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Filmdreh Filmdreh: «Goethe!» lässt es in Quedlinburg schneien

20.10.2009, 08:24
Schauspieler Alexander Fehling in der Rolle des Johann Wolfgang von Goethe in Quedlinburg bei Dreharbeiten zum Kinofilm «Goethe!». (FOTO: DPA)
Schauspieler Alexander Fehling in der Rolle des Johann Wolfgang von Goethe in Quedlinburg bei Dreharbeiten zum Kinofilm «Goethe!». (FOTO: DPA) dpa-Zentralbild

Quedlinburg/dpa. - Weil er es soeilig hat, fallen Bücher auf die Erde, die er hastig aufhebt. Als erdurch eine Tür verschwindet, hallt ein lautes «Die Komparsen warennicht gut. Wir drehen noch mal» über den Platz. Regisseur PhilippStölzl («Nordwand») will es ganz genau. In Sachsen-Anhalt dreht erdie letzten Szenen für den Kinofilm «Goethe!» und hat sich dafür auchdie Fachwerkstadt Quedlinburg ausgesucht. Die letzte Klappe fällt andiesem Freitag nach 40 Drehtagen auf einem Rittergut bei Merseburg.Im Herbst 2010 soll der historische Liebesfilm in die Kinos kommen.

Erzählt wird die Geschichte des jungen Johann Wolfgang von Goethe(Alexander Fehling), der nach einer großen unerfüllten Liebe zuCharlotte Buff (Miriam Stein) das Werk «Die Leiden des jungenWerther» schreibt und dafür gefeiert wird. Schauspieler MoritzBleibtreu spielt Goethes Vorgesetzten Albert Kestner, der CharlotteBuff heiratet und Goethe zur Verzweiflung bringt. Er will um seineLiebe kämpfen, fordert Kestner zum Duell und landet im Gefängnis.

«Bitte Ruhe, wir fangen an», ruft Regisseur Stölzl. AlexanderFehling nimmt es gelassen. Helfer richten sein Kostüm, die Frisur mitKringellocken über den Ohren und geben ihm wieder den Bücherstapel indie Hand. Wieder hastet er durch den Schnee, der in Wirklichkeitweiße Cellulose ist. Thomas Thiele und sein Team haben den Hof derQuedlinburger Schlosskirche in das winterliche Straßburg verwandelt.«Wir haben vorher den Boden mit Wasser befeuchtet und dann dieCelluloseflocken mit einer Spritzdüse verteilt», erzählt der 43-Jährige, der für die Spezialeffekte in dem Film verantwortlich ist.

Szenen mit mehreren hundert Komparsen, Pferden und Kutschen wurdenan drei Tagen in Quedlinburg gedreht. Weitere drei Tage war das 115-köpfige Team in Osterwieck. «Wir haben nicht den Anspruch, einenkorrekten Dokumentationsfilm über diese Zeit zu drehen. Wir wolleneine Atmosphäre schaffen, die den 23-jährigen Goethe authentisch inden Mittelpunkt rückt», erklärt Produktionsleiter Peter Hartwig.

Authentizität steht auch bei den Komparsen im Vordergrund. Mehrals 1000 Kostüme aus ganz Europa kommen zum Einsatz. Da es vor mehrals 230 Jahren keine Kanalisation und keine Müllabfuhr gab, wirktvieles schmuddelig: Die Darsteller tragen dreckige Klamotten, habenschmutzige Fingernägel, strähnige Haare und unreine Haut. Was nichtpasst, wird am Computer nachbearbeitet. Gebäude und Landschaftenwerden mit Hilfe modernster Technik in die Vergangenheit zurückversetzt.

Szenenbildner Udo Kramer hat immer ein Auge auf den Dreh und dasDrumherum. «Ein Historienfilm ist immer aufwendig, weil diePräparation eines historischen Sets lange dauert und immernachgebessert werden muss», sagt er. Das Gesamtbudget in Höhe von 6,4Millionen Euro ist deshalb mit spitzem Bleistift kalkuliert. «InHollywood geben die dafür bestimmt das Fünffache aus.» Bis zumKinostart in etwa einem Jahr muss der Film digital bearbeitet,geschnitten, vertont und mit der passenden Musik unterlegt sein.