehen im Stadtrat beschlossen werden. Geklärt werden muss der künftige Eigentümer, auch unter dem Gesichtspunkt, Fördergelder requirieren zu können.
Mit dem Grundsatzbeschluss soll das Hin und Her der zurückliegenden 15 Jahre zwischen Schließung und Weiterbetrieb beendet werden. Die Baubecon schätzt den Sanierungsaufwand zur vollständigen Nutzung auch des derzeit verschlossenen Vorderhaus auf fünf bis acht Millionen Euro. Von der Stadtverwaltung werden rund zehn Millionen Euro veranschlagt.
Das heutige zweigeschossige Gebäude des Kaiserhofs wurde laut Wikipedia in den Jahren 1894 bis 1896 vom Zimmermeister R. Rehbaum und dem Maurermeister Timpe errichtet. Die Gestaltung des Hauses erfolgte im Stil eines Palais der Renaissance, wobei sich Anklänge sowohl an deutsche als auch an florentinische Traditionen finden. Im Erdgeschoss entstanden drei Räume mit Nutzflächen von etwa 60, 80 und 120 Quadratmeter, die als Kaffee- und Speiseräume genutzt wurden. Der kleinste der Räume wurde in späterer Zeit umgebaut und diente dann als Zugang zum Saal sowie Garderobe. Zwei weitere Räume mit insgesamt ungefähr 100 Quadratmeter dienten als Gaststätte.
Im Obergeschoss entstand ein Saal im Stil des Rokoko mit mehreren Nebenräumen, sowie ein weiterer, als Halle bezeichneter Saal, der von der Freimaurer Zweigloge des Independent Order of OddFellows genutzt wurde. Auf der Ostseite ist an das Gebäude eine Holzveranda mit einer Länge von 36 Metern und einer Breite von 4,60 Metern angefügt. Vor der Veranda befand sich eine befestigte Fläche. Darüber hinaus bestand ein Garten, Konditorei-Räume und eine Kegelbahn. Die Kegelbahn verlief im Garten Richtung Mühlengraben. Heute befinden sich an der Stelle von Konditorei und Kegelbahn Umkleideräume.
Für die Sanierung des Kaiserhofs werde ein Zeitraum zwischen fünf und zehn Jahren angenommen. Ohne Fördermittel ist das Projekt nicht umzusetzen, deshalb soll ein Nutzungskonzept dafür auf Programme zugeschnitten werden. Die Stadtverwaltung rechnet frühestens Ende kommenden Jahres mit einem Bewilligungsbescheid, wenn ein geeigneter Fördertopf angezapft werden kann
Laut Bauordnungsamt des Landkreises muss das vorhandene Brandschutzkonzept aufgrund neuer gesetzlicher Regelungen überarbeitet werden. Ein großes Problem stelle der fehlende zweite Rettungsweg dar. Diesen zu etablieren, erfordere viel Geld und sollte deshalb in kleineren Schritten realisiert werden.
Das Bauordnungsamt schlägt deshalb vor, erst das Erdgeschoss des Vorderhauses mit der ehemaligen Gaststätte und des Cafés wieder zu aktivieren. Im Obergeschoss befinden sich der Theater- und der Logensaal und Büroräume. Der Verein zum Erhalt des Kaiserhofs geht davon aus, dass bei einer Nutzung des Vorderhauses der Zuspruch am Haus größer sein würde.
Haus aller Vereine
Im Kultur-, Sozial- und Tourismusausschuss des Stadtrates wurde die bisherige Arbeit des Vereins zum Erhalt des Kaiserhofs gewürdigt. „Der Quedlinburger Carnevalverein hat sich besonders bei der Wiederinbetriebnahme des Hauses engagiert“, hob Ratsvorsitzende Sylvia Marschner (CDU) hervor. Ausschussvorsitzender Andreas Damm (Bündnis 90/Die Grünen) nannte es „eine große Verpflichtung, welche der Stadtrat mit dem Beschluss zum Kaiserhof übernimmt“.
Als wünschenswert, so wurde im Ausschuss betont, wäre es, wenn der Kaiserhof zum Haus aller Vereine der Stadt werden würde. Die Beschlussvorlage wurde mit drei Ja-Stimmen bei vier Enthaltungen zur abschließenden Beratung in den Stadtrat weitergeleitet. (mz)