Gäste auch im Regen bedient
ALEXISBAD/MZ. - Bei so viel alter Geschichte kann es fast schon mal passieren, dass ein wesentlich jüngeres Jubiläum im Ortsteil fast untergeht, denn das Café und die Pension "Felsterrasse" von Elke Schöne gibt es an exponierter Stelle am Ortsausgang in Richtung Mägdesprung immerhin auch schon zehn Jahre. "Die Gebäude sind allerdings viel älter", erläutert ihr Ehemann Horst die historischen Wurzeln, die eng mit dem früheren Kurbetrieb und den dadurch benötigten Übernachtungsplätzen verbunden sind.
Nach einem ersten Versuch mit Kuren 1768, der 1772 mangels Gästen wieder eingestellt wurde, ist es erst dem Herzog Friedrich Christian Alexius, daher auch der heutige Name, aus dem Hause Anhalt-Bernburg zu verdanken, dass der Kurbetrieb wieder auflebte.
Brunnendirektion gegründet
Nach erneuter Untersuchung des Wassers 1809 führte dessen empfehlenswerter Gehalt an Jod, Fluor und Eisen zur Gründung einer Brunnendirektion, zur Errichtung von Badeanstalt und Spielbank sowie 1810 schließlich zur Entstehung des Kurorts Alexisbad, dessen Architektur und Ortsplanung auf Karl Friedrich Schinkel zurückgehen. Viele Hotels, Pensionen, Gaststätten und Cafés prägten seit dieser Zeit das Ortsbild, auch das 1897 errichtete "Hotel Haase", der Vorläufer für die "Felsterrasse" gehörte dazu. Änderte sich nach dem Zweiten Weltkrieg zwar die Bedeutung zu einem Ferienort, so blieb aber der große Bedarf an Gastronomie bestehen. Erst mit ausbleibenden Gästen nach dem Fall der Mauer änderte sich die Situation schlagartig, wie manche leer stehenden Gebäude noch heute zeigen. "Wir hatten das Grundstück zwar schon 1992 erwerben können, aber erst 1999 mit der Sanierung begonnen", erklären Schönes.
"Nach nur knapp ein und einem halben Jahr und rund 950 000 D-Mark Sanierungskosten einschließlich Einrichtung, konnte ich 26. Februar 2000 das Café eröffnen", erinnerte sich Elke, die seitdem als Hobbybäckerin jeden Tag mindestens acht verschiedene Kuchen selbst produziert. "Die Auswahl ist natürlich abhängig von der Jahreszeit." 27 Plätze gibt es im gemütlich eingerichteten Innenbereich, weitere etwa 30 stehen den Besuchern in der warmen Jahreszeit auf der Terrasse direkt unterm Felsen zur Verfügung.
Cola statt Kaffee zum Kuchen
"Diese brachte uns auch auf den Namen", erläuterte Elke Schöne und schmunzelt: "Einmal wollten dort etwa 50 Gäste sogar im strömenden Regen bedient werden", erinnerte sie sich über ihre zunächst ausbleibende und dann völlig durchnässte Mitarbeiterin Melanie Oertel, welche auch schon seit acht Jahren zum Hause gehört. "Selbst Cola statt dem immer frisch aufgebrühten Kaffee hat den Gästen schon mal nach einem Stromausfall zum Kuchen gemundet", erinnert sie sich an eine weitere Episode aus zehn Jahren, in denen sie vor allem viele Stammgäste und Durchreisende begrüßen konnte. "Sie stammen vorwiegend aus einem Bereich zwischen Magdeburg, Braunschweig und Leipzig." Allerdings sind diese nicht so berühmt wie einst der Komponist Carl Maria von Weber, der als wohl bekanntester Kurgast 1820 in die Analen des Ortes einging. Doch auch in der "Felsterrasse" kann in der Pension im Obergeschoss mit sechs Doppelzimmern sowie einem Einzelzimmer übernachtet werden. "Die Stirnseiten werden wegen der guten Aussicht bevorzugt", kennen sie die Wünsche der Gäste. "Die 2002 von der Dehoga verliehenen drei Sterne haben wir bis heute erfolgreich verteidigt", sind die Chefin und ihr mithelfender Gatte stolz, zumal sie vor allem einheimische Produkte bevorzugen - Kaffee aus Magdeburg, Likör aus Gernrode, Bier aus Quedlinburg oder Eis aus Schermcke.