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Gymnasien in Sachsen-Anhalt Gymnasien in Sachsen-Anhalt: Kampf für ein "Faires Abi"

22.01.2015, 17:46
Abiturienten schreiben eine Prüfung.
Abiturienten schreiben eine Prüfung. dpa Lizenz

wernigerode - Schüler an Sachsen-Anhalts Gymnasien erhalten trotz gleich guter Noten teils deutlich schlechtere Abiturergebnisse als ihre Altersgenossen in anderen Bundesländern. Zu diesem Schluss kommt die in dieser Woche im Harz gestartete „Aktion Faires Abi“ nach einem bundesweiten Vergleich. Die Initiatoren fordern die Landesregierung auf, die Benachteiligung zu beenden.

Nach Angaben der Initiatoren sind die Hürden für Abiturienten in keinem anderen Bundesland so hoch wie in Sachsen-Anhalt. Schuld daran seien landesspezifische Regelungen des Kultusministeriums für die 11. und 12. Gymnasialklassen.

Weniger Ausrutscher erlaubt

„Was die meisten Eltern, Schüler und selbst viele Lehrer nicht wissen: Unsere Schüler müssen deutlich mehr Halbjahresnoten, so genannte Kursnoten, als ihre Altersgenossen in allen anderen Bundesländern ins Abitur einbringen. Sie dürfen im Gegensatz zu anderen Bundesländern keine schlechten Noten streichen und können sich zugleich weniger Ausrutscher als Schüler zum Beispiel in Bayern oder Hessen erlauben. Andernfalls werden sie gar nicht zur Prüfung zugelassen“, erklärte Sprecherin Katja Franz. Dies führe bei gleichen Leistungen zu einem schlechteren Abiturdurchschnitt und verringere die Chancen auf einen Studienplatz.

Der „Aktion Faires Abi“ gehe es keineswegs darum, Leistungen großzügiger zu bewerten oder Anforderungen an die Schüler

aufzuweichen, betonte Ko-Sprecher Winfried Borchert. „Sondern wir wollen das ungerechte sachsen-anhaltische Berechnungsmodell ändern, mit dem anhand der Zeugnisnoten der Abiturdurchschnitt ermittelt wird. Das derzeitige Modell kann dazu führen, dass ein Schüler aus Sachsen-Anhalt zum Beispiel einen Abi-Durchschnitt von nur 2,7 erreicht, während er mit exakt den gleichen Noten in Nordrhein-Westfalen oder Hessen mit 2,2 abschneiden würde.“

Im Extremfall erhalte ein Schüler in Bremen ein Abitur mit der Note 1,8, während er mit den selben Noten in Sachsen-Anhalt nicht einmal zur Prüfung zugelassen würde. „Das ist ein Unding!“, so Winfried Borchert.

Schlusslicht bei der Abiturquote

„Diese Benachteiligung“ ist nach Überzeugung der Initiatoren eine Ursache dafür, dass Sachsen-Anhalt seit Jahren bundesweites Schlusslicht bei der Abiturquote ist. 2013 erreichten nach aktuellen Angaben des Statistischen Bundesamtes (Bericht zu allgemeinbildenden Schulen vom 24. Oktober 2014) nur 29,9 Prozent der sachsen-anhaltischen Schüler das Abitur. Zum Vergleich: Thüringen 39,1 Prozent, Baden-Württemberg 42,0 Prozent und Brandenburg 46,8 Prozent.

Nachteile für die Schüler sollen abgebaut werden

Unterstützt wird die Aktion auch vom Rektor der Hochschule Harz, Armin Willingmann: „Bei der Zulassung zum Studium differenzieren wir nicht nach der Herkunft der Studierenden und ihrer Abiturzeugnisse. Unterschiede beim Abiturzugang oder der Ermittlung des Abiturergebnisses können sich daher auch unmittelbar auf die Zulassungschancen für Bewerber auswirken“, sagte er. Deshalb bestehe auch seitens der Hochschulen ein Interesse, vorhandene Nachteile für Schüler aus Sachsen-Anhalt und unnötige Hürden abzubauen, ohne dass die Qualität des Abiturs in Frage gestellt werde.

Die „Aktion Faires Abi“ will von Benachteiligung betroffenen Gymnasiasten und deren Familien eine Plattform bieten und rechtliche Unterstützung geben. Kontakt: [email protected] (mz)