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Harz Harz: Toter gibt Rätsel auf

Von petra korn 27.03.2012, 17:31

friedrichsbrunn/MZ. - Auch Tage, nachdem Wanderer am Freitagnachmittag in einer niedergebrannten Finnhütte auf der Viktorshöhe bei Friedrichsbrunn Reste eines menschlichen Leichnams gefunden haben, gibt es nur offene Fragen: Handelt es sich um einen Mann oder eine Frau? War es möglicherweise ein Obdachloser, der sich in der Hütte ein Nachtlager hergerichtet hatte? Kam er oder sie bei dem Brand ums Leben? Wann brach das Feuer in der kleinen Hütte, die eine Grundfläche von etwa fünf mal fünf Metern hatte, aus? Und warum?

Die Polizei kann am Dienstag nur wenig Neues berichten: Die gefundenen menschlichen Überreste befinden sich in der Gerichtsmedizin in Magdeburg und werden dort untersucht, sagte Uwe Becker, Sprecher des Polizeireviers Harz. Auch Vermisstenfälle werden weiterhin geprüft. Zudem hatten die Kriminaltechniker bei der Spurensicherung in der völlig niedergebrannten Hütte verschiedene Gegenstände sichergestellt, darunter ein Brillengestell und einen Schlüsselbund. Auch deren Herkunft wird nun geprüft, so Becker weiter.

Vier Wanderer aus Hamburg hatten die Skelettteile am Freitagnachmittag entdeckt. Sie hatten im Internet über die Viktorshöhe gelesen und wollten sich anschauen, wie es hier jetzt aussieht. Dabei entdeckten sie die niedergebrannte Hütte und in dieser Knochen, teils noch mit Gewebespuren. Den Hamburgern war sofort klar, dass es sich um menschliche Überreste handelte. "Man sah ganz deutlich die Wirbelsäule und die Oberschenkelhalsknochen", sagte einer der Wanderer der MZ. Noch am Freitag begann die Polizei mit der Spurensicherung.

Am Dienstag lagen die Reste der Finnhütte ebenso verlassen da wie das gesamte Gelände. Nur das Rauschen des Windes in den Baumwipfeln lag über dem Areal, welches deutliche Spuren von Verfall und Vandalismus zeigt: Zerschlagene Fensterscheiben überall, in einem Gebäude blähten sich noch längst graue Gardinen im Wind, fehlende Türen, teils eingestürzte Böden, Unrat in allen Ecken.

Zu DDR-Zeiten befanden sich hier das Ferienobjekt der Seilwerke Rothenburg und eine öffentliche Gaststätte, sagte Friedrichsbrunns Ortsbürgermeister Jürgen Zehnpfund. "Es war ein beliebter Wanderpunkt." Ein Wanderziel, das eigentlich unverzichtbar sei und heute noch gebraucht würde. Doch Privatisierungswünsche und das Agieren der Treuhand hätten letztlich dazu geführt, dass das Objekt nicht mehr vermittelbar gewesen sei, sagte Zehnpfund. Anfangs habe es hier noch einen Sicherheitsdienst gegeben, nach einem Verkauf vor etwa zehn Jahren dann aber wohl nicht mehr. Seitdem wird "zerdonnert, zerschlagen, randaliert".

Dass in den Gebäuden möglicherweise auch Obdachlose Unterschlupf gefunden haben könnten, davon ist im Ort nichts bekannt, sagte der Ortsbürgermeister. "So wie es dort oben aussieht, ist es schwer vorstellbar, dass jemand dort schläft", meint er. Auch das Feuer sei nicht bemerkt worden. "Es ist ja sehr abseits, knapp drei Kilometer weg vom Ort."