Hiesige Hoteliers setzen auf die Hilfe aus der Politik
QUEDLINBURG/MZ. - Viele Fragen stellen sich der besorgten 24-Jährigen, die als ausgelernte Hotelfachfrau im Romantik Hotel Theophano in Quedlinburg arbeitet und regelmäßig im Frühjahr für wenige Monate entlassen wird. "Zu dieser Zeit ist die touristisch schwache Saison", begründet Sofia Vester, Mitinhaberin des Romantik-Hotels, die gezwungenermaßen mehrfachen Kündigungen ihrer Mitarbeiter. Viel lieber würde sie sie behalten. Die wirtschaftliche Situation, von der viele Hotels und Pensionen der Region betroffen sind, macht das allerdings nicht möglich. "Sicher muss man nach außen einen schönen Schein wahren, drinnen muss man als Mittelständler ganz schön strampeln", pflichtet Gabriele Vester, Inhaberin des Theophano, ihrer Tochter bei.
Doch es gibt Hoffnung: Freitag wird der Bundesrat über den ermäßigten Mehrwertsteuersatz von 19 auf nur noch sieben Prozent für Hotelübernachtungen entscheiden.
Falls die Länderkammer zustimmt, kann der ermäßigte Steuersatz bereits ab 1. Januar 2010 in Kraft treten. Der Gesetzentwurf wurde von den Hoteliers als große Erleichterung aufgefasst, weiß Sofia Vester. Sie sehen darin "eine Möglichkeit, die Qualität der Häuser zu erhalten und womöglich zu verbessern, weniger Mitarbeiter saisonal entlassen zu müssen, in starken Monaten weitere Stellen zu schaffen, nach wie vor ausbilden zu können und endlich notwendige Reparaturen und Re-Investitionen in Auftrag zu geben." Insbesondere die Modernisierung der Zimmer sei bitter nötig. In den letzten drei Jahren entwickelte sich ein regelrechter Investitionsstau, den es mit der möglicherweise nahenden finanziellen Entlastung anzupacken gilt. Von Preissenkungen bei Übernachtungen will Sofia Vester, die im Namen vieler Quedlinburger Hotels das Wort in der Öffentlichkeit ergreift, nicht sprechen: "Wir haben seit fünf Jahren die Preise nicht erhöht, trotz der gestiegenen Energiekosten." Und auch das Argument des zu erwartenden langfristigen Steuerausfalls von einer Milliarde Euro sei nicht haltbar. "Durch das Gesetz würden viele Beherbergungsbetriebe erstmals in die Lage versetzt, Gewerbesteuer zu zahlen, wodurch längerfristig auch neue Steuereinnahmen erschlossen würden", argumentiert Sofia Vester.
Andrea Weyhe sieht das ähnlich. Zwar sei die Inhaberin der Quedlinburger Ferienwohnungen "Ferien im Denkmal" nicht ganz so stark von der Belastung der 19 Prozent Mehrwertsteuer betroffen, da dieser Hotelzweig weniger mitarbeiter-intensiv ist, "aber auch die Ferienwohnungen müssten dringend erneuert werden". Dies könne man nur mit den Steuerentlastungen finanzieren. Deshalb sind auch bei Andrea Weyhe die Erwartungen in die Politik groß.
Hotelfachfrau Jaqueline Klanert darf erstmals im Frühjahr im Theophano bleiben, ganz gleich wie sich der Bundesrat Freitag entscheidet. Für viele ihrer Kollegen im Hotellerie-Gewerbe geht die Zitterpartie um den Job allerdings weiter.