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Hilfsaktion in Hedersleben Hilfsaktion in Hedersleben: Eine glückliche Familie Mester

Von Andreas Bürkner 23.12.2014, 11:50
Marten, Kathrin und Steven Mester (v.l.) genießen den Advent bei Tee und Plätzchen.
Marten, Kathrin und Steven Mester (v.l.) genießen den Advent bei Tee und Plätzchen. Chris Wohlfeld Lizenz

Hedersleben - „Wer schickt uns denn unaufgefordert ein Paket“, wollte Kathrin Mester aus Hedersleben die Sendung beim Postboten schon abweisen. Bei näherer Betrachtung erwies sich das „Westpaket“ allerdings als gelungene Weihnachtsüberraschung aus dem Hause Tönnies aus Rheda-Wiedenbrück. Sofort wurden Erinnerungen an den emotionalen Besuch der Familie und einiger Freunde mit dem neuen, behindertengerechten Fahrzeug im März bei Margit Tönnies und den Frauen der Stiftung wieder wach. Erst einen Tag zuvor konnten Mesters das Auto als Ergebnis der Spendenaktion in Empfang nehmen, die Hederslebens Bürgermeisterin Kornelia Bodenstein im Herbst 2013 für die alleinerziehende Mutter von zwei schwererkrankten Kindern initiiert hatte.

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Steven (23) ist seit sieben Jahren wegen einer fortschreitenden, unheilbaren Muskelschwäche an den Rollstuhl gefesselt. Ein ähnliches Schicksal wird auch seinen Bruder Marten (10) erwarten, der an der selben Krankheit leidet.

„Es hat sich seitdem trotzdem so vieles zum Positiven geändert“, kann Kathrin Mester auch ein Dreivierteljahr später ihre Tränen der Rührung kaum unterdrücken. „Unser Schicksal hat viele berührt, aber wir wurden nicht allein gelassen und danken all denen, die uns geholfen und unterstützt haben.“ Jetzt könnten sie schnell und ohne fremde Hilfe zum Arzt und Therapeuten oder zum Schwimmen, nennt sie Vorteile. „Und ich brauche Steven nicht mehr mühevoll ins Auto hieven“, sagt die mit Rückenproblemen kämpfende Mutter. So richtig fassen, dass ihrer Familie solch ein Geschenk zuteil wurde, kann sie noch immer nicht.

Zu Heiligabend vor einem Jahr waren Kathrin, Steven und Marten Mester zumindest großer Hoffnung, dass es etwas mit dem Fahrzeug werden könnte. „Dass es dann doch so schnell klappt, haben wir nie und nimmer gedacht.“

Stevens Traum, einmal im Leben seinen Lieblingsverein Borussia direkt im Dortmunder Stadion zu erleben, griff der Hederslebener Fußballer Daniel Kuhn aus der Mitteldeutschen Zeitung auf und besorgte über die BVB-Stiftung „Leuchte auf“ Karten für das Heimspiel gegen Mönchengladbach am 15. März. Dieser Termin wurde zum Ziel aller Bemühungen - mit Erfolg.

Einen Tag vor dem Spiel stand der „Vivaro“ in einem Quedlinburger Autohaus zum Abholen bereit. „Es war wie vorweggenommene Weihnachten“, erinnert sich Kathrin Mester. Für die Fahrt nach Dortmund mit Besuch der Firma Tönnies hatten Kuhn und der Feuerwehr-Förderverein zusätzlich Geld für die Familie gesammelt. Kommt die Sprache auf das Spiel in Dortmund, strahlt Steven übers gesamte Gesicht. „Es war einfach überwältigend, viel besser, als ich je gedacht hatte“, sucht er krampfhaft nach Worten, um das Erlebnis zu beschreiben. Sein Bruder konnte einen Mitschüler und Schalke-04-Fan beeindrucken: „Hast du dich schon mit dem Präsidenten fotografieren lassen?“ Den Beweis lieferte er mit beider Konterfei in der MZ, welche die Aktion und Abläufe unterstützte.

Viele Träume wurden für die Familie aus Hedersleben wahr, die für 2015 von einer Kur und einem gemeinsamen Urlaub träumt, auch Ausflüge nach Aschersleben, Thale, Wernigerode oder ins Halberstädter Kino. „Wir waren in Leipzig zur Spiele-Messe“, erzählt Steven stolz. Und Marten beobachtete: „Mama ist viel mutiger beim Fahren geworden.“ Es sind viele Erlebnisse, auf welche sie jahrelang verzichten mussten. Deshalb erklären sie zum Fest: „Unser Familienleben ist seitdem lockerer, gelöster, fröhlicher und vielseitiger geworden.“ (mz)

Die Familie kann jetzt problemlos ins Auto einsteigen.
Die Familie kann jetzt problemlos ins Auto einsteigen.
Chris Wohlfeld Lizenz