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Harz Harz: Von der Hauptstadt an die Wiege

Von UWE KRAUS 25.03.2012, 13:31

BALLENSTEDT/MZ. - Standesgemäß zog sie aus der Landesvertretung in Berlin dorthin, wo mit Albrecht dem Bären alles begann. Anhalt gilt heute als ein heterogenes Territorium, eine Landschaft zwischen Harz und Mittlerem Elbtal bis hin zu den Ausläufern des Flämings. Dass sich die territoriale und politische Historie Anhalts seit dem Mittelalter eher wie eine Geschichte von Teilungen, Verschiebungen, Erweiterungen und Verlusten liest, zeigen die in drei Schlossräumen aufgestellten Tafeln.

Die Wanderausstellung des Landes unter dem Motto "Anhalt 800" gab Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) bei der Eröffnung in Berlin viele gute Wünsche auf den Weg, die sie auch am ersten anhaltinischen Standort begleiten. "800 Jahre Anhalt machen Ursprünge und Traditionslinien einer wechselvollen und spannenden Geschichte sichtbar", sagte er. "Geschichtsbilder prägen eine Gemeinschaft. Identität gewinnen wir in starkem Maß aus unserer Geschichte", fügte der Ministerpräsident an. So pendeln die sieben Themenkomplexe von der Gründung des Fürstentums Anhalt vor 800 Jahren über die Politik der Weimarer Republik bis zur Gegenwart. Die alte Residenzstadt Ballenstedt spielt dabei eine ebenso bedeutsame Rolle wie die vielen berühmten und vergessenen Akteure. Sie begründeten Traditionen in Wirtschaft, Bildung und Erziehung, entwickelten die Kultur- und Gartenlandschaft und die Religionsgeschichte Anhalts. Anhalt gelte nicht grundlos als die älteste und kleinste Kulturlandschaft Deutschlands.

Zum Netzwerk "Anhalt 800" gehören im Harz das Städtische Heimatmuseum Ballenstedt, die Heimatstube Schloss Harzgerode sowie die Kommunen Ballenstedt, Gernrode und Harzgerode sowie der Landkreis Harz. Das Land hat in den vergangenen Jahren erhebliche Summen in Projekte im anhaltinischen Harz investiert. Dazu gehört die Unterstützung der Arbeiten an der Stiftskirche Gernrode ebenso wie die Förderung der Publikation "Friederieke Caroline Juliane Prinzessin v. Schleswig-Holstein-Sonderburg Glücksburg; Herzogin von Anhalt", die der Akzente-Verein für Kultur, Jugend und Soziales Ballenstedt erhielt.

Inmitten der weiten Wälder des Naturparks Harz zwischen Mägdesprung und Meisdorf liegt 150 Meter hoch über dem Selketal die Ruine der Burg, die einem ganzen Land ihren Namen gab. Das Jahr 1212 gilt als die Geburtsstunde Anhalts. Als Bernhard, der Sohn des berühmten Askaniers Albrecht der Bär, am 9. Februar 1212 stirbt, beginnt mit seinem Sohn Heinrich I. die eigenständige Geschichte Anhalts. Er nannte sich seit 1212 als Erster nach seiner Burg "von Anhalt". Dabei bedeutet das althochdeutsche Wort "Anholt", dass die Burg wehrhaft und zum Schutz vor Feuer ohne Holz gänzlich aus Stein erbaut war.

Die Ruine der Burg Anhalt auf dem Großen Hausberg lässt Landesgeschichte an authentischen Orten erleben. Die Burg sieht der Ausstellungsgast übrigens in Öl auf einem alten Gemälde von 1832. In einer Vitrine zeigt die Exposition eine Reihe Veröffentlichungen zum anhaltischen Harz, von der Adelsbiografie bis zur kommentierten Wanderkarte "An die Grenzen gehen: Anhalt(en) im Naturpark Harz".

Zahlreiche Texte informieren sehr umfangreich über Historie, Wirtschaft, Kultur, Musik und Natur Anhalts. So trat der aus einer Musikerfamilie entstammende Carl Christian Agthe 1782 das Amt des Hoforganisten und Hofkapellmeisters am Hof des Fürsten zu Anhalt-Bernburg an. Fürst Friedrich Albrecht förderte ihn und der Musiker folgte ihm nach Ballenstedt. An seinem neuen Wirkungsort wurde 1787 ein Hoftheater ins Leben gerufen. Am Herzoglichen Hoftheater wirkte er bis zu seinem Tode 1797 im Alter von 35 Jahren. Carl Christian Agthe galt als "Mozart des Harzes" und schuf zahlreiche Werke wie die "Schloss-Wach-Sinfonie" und die Fanfara-Sinfonie. Viele davon erlebten ihre Uraufführung wenige Meter von der Ausstellung entfernt im Schlosstheater. Einen entsprechenden Platz auf den Schautafeln nimmt auch der Bergbau aus dem anhaltischen Harz ein, der bis etwa ins Jahr 1300 zurückzuverfolgen sei. Schwerpunkte bilden der Silberbergbau zwischen Neudorf und Harzgerode, der bis zum Ende des 16. Jahrhunderts erfolgte. Die erste Prägung von Talern aus anhaltischem Silber erfolgte 1539. In der anhaltischen Exklave Tilkerode wurde einstmals so viel Gold gefunden, dass daraus im Jahr 1825 der Fürst von Anhalt-Bernburg 116 Dukaten prägen lassen konnte. Fürst Victor Friedrich galt Anfang des 18. Jahrhunderts als jemand, der den Bergbau neu belebte und sich persönlich um die Betriebsführung seiner Silbergruben kümmerte. Er und sein Sohn Friedrich Albrecht ließen Silber- und Eisenhütten erbauen und führten diesen Industriezweig zu neuer Blüte. Zwischen Mägdesprung und Harzgerode findet man heute noch deutliche Spuren davon.

Zu sehen ist die Ausstellung in der Region in Ballenstedt vom 24. März bis 18. Juni 2012, Harzgerode 21. Juni bis 31. Juli 2012, Aschersleben 21. Oktober bis 31. Dezember 2012.