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Harz Harz: Verkauf des Kurzentrums schlägt hohe Wellen

Von Ingo Kugenbuch 14.11.2012, 17:57

bad Suderode/MZ. - Es klingt endgültig. "Der Eigenbetrieb Kurzentrum Bad Suderode wird mit Wirkung zum Ablauf des 30.06.2013 beendet und aufgelöst." So steht es in einer Verwaltungsvorlage, über die der Quedlinburger Stadtrat am Donnerstag, 22. November, beschließen wird. Das bedeutet: Egal, ob es bis dahin einen Käufer für die defizitäre Einrichtung gibt - sie wird geschlossen. Alle festen Mitarbeiter bekämen dann zum Jahresende die Kündigung, einige der befristet Angestellten müssten schon im Dezember gehen. Und die Chancen für einen "warmen Übergang" - eine Übergabe aus dem laufenden Betrieb an den Käufer - schwinden. Was bedeutet das für den Quedlinburger Ortsteil?

"Die Stimmung kippt", sagt Kay Duberow. Der Kurdirektor sitzt in seinem Büro im Kurzentrum und nippt an einem Glas mit Bad Suderoder Mineralbrunnen. "Die Stimmung unter den Mitarbeitern ist deutlich schlechter geworden, weil jetzt ein Termin für die Betriebsstilllegung in Sicht ist - damit hat niemand gerechnet." Noch am 20. September habe es geheißen, dass das Kurzentrum bis zum Tag der Übergabe an den Investor von der Stadt Quedlinburg fortgeführt wird, so Duberow.

"Ich hoffe, dass wir jetzt noch einen leistungsfähigen Betrieb gewährleisten können", sagt Duberow. Unter diesen Bedingungen sei die Arbeit seiner gut 50 Mitarbeiter eine "enorme physische und psychische Leistung". Trotzdem will er bis zum letzten Tropfen Solewasser kämpfen. "Wir sollen demonstrieren, was der Kurbetrieb leisten kann. Und das werden wir auch."

Das soll die Braut attraktiver machen, für die die Stadt nun einen zahlungskräftigen Gemahl sucht. "Wir sind soweit, es gibt ein europaweites Ausschreibungsverfahren", sagt Wolfgang Scheller, der stellvertretende Oberbürgermeister. Am Samstag soll die Ausschreibung im EU-Amtsblatt erscheinen. Es sei zu einer leichten Verzögerung gekommen, weil noch juristische Fragen geklärt werden mussten und es formale Probleme bei der Veröffentlichung gegeben habe, so Scheller. Interessenten sollen sich bis 2. Januar - ursprünglich war der 17. Dezember geplant - bei der Stadt melden.

Die potenziellen Käufer müssen eine Bonitätserklärung abgeben. Alle Unternehmen, die aus Sicht der Stadt für die Übernahme des Kurzentrums dann in Frage kommen, erhalten die nötigen Informationen, um ein konkretes Angebot abgeben zu können. "Wir stellen ihnen alle Daten zu Verfügung und besichtigen mit ihnen die Anlage", sagt Scheller. Parallel soll ein Gutachten den Verkehrswert des Kurzentrums ermitteln. "Es könnte", räumt Oberbürgermeister Eberhard Brecht (SPD) ein, "auf einen symbolischen Kaufpreis hinauslaufen." Schließlich soll der Investor 12 Millionen Euro in ein "Gesundheitsresort" investieren. Mit fünf Bewerbern solle verhandelt werden, mit dreien davon intensiv, und mit einem will die Stadtverwaltung mit vorverhandelten Verträgen vor dem 30. Juni in den Stadtrat gehen. Brecht hält eine warme Übergabe aber in jedem Fall für unwahrscheinlich. Er rechnet mit einer Schließung zum 30. Juni und einem sechs- bis achtmonatigen Umbau.

Das macht Bianka Kachel und ihre Mitstreiter von der "Initiative pro Kurzentrum" nervös. Sie fordern einen warmen Übergang und unbedingt den Weiterbetrieb des Kurzentrums, bis ein potenter Investor gefunden ist. Ansonsten sterbe der Ort. "Die Politiker gucken nur auf den jährlichen Haushalt", sagt Kirsten Lemke vom Suderöder Kurhotel. "Man muss aber das Gesamtergebnis sehen. Hier wird eine Region im Harz kaputt gemacht." Maklerin Cornelia Rönisch bestätigt das: "Man fühlt richtig, dass hier nichts mehr weitergeht." Die eigentliche Katastrophe aber würde es geben, falls sich kein Käufer finde. "Der Verlust für den Ort wäre riesig", sagt Bianka Kachel. "Wir könnten eine Mauer ziehen und vorführen, wie Bad Suderode vergammelt."

Damit es nicht so weit kommt, wendet sich Suderodes Ortsbürgermeister Gert Sauer (FDP) in einem offenen Brief an die Stadträte. Da die Ausschreibung bis heute nicht erfolgt sei, sei der Betriebsübergang zum 1. Juli 2013 unrealistisch. "Die Stadtverwaltung Quedlinburg glaubt, damit (mit der Schließung zum 30. Juni - d. Red.) Geld sparen zu können, verkennt dabei aber, dass auch das geschlossene Objekt viele Kosten und andere negative Auswirkungen bis hin zu Existenzvernichtungen verursacht." Allein die Abfindung für das Personal belaufe sich auf 610 000 Euro. "Der Personalrat und der Ortschaftsrat Bad Suderode lehnen eine vorzeitige Schließung ab und streben die Übergabe eines laufenden Kurbetriebs an den Investor an", appelliert Sauer.

Was ist eigentlich mit Kurdirektor Kay Duberow? Würde er als Hoteldirektor oder Geschäftsführer des "Gesundheitsresorts" zur Verfügung stehen? Duberow verzieht keine Miene. "Meine Person spielt überhaupt keine Rolle", sagt er. "Ich könnte mir vieles vorstellen."