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Harz Harz: Welcher Automat ist der nächste?

Von MARIA BÖHME 06.07.2011, 19:10

QUEDLINBURG/MZ. - "Kein System"

"Es ist beängstigend, mit welcher Gewalt an die Geräte rangegangen wird", sagte Wilfried Schlüter, Mitglied des Vorstandes der Harzsparkasse, über die jüngste Sprengung eines Geldautomaten in einem Blankenburger Einkaufszentrum. In der Nacht zum Dienstag hatten Bankräuber sich nach der Explosion mit einigen tausend Euro über alle Berge gemacht.

Werden weitere Automaten folgen? "Wir können kein System erkennen. Wir wissen nicht, nach welchen Gesichtspunkten die Täter die Standorte auswählen", so Schlüter. "Die einzige erkennbare Gemeinsamkeit ist, dass sich alle gesprengten Geldautomaten in Gebäuden befanden, in denen sich keine Personen aufgehalten haben. Bei allem Schaden, der entstanden ist, sind wir sehr froh, dass keine Menschen verletzt wurden", sagte Schlüter auf Nachfrage der MZ. Das Vorstandsmitglied hofft, dass die Serie der Vorfälle jetzt abbricht: weil es keine anderen Geschäftsstellen im Harzkreis gebe, die derart exponiert gelegen sind wie die in Thale und Blankenburg. "Wir können die Geräte nicht weiter schützen und hoffen, dass es bei Sachschäden bleibt." Anfragen von Kunden, die sich aufgrund der Vorkommnisse Sorgen machen, habe es noch keine gegeben.

Auch wenn die Ostharzer Volksbank in Quedlinburg von der Anschlagsserie nicht betroffen ist, hat deren Vorstandschef Josef Dahl dennoch eine Meinung dazu: "Absolute Sicherheit kann es nicht geben. Auch wenn unsere Tresore höchste Sicherheitsstandards aufweisen". Gerade wegen der verbesserten Technik werde es für die Täter immer schwerer, an das Geld zu kommen. Dementsprechend würden sie auch mit größerer krimineller Energie und immer brutaler agieren.

Karin Sengpiel ist Inhaberin eines Schnellbistros in Quedlinburg. Dessen Eingang befindet sich direkt gegenüber dem Einkaufszentrum im Weyhegarten in Quedlinburg. Auch dort können Kunden am Automaten Bargeld abheben. Hat sie Angst um "Karins schnelle Küche"? Die 32-Jährige lacht und antwortet: "Nee, wir haben keine Angst. Hier versuchen sie doch eh alle zwei Wochen einzubrechen." Wenn so etwas wie eine Automatensprengung in ihrer direkten Nähe passiere, könne sie es nicht ändern. "Außerdem zahlt dann die Versicherung". Etwas ganz anderes sei es jedoch, wenn Gäste betroffen wären, wird sie nachdenklich. "Aber ich denke, dass die Täter es extra nachts machen, wenn niemand da ist", ergänzt die junge Frau.

Carolin Ide, Mitarbeiterin im Sonnenstudio Top-Sun im Steinweg 21 ist bestürzt, als sie von den Sprengungen hört. "Unser Studio ist direkt hinter dem Raum mit dem Geldautomaten. Wir spüren hier jede Vibration, wenn in der Sparkasse Bauarbeiten durchgeführt werden", sagt sie nachdenklich. Nicht auszudenken sei es, wenn Kunden betroffen wären. Auch eine Anwohnerin hat Angst. "Ich schlafe sozusagen direkt auf dem Geldautomaten", sagt sie, "mein Bett steht genau darüber".

Sorglos am Markt 15

Gedanken darüber, dass sie auch von einer Sprengung eines Geldautomaten in Mitleidenschaft gezogen werden könnten, machen sich die Mitarbeiter des Notars Peter Diefenbach nicht. Seine Geschäftsräume liegen genau über den Geldautomaten der Harzsparkasse am Markt Nummer 15. "Wir haben die Nachricht aus Blankenburg nicht unbedingt mit unserer Lage in Zusammenhang gebracht", so Maria Dannenberg. Die 24-Jährige hofft, dass die Polizei dem Treiben bald ein Ende setzt.