Harz Harz: «Jedes Jahr wird besser»
SILBERHÜTTE/MZ. - Rund 40 000 dieser so genannten Kanister werden am Tag in der Pyrotechnik Silberhütte produziert. Über die Situation des Unternehmens informierte sich am Mittwoch Ministerpräsident Wolfgang Böhmer während eines Betriebsbesuchs, bei dem ihn Direktor Falk Schilling gleich mehrfach überraschen konnte.
Steigender Umsatz
Zum einen waren da die Zahlen: Es zeichne sich ab, dass 2010 rund sechs Millionen Euro mehr Umsatz gemacht werden könnten als geplant, sagte Falk Schilling. Dieses Jahr werde besser als das vorangegangene, und das sei eigentlich jedes Jahr so. "Das hör' ich selten", so der Ministerpräsident, der kurz zuvor mit einem besonderen Tischfeuerwerk begrüßt wurde: Hunderte dunkelrote Rosenblütenblätter regneten nach einem lauten Knall auf den Landesvater herab.
Feuerwerk wird in Silberhütte allerdings nicht mehr hergestellt, stattdessen so genannte "nicht letale Produkte" fürs Militär - etwa Signal- oder Nebelraketen - und Zubehör für die Autoindustrie, darunter jene Anzündmischungen für Airbags. Scharfe Munition, so betont Falk Schilling, werde in Silberhütte nicht hergestellt. Es sei enorm wichtig gewesen, als Zulieferer in die Automobilindustrie einzusteigen. Dies sei inzwischen ein wichtiger Produktionsbereich. Daneben unterhalte das Unternehmen, das zur Rheinmetall Waffe Munition GmbH gehört, einen eigenen Entwicklungsbereich vor Ort: "Es ist uns immer gelungen, immer wieder neue Produkte zu schaffen." "Dafür brauchen Sie doch auch hochspezialisierte Leute", so Böhmer, der die Zukunft eines Unternehmens in dessen Mitarbeitern sieht: "Gute Leute muss man auch gut bezahlen. Viele gehen ja weg, weil sie anderswo besser verdienen." In Silberhütte arbeiten Chemiker, Physiker und Maschinenbauer, erklärt Falk Schilling. "Bis beispielsweise so ein Leuchtstern irgendwohin fliegt, ist das Maschinenbau. Wenn er dann oben leuchtet, ist das Chemie."
Raketenantrieb im Harz
Getüftelt und experimentiert wurde in Silberhütte offenbar schon immer gerne: 1928 gab es Versuche mit raketenbetriebenen Schienenfahrzeugen, die mit bis zu 253 Stundenkilometern durch den Harz sausten. "Man stelle sich das heute vor", sagt der Direktor schmunzelnd. Im Zweiten Weltkrieg diente der Standort als Rüstungsbetrieb, danach wurden zunächst Schuhcreme und Wachsfackeln hergestellt. In der DDR war Silberhütte der einzige pyrotechnische Betrieb und hatte zwei Standorte. 1990 wurde er privatisiert, der überwiegende Teil der Arbeitsplätze konnte laut Schilling erhalten werden. Heute sind rund 240 feste Mitarbeiter in Silberhütte beschäftigt, hinzu kommen etwa 80 zusätzliche Beschäftigte. Betriebsbedingte Kündigungen habe es nicht gegeben. Derzeit werden elf Lehrlinge ausgebildet. Seit 2004 habe sich der Umsatz am Standort verdoppelt. Und die Zahl der kleinen Kanister, die in Sekundenschnelle zusammengefügt werden, geht inzwischen in die Millionen. Wie sie funktionieren, zeigte Falk Schilling dem Ministerpräsidenten schließlich auch noch - mit Fernzündung und Knalleffekt.