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  7. HSB plant Erweiterung: Verbindung von Wernigerode nach Braunlage

Neue Bahnstrecke im Oberharz HSB planen Streckenerweiterung: Harzer Schmalspurbahnen sollen zwischen den Touristen-Hotspots Wernigerode und Braunlage pendeln

Nächster Halt: Braunlage. Die Harzer Schmalspurbahnen wollen ihr Streckennetz in Richtung Niedersachsen erweitern. Wird dafür eine historische Strecke reaktiviert? Und wie passt das mit dem Mitarbeitermangel bei den HSB zusammen?

Von Sandra Reulecke Aktualisiert: 15.07.2024, 19:28
Pendeln Harzer Schmalspurbahnen bald über Elend zwischen Wernigerode und Braunlage?
Pendeln Harzer Schmalspurbahnen bald über Elend zwischen Wernigerode und Braunlage? Foto: Dirk Bahnsen/HSB

Wernigerode/Braunlage. - „Lasst uns gemeinsam die Zukunft der HSB gestalten!“, rufen die Harzer Schmalspurbahnen im Internet auf. Sie wollen von Fahrgästen und Fans wissen, was sie von einer Erweiterung des Streckennetzes nach Braunlage (Niedersachsen) halten. Mehr als nur ein Gedankenspiel, wie HSB-Sprecher Dirk Bahnsen bestätigt. Das Unternehmen sei diesem Ziel einen wichtigen Schritt näher gekommen.

„Es ist nur logisch, die beiden Touristen-Hotspots Wernigerode und Braunlage zu verbinden“, sagt er. Nicht nur für Urlauber, denen so eine neue Attraktion geboten wird, sondern auch für die Einwohner der Region. Die Strecke soll, das sei Bedingung, eine Nahverkehrsverbindung werden.

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Wie realistisch sind die Erweiterungspläne der Harzer Schmalspurbahnen?

Das bedeutet jedoch, dass der Fahrpreis so kalkuliert werden muss, dass es sich rechnet, das Auto stehenzulassen. Der Fahrplan muss verlässlich und dichter getaktet sein, als es auf anderen Strecken der Fall ist. „Das ist richtig“, so Bahnsen. „Auch diese Punkte müssen in die Studie mit einfließen.“

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Die Rede ist von einer Machbarkeitsstudie, die diesen Sommer beauftragt wird. An den Kosten – eine sechsstellige Summe – beteiligen sich die Länder Sachsen-Anhalt und Niedersachsen. „Das ist ein deutliches Zeichen dafür, dass der politische Wille für eine Erweiterung, diesen Nachzügler der Wiedervereinigung, da ist.“

Ebenso lange existiere der Plan bereits, die Braunlager Tourismus GmbH ist deshalb längst HSB-Mitgesellschafterin. Mit einem Stadtratsbeschluss bekräftigten die Braunlager 2022 noch einmal den Wunsch einer Anbindung, ebenso stimmten der Aufsichtsrat und die Gesellschafterversammlung der HSB zu. Ob aber auch genug Potenzial für eine gute Auslastung der Züge zu erwarten ist, ist einer der offenen Fragen, die nun die Studie klären soll.

Wird alter Streckenverlauf zwischen Ost- und Westharz von HSB reaktiviert?

Und wo soll sie langgehen, die neue Strecke? Schließlich gab es schon einmal eine Schmalspurbahnverbindung zwischen Ost-und Westharz, deren letzter Streckenteil 1963 stillgelegt wurde. Soll die reaktiviert werden? „Nein“, so Bahnsen.

Geplant sei ein voraussichtlich sieben bis acht Kilometer langer Trassenverlauf, der hinter Elend startet und sich grob an der Bundesstraße 27 orientieren soll. Zielhalt ist Braunlages Ortskern, in unmittelbarer Nähe zu Seilbahn, Eisstadion und Bushalt. „Der alte Verlauf war ungleich weiter. Die Trassen sind längst entwidmet, die Gleise nicht mehr vorhanden. Die Strecke wieder aufzunehmen, ergibt betriebswirtschaftlich keinen Sinn.“

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Wie hoch die Kosten für den nun geplanten Streckenverlauf ausfallen würden, könne noch nicht beziffert werden. „Eine 14 Jahre alte Studie zur technischen Machbarkeit, die jetzt als Grundlage dient, ging von zwölf Millionen Euro aus“, so Bahnsen. „Aber das ist Schnee von gestern, die Kosten sind dramatisch gestiegen.“ Heute koste es das Unternehmen 1,5 bis zwei Millionen Euro, einen Kilometer Gleise nur zu erneuern.

Personalmangel bei Harzer Schmalspurbahnen sorgt für Kritik

Hinzu kämen Kosten für neue Fahrzeuge – Dampfloks sollen auf der Strecke die Ausnahme bleiben – und Personal, das zusätzlich benötigt wird. Letzteres sorgt bereits für Kritik im Internet: Wenn doch schon jetzt immer wieder Fahrten aufgrund von Personalmangel gestrichen werden, sei die Hoffnung, den Mitarbeiterstab sogar noch auszubauen unrealistisch, wird den HSB vorgeworfen.

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„Es ist richtig, dass wir, wie viele andere Unternehmen auch, mit Fachkräftemangel und der Nachwuchsgewinnung zu kämpfen haben“, räumt Bahnsen ein. „Das ist eine Daueraufgabe.“ Jedoch nicht die Einzige, der sich das Unternehmen widmen müsse, um zukunfts- und wettbewerbsfähig zu bleiben.

Das Ergebnis der Machbarkeitsstudie wird in einem Jahr erwartet. Fällt sie positiv aus, ist Geduld gefragt. „Selbst im Idealfall ist nicht vor Mitte der 30er Jahre damit zu rechnen, dass ein Zug bis Braunlage fährt. Schon allein aufgrund bürokratischer Hürden.“