Harz Harz: Heiliger Schutzpatron Florian war gar kein Feuerwehrmann
THALE/MZ. - Obwohl Florian der Schutzheilige der Feuerwehrleute ist, war er selbst nie ein Brandretter - mit dieser Erkenntnis konnte Andreas Koch, Leiter der Thalenser Ortswehr, die Mitglieder und Gäste der Jahreshauptversammlung überraschen, und nicht nur das. Trotz der 166 Einsätze und insgesamt 13 263 Stunden im ehrenamtlichen Wirken sind die Blauröcke auch bei der Harzer Team-Challange, im Volleyball oder anderen sportlichen Aktionen dabei. "Es sind die gemeinsamen Erlebnisse und das Gemeinschaftsgefühl der Truppe", verweist Koch auf die "von Menschen geschätzten ideellen Werte in schlechten Zeiten". Er setzt auf die "Hilfs- und Einsatzbereitschaft der Kameraden". Deshalb ist er im 125. Jahr seit der Gründung 1886 überzeugt: "Unsere Feuerwehr steckt nicht in der Krise." Dafür sei auch den Partnern und Angehörigen zu danken, die Verständnis für die ehrenamtliche Arbeit aufbringen würden.
Für Kochs Einsatz an der Sitze gab es indes von den Kameraden sogar einen nagelneuen Helm, "international anerkannt", so Klaus Lepsien. Vielleicht ist es aber auch Ablenkung zu den weniger schönen Erlebnissen, immerhin mussten die Blauröcke im Vorjahr ein Todesopfer aus den Trümmern eines Wohnhauses in Warnstedt bergen. Zu fünf Großbränden, darunter Fachwerkhäuser im Quedlinburger Augustinern, wurde die Wehr gerufen. Wegen des vielen Schnees aber ragte der Januar in der Bilanz mit 64 Einsätzen heraus. "Zwischen dem 2. und 22. Januar, also innerhalb von 21 Tagen", rechnete Koch vor, "war gleich 50-mal ,Baumbruch' das Alarmwort." Kompliziert sei auch ein Brand in einer Absauganlage der Firma Mubea gewesen, bei dem zunächst nicht einmal der Ort des Geschehens klar war.
Doch dank der guten Ausbildung, der Höhepunkt waren zwei Tage an der Brand- und Katastrophenschutz-Schule Heyrothsberge bei Magdeburg, wurde die Aufgabe genauso zuverlässig und unfallfrei gelöst wie alle anderen. Damit es auch künftig so bleibt, forderte er vor allem für veraltete Leiter- und Mannschaftstransporter Alternativen durch die Stadt als Träger. "Die Feuerwehr wird kein Punkt der Konsolidierung", versprach Bürgermeister Thomas Balcerowski - und Unterstützung beim Zusammenwachsen der zehn Ortswehren.
Grundlage für die Zukunft ist ein leistungsstarker Nachwuchs. Während sich die immer größer werdende Kinderwehr unter Regie von Cindy Braune mit vielseitigem Programm für die 24 Sechs- bis Zehnjährigen an zwei Dutzend Dienstabenden mit den Grundbegriffen vertraut macht, stehen derzeit elf Jungen sowie ein Mädchen in der Jugendwehr auf dem Sprung zur späteren Laufbahn. "Erneut können drei in die zweijährige Ausbildung für den aktiven Dienst übergeben werden", berichtete Jugendwart Tobias Hund.
Ralph Meseg konnte von rund 5 000 Euro berichten, mit denen der Förderverein "Pro Feuerwehr" vor allem die Nachwuchsarbeit unterstützte. Als Mitglieder des neuen Vorstands wurden Ralph Meseg, Ralf Hohmann, Nicole Keune, Anja Habig, Regina Wozny und Helmut Jahn gewählt; über die Funktionen soll intern entschieden werden. Die Revisionskommission bilden künftig Denni Jahn, Maria Wehnert und Angela Hedler.
Thomas Schmandt heißt der neue Chef von 24 Spielleuten, darunter acht, die nur musizieren. Nach dem Rücktritt von Ingo Braeuer bildet er zusammen mit Stellvertreter Dieter Kramer, den Gernrödern Horst Streich und Karl-Heinz Kracht sowie Bernhard Thiel aus Ballenstedt den neuen Vorstand. Schmandt konnte sogar eine Neuigkeit verkünden: "Wir haben nun sechs Ballenstedter auf Probe dabei." Dort sei der Zug in Auflösung begriffen. Der wichtigste Termin des Zuges und natürlich aller Thalenser Feuerwehrleute wird für 2011 der Festakt zum 125-jährigen Jubiläum am 18. Juni im Klubhaus sein.
Übrigens: Florian kam im dritten Jahrhundert in Wien zur Welt, wollte als römischer Beamter 40 verhaftete Christen befreien und wurde dabei selbst festgenommen. Wegen seines christlichen Glaubens bereute er seine Tat nicht, wurde gefoltert und schließlich getötet. Seinen Ruf und damit die Basis für den Schutzheiligen bekam er erst nach seinem Tod zugeschrieben. So soll ein Köhler, der in einen brennenden Kohlenmeiler fiel, auf wunderbare Weise gerettet worden sein, nachdem er den heiligen Florian um Hilfe anrief. Zudem erzählte man sich erst jetzt, dass Florian schon als Kind ein brennendes Haus mit einem Wasserkübel gelöscht haben soll. "Er wurde aber auch deshalb zum Vorbild", verglich ihn Koch mit den Feuerwehrleuten, "weil er unsere Eigenschaften verkörperte: Er war konsequent in Entscheidungen, trat mutig für seine Überzeugung ein und half Menschen genau dort, wo sie es brauchten."