Holländische Gäste meiden Hexenstieg
Thale/MZ. - Obwohl diese Kennziffern einen Nach-Wende-Rekord darstellen, hält sich die Genugtuung der Verantwortlichen in Grenzen. Schließlich liegen die Steigerungsraten nur bei jeweils einem Prozent, die Verweildauer stagniere sogar seit sieben Jahren, gestand Bürgermeister Thomas Balcerowski. Erfreulich sei zumindest, dass es "keine Einbrüche" gegeben habe.
Als sehr unterschiedlich und zum Teil unbefriedigend wird die Auslastung der Quartiere gewertet. Kunz sprach sogar von "extremsten Schwankungen". Während in der Saison - zwischen Walpurgis und Ende Oktober - die durchschnittliche Auslastung bei 70 Prozent lag und damit "richtig gut" gewesen war, hätten zwischen Januar und März durchschnittlich 87 Prozent der 935 Gästebetten leer gestanden. "Eine so schlechte Auslastung gab es in den vergangenen Jahren nicht", weiß Evelyn Kunz. Der fehlende Schnee sei eine Ursache, genauso verhängnisvoll wirke sich aber - gerade bei Schneemangel - das fehlende Wellness-Angebot aus. Ein Großteil potentieller Winterurlauber wandere deshalb in schneesichere Hochgebirgsregionen ab, die zudem eine perfekte Infrastruktur besäßen.
Für den Bürgermeister steht fest: "Eine weitere Gästesteigerung erreichen wir nur mit neuen Anlagen und Attraktionen". Das beweise nicht zuletzt der neue Ferienpark in der Hubertusstraße, der für den "letzten Quantensprung" in der Gästestatistik gesorgt habe. So sei die Zahl der Gäste und Übernachtungen im Eröffnungsjahr 2005 gegenüber dem Vorjahr um jeweils zwölf Prozent gestiegen.
Ein erneuter Aufwärtstrend sei "nur mit weiteren Investitionen" möglich. Das beschränke sich nicht nur auf den Bau des Thermalbades. Die Stadtverwaltung arbeite gegenwärtig auch "an einer steigenden Bettenkapazität". Einzelheiten wollte Balcerowski nicht nennen. Noch in diesem Jahr soll die Roßtrappe öffentliche Toiletten erhalten, der Winzenburg-Turm saniert und wieder begehbar gemacht werden. Andere Pläne würden an der "fehlenden Kooperation des Landesforstes" scheitern. Noch sei Thale ein typisches "Zweiturlaubsgebiet", weiß Frau Kunz. Über 40 Prozent der Gäste wollen an der Bode einen Wander- und Aktivurlaub verbringen, nicht einmal 20 Prozent wählen Thale als Ziel bzw. Standquartier einer Kulturreise.
"Wandern boomt total", hat die Tourismuschefin erfahren. Der Harzer Hexenstieg gehöre inzwischen zu den Top-Ten der deutschen Wanderwege, der Verkauf entsprechender Pauschalangebote sei 2007 um 34 Prozent gestiegen. Die Harzüberquerung (Thale - Seesen) werde dagegen "ganz stark aus den Niederlanden gebucht". Holländer hätten, so Kunz, "Probleme mit Hexen und wollen nicht so viel auf dem Hexenstieg laufen". Das zeige auch die Präsentation auf den 16 Reisemessen des letzten Jahres. Wichtigstes Werbe- und Informationsinstrument sei allerdings das Internet. 2007 wurden 693 000 Besucher und 2,6 Millionen Seitenaufrufe gezählt. "Wahnsinn", staunt selbst die Fachfrau. Und kündigt die Installation einer Panorama-Karte und eines virtuellen Wanderweg-Rundganges an. Ihr Fazit: "Mit unserer Tourismus-Politik sind wir für Jahre gut aufgestellt".