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Holzschutzmittel aus DDR-Zeiten Holzschutzmittel aus DDR-Zeiten: Ist die Luft im Rathaus vergiftet?

Von Petra Korn 19.09.2017, 07:55
Der Zugang zum Dachboden ist gesperrt; die Türen sind mit neuen Schlössern und Verbotschildern versehen worden.
Der Zugang zum Dachboden ist gesperrt; die Türen sind mit neuen Schlössern und Verbotschildern versehen worden. Chris Wohlfeld

Quedlinburg - „Zutritt verboten.“ Rot umrandete Schilder signalisieren: Der Aufgang zum Dachboden des Quedlinburger Rathauses sowie weitere, bisher als Lager genutzte Räume sind gesperrt.

„Es gibt Ansatzpunkte, die eine mögliche Kontamination mit Holzschutzmitteln vermuten lassen“, erklärt Oberbürgermeister Frank Ruch (CDU). Konkret geht es um Pentachlorphenol (PCP) und Lindan - die im Verdacht stehen, krebserregend zu sein - sowie um Dichlordiphenyltrichlorethan (DDT).

Alle drei waren zu DDR-Zeiten übliche Wirkstoffe in Holzschutzmitteln, die seit einigen Jahren verboten sind. Der Gift-Verdacht soll nun geprüft werden.

Holzschutzmittel aus DDR-Zeiten: Nutzung von Büroräumen nicht möglich

Arbeitsbedingungen für Mitarbeiter zu verbessern - das habe hinter der Überlegung gestanden, schon einmal als Büros genutzte Räume im Dachboden wieder in Betrieb zu nehmen, erklärt Frank Ruch.

„Im Rathaus gibt es einige Büroräume, die in keiner Weise dem Standard entsprechen“, erklärte er. Doch die Idee, schnell weitere Räume zu bekommen, „hat sich in dramatischer Weise zerschlagen“.

So war den Mitarbeitern der Bauverwaltung bei der Begehung des Dachbodens eine Geruchsbelästigung aufgefallen.

Wie Frank Ruch weiter berichtet, habe es wohl auch zu Zeiten der Büronutzung vor 2000 bis 2005, 2006 schon Hinweise von Mitarbeitern auf solche Belästigungen gegeben.

Nachdem die Räume aber nicht mehr als Büros genutzt worden seien, „war das Problem auf Eis gelegt“. Teilweise seien hier dann Lagerbereiche gewesen.

Holzschutzmittel aus DDR-Zeiten: Betreten ist nun verboten

Für alle Räume direkt auf dem Dachboden sowie weitere, nicht ausgebaute im Dachbereich ist das Betreten verboten worden.

Für Mitarbeiter, die womöglich dennoch in diese Räume hinein müssten, sei das nur nach entsprechender Belehrung und mit Schutzkleidung möglich, sagt Ruch und erläutert: In dem Bereich befinde sich EDV-Technik.

Holzschutzmittel aus DDR-Zeiten: Problem soll  genauer untersucht werden

Ab kommender Woche soll das Problem dann genau untersucht werden. „Wir haben das Umweltinstitut Bremen beauftragt, Luftmessungen durchzuführen, um die genaue Kontamination zu bestimmen und daraus erforderliche Maßnahmen festzulegen“, erklärt der Oberbürgermeister.

Dabei soll es mehrere Termine geben: So sollen nicht nur Messungen im Rathaus auf dem Dachboden und in direkt darunter liegenden Büros bis hin zum Bürgersaal und dem Büro des Oberbürgermeisters erfolgen.

Vorgesehen sind auch Kontrollen in weiteren Gebäuden: Messungen auf dem Schloss im Süd- und im Westflügel, Nachmessungen im Finkenherd 1/2 und in der Grundschule am Heinrichsplatz sowie Messungen im Verwaltungsgebäude in der Halberstädter Straße 45 im Dachboden und im Besprechungsraum - „überall dort, wo Holzkonstruktionen vorhanden sind und Kollegen Wahrnehmungen hatten“, erläutert Frank Ruch.

„Wir gehen dem subjektiven Empfinden nach, einfach um Sicherheit zu haben.“

Holzschutzmittel aus DDR-Zeiten: Gesundheitsamt des Landkreises ist informiert

Wie der Oberbürgermeister weiter sagt, sei auch allen Mitarbeitern der Weg freigegeben worden, sich in dieser Angelegenheit an den Betriebsarzt bzw. den Arzt ihres Vertrauens zu wenden.

Auch das Gesundheitsamt des Landkreises sei informiert und um Unterstützung gebeten worden.

„Wir sind nach unseren Erkenntnissen die erste öffentliche Einrichtung, die das Thema so offensiv angeht“, sagt Frank Ruch.

Er geht davon aus, dass das Problem Auswirkungen auf den Haushalt haben werde, sprich: bislang nicht geplante Ausgaben auf die Stadt zukommen werden.

„Aber die Finanzsachverhalte stehen hier eindeutig im Hintergrund“, unterstreicht er. „Wichtig ist, dass die Kollegen Sicherheit bekommen - auch jene, die jahrelang in den Räumen gesessen haben.“ (mz)