Jugendliche opfern Freizeit für eigene Zukunft
QUEDLINBURG/MZ. - Zum dritten Mal fand am Mittwoch in Sachsen-Anhalt und Thüringen der Tag der Berufe statt. Dieser Tag wurde von der Arbeitsagentur ins Leben gerufen, um Schülern ab der siebten Klasse die Möglichkeit zu geben, mehr über das Arbeiten in den Betrieben ihrer Region zu erfahren.
4 500 Briefe und 250 Teilnehmer
"4 500 Elternbriefe haben wir im Harzkreis versandt. Mit großem Erfolg, mehr als 250 Schüler meldeten sich an, um Erfahrungen zu sammeln und mal in eine Firma "hineinzuschnuppern", erzählt Michael Bühren, der Teamleiter des Arbeitgeberservices aus Halberstadt. Seine Kollegin, Teamleiterin Berufsberatung, Marcella Lange, ergänzt: "Hierbei sind Schüler aller Schulformen vertreten. Von der Hauptschule bis hin zum Gymnasium. Natürlich sind auch die Sonderschulen dabei."
Ab 15 Uhr öffneten gestern auch in Quedlinburg verschiedene Firmen ihre Türen für neugierige und interessierte Jugendliche, die sich auf der Suche nach ihrem Traumberuf und der passenden Ausbildung befinden und sich möglichst frühzeitig orientieren möchten.
Neben den Firmen Metaplast und Sporleder & Hecker lud auch das Unternehmen nokutec zum Schnuppernachmittag ein.
Zwölf Schüler waren gekommen, um die Kunststofftechnik GmbH unter die Lupe zu nehmen. Der Betrieb im Jungfernhohlweg in der Weltkulturerbestadt wurde im Jahr 1993 von Torsten Engel, Eberhard Gröhlich, Ralf Friedrichs und Dr. Stefan Rath gegründet.
Mit ungefähr 40 Mitarbeitern produziert nokutec hochtechnische Teile im Spritzgussverfahren auf circa 25 Spritzgießmaschinen.
Nachwuchs gesucht
"Es ist wichtig für uns, Nachwuchs zu gewinnen", erläutert Geschäftsführer Torsten Engel. "Viele Jugendliche ziehen kaufmännische Ausbildungen vor, doch wir wollen ihnen auch zeigen, welche anderen Möglichkeiten es gibt." Dagmar Wilkerling, Arbeitsvermittlerin im Arbeitgeberservice in Quedlinburg, weiß aus langjähriger Erfahrung: "Viele Jugendliche wissen gar nichts über die Berufschancen in ihrer Region. Viele von ihnen sind leider auch nicht interessiert."
Das sei jedoch bei den Schülern, die sich zum Tag der Berufe anmelden, nicht der Fall, erklärt Wilkerling. "Sie möchten etwas erreichen und haben Ziele, sie meinen es ernst."
Perspektive für junge Schüler
So auch Michael Stelzner von der Quedlinburger Ernst-Bansi-Schule. Der 14-Jährige: "Ich möchte viel über das Arbeiten und die Ausbildung bei nocutek erfahren."
Es könne ja sein, dass das genau der richtige Beruf für ihn sei. Denn Handwerk mache ihm viel Spaß, erklärt der Schüler im Brustton der Überzeugung. Sein Zwillingsbruder Christoph und Schulkamerad Max Scholze nicken zustimmend. Neben ihnen waren auch Realschüler der siebten bis neunten Klasse aus Ditfurt, Neinstedt, Heteborn, Rieder, Blankenburg und Ballenstedt in der Kunststofftechnik GmbH zu Besuch. "Die interessierten jungen Leute erfuhren gestern bei einem Betriebsrundgang etwas über Voraussetzungen, Möglichkeiten und das Berufsfeld des Verfahrens- und Werkzeugmechanikers", erklärt Engel.
Man wolle den oft noch orientierungslosen und überforderten Schülern die Möglichkeit bieten, eine Orientierung zu finden und ihre Fragen zu beantworten, erzählt Wilkerling.
Langsames Heranführen
"Es ist wichtig, den Schülern einfach mal zu zeigen, was arbeiten eigentlich ist und ihnen den Berufsalltag näher zu bringen." Sie an die Maschinen heranzuführen sei ebenfalls bedeutsam, damit sie sich eine Vorstellung machen und entscheiden können, ob die Arbeit mit diesen etwas für sie ist.