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Julius-Kühn-Institut Julius-Kühn-Institut in Quedlinburg: Wissenschaftler und Schüler arbeiten in mehreren Projekten zusammen

Von Petra Korn 02.06.2018, 07:53
Marion Nachtigall stellte verschiedene Kartoffelpflanzen vor und informierte über genetische Ressourcen für die Züchtung neuer Sorten.
Marion Nachtigall stellte verschiedene Kartoffelpflanzen vor und informierte über genetische Ressourcen für die Züchtung neuer Sorten. Korn

Quedlinburg - Der „Alte Fritz“ - Friedrich II. von Preußen - hatte mit seinem 1756 erlassenen Kartoffelbefehl verfügt, dass „wo nur leerer Platz zu finden ist“, die Kartoffel angebaut werden solle.

Deren nahrhafte Knollen zählen bis heute zu den Grundnahrungsmitteln. Was mit der Kulturpflanze verwandte Arten für die Züchtung bedeuten, erklärte Marion Nachtigall in einem der zahlreichen Vorträge, die am „Frei-Tag der offenen Tür“ am Freitagnachmittag im Julius-Kühn-Institut in Quedlinburg angeboten wurden.

Suche nach genetischen Ressourcen in Wildarten

Marion Nachtigall gehört zu einer Gruppe von Forschern, die in einem Projekt Kartoffel-Wildarten bewertet haben. Vor dem Hintergrund einer wachsenden Weltbevölkerung und des Klimawandels, der beispielsweise zum Auftreten neuer Krankheitserreger oder - wie derzeit - zu „Trockenstress“ führe, stehe man vor der Aufgabe, die Ernährung zu sichern, Ressourcen zu schützen - und benötige Sorten, die leistungsfähig seien.

Die „wilden“ Verwandten der Kartoffel, auch bunter Sorten beispielsweise aus Chile oder Mexiko, „sind genetische Ressourcen, die genutzt werden können“, erläuterte Marion Nachtigall.

Besucher erfahren Fakten über Kartoffeln, Obst und Gemüse

Von Führungen wie die zu Kartoffeln oder dem Erbmaterial von Obst und Gemüse bis zu Stationen wie dem Kräutergarten oder der Bibliotheksarbeit, von der Verkostung von Weinen aus Neuzüchtungen des Julius-Kühn-Institutes (JKI) bis hin zum Lehrlingslabor, wo angehende Biologielaboranten einen Einblick in ihre Ausbildung gaben:

„Beim Tag der offenen Tür geht es wie immer darum zu zeigen, was das Julius-Kühn-Institut macht“, sagte Stefanie Hahn von der Pressestelle des Instituts. Doch weil das JKI in diesem Jahr seinen zehnjährigen Gründungsgeburtstag feiere, „gucken wir über unseren Tellerrand hinaus und man sieht mehr, als man sonst in Quedlinburg sehen wird“.

Standorte in Braunschweig, Dresden oder Dossenheim werden einbezogen

Denn, so erklärte Stefanie Hahn, mit dabei sind auch Wissenschaftler von anderen Standorten des Institutes, beispielsweise aus Braunschweig, Dresden oder Dossenheim. Sie hatten seit dem vergangenen Jahr gemeinsam mit Schülern des Quedlinburger Partnergymnasiums des JKI, des GutsMuths-Gymnasiums, verschiedene Projekte bearbeitet.

„Das waren ganz verschiedene Aktionen“, sagte Stefanie Hahn und nannte unter anderem eine Exkursion zur Deutschen Obst-Genbank in Dresden oder einen Besuch im Julius-Kühn-Institut.

Die Ergebnisse stellten die insgesamt zehn Teams - je zwei Schüler und ein Wissenschaftler - zum Tag der offenen Tür vor, servierten „Wissenshäppchen“. „Natürlich haben wir auch Quedlinburger Themen hier“, so Stefanie Hahn.

„Leuchtenden Pflanzen“ demonstrieren Gen-Transfer

Wie die „leuchtenden Pflanzen“, ein Projekt zum Gentransfer, mit dem sich die 18-jährige Gilliane Schier und die 17-jährige Sarah Ulrich, Schülerinnen der zwölften Klasse, unterstützt durch Thorben Sprink, wissenschaftlicher Mitarbeiter am JKI, befasst haben.

„Wir haben grün fluoreszierendes Protein - GFP - mit Hilfe von Bakterien in Ackerschmalwand eingebracht“, erklärte Sarah Ulrich. Damit leuchte die Pflanze unter UV-Licht Grün. Eigentlich, so die Schülerinnen, sei das „nur Spielerei“.

Aber mit dieser Methode könnte beispielsweise bei Infektionskrankheiten untersucht werden, wie sich ein Virus im Körper ausbreite, erläuterte Gilliane Schier. In Amerika gebe es bereits solche Forschungen bei Fischen und Mäusen; in Deutschland sei das nur bei Pflanzen erlaubt. Ihre „leuchtenden Pflanzen“ hätten die beiden - deren Projekt eine besondere Lernleistung, eine wissenschaftliche Arbeit mit Verteidigung anstelle einer schriftlichen Abiturprüfung auf Grundkursniveau ist - gern auch in der Schule gezeigt. Das, erklärt Gilliane Schier, sei leider nicht möglich gewesen.

Zeigen konnten die beiden ihre Arbeit nun beim Tag der offenen Tür - und zuvor: „Exklusiv vorab haben wir unser Partnergymnasium eingeladen“, erklärte Stefanie Hahne. (mz)

Gilliane Schier (l.) und Sarah Ulrich aus der zwölften Klasse des GutsMuths-Gymnasiums zeigen ihre „leuchtenden Pflanzen“.
Gilliane Schier (l.) und Sarah Ulrich aus der zwölften Klasse des GutsMuths-Gymnasiums zeigen ihre „leuchtenden Pflanzen“.
Korn