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Feininger Galerie Quedlinburg Feininger Galerie Quedlinburg: Vorgeschmack mit 30 Meisterwerken

Von Rita Kunze 03.11.2016, 14:30
Der „Theaterloge“ von Max Beckmann.
Der „Theaterloge“ von Max Beckmann. Urheber: Chris Wohlfeld

Quedlinburg - Es sind 30 von insgesamt 5.000 Druckgrafiken, die von der Lyonel-Feininger-Galerie aus dem Bestand der Kupferstichsammlung der Stadt Quedlinburg in einer Sonderausstellung präsentiert werden. Darunter weltberühmte Namen: Adolph Menzel, Max Liebermann, Käthe Kollwitz, Max Slevogt, Ernst Barlach. Die Schau mit dem Titel „30 Meisterwerke“ ist ein gemeinsames Projekt von Galerie und Stadt und gibt „einen Vorgeschmack darauf, welche Schätze in der Sammlung verborgen sind“, sagt Galerie-Direktor Michael Freitag.

Im 30. Jahr des Bestehens der Galerie werden 30 Werke präsentiert, „die exemplarisch für die Reichweite der Kupferstichsammlung stehen“. Es gehe dabei nicht „um die Vermittlung hohen Kulturguts und nie gehörter Gedanken, sondern um die Kultur unserer Stadt“, die „nicht als bewohnbares Denkmal, sondern als geschichtsträchtiger Ort kultureller Gegenwart“ betrachtet werden soll, sagt Freitag. „Kultur entsteht wie Kunst aus dem wirklichen Leben.“

Der Quedlinburger Stadtrat Friedrich Besser (1840-1905) hat sein Leben lang Grafik gesammelt. Sein Interesse galt hauptsächlich Werken aus dem 18.  und 19. Jahrhundert, die er nach seinem Tod testamentarisch der Stadt Quedlinburg vermachte. Die beauftragte im Jahr 1926 den Zeichenlehrer Johannes Spitzmann (1884-1961), diese Hinterlassenschaft durch Ankäufe von zeitgenössischer Kunst zu erweitern. Seitdem verfügt die Stadt über etwa 5 000 Druckgrafiken vom 17. bis 20. Jahrhundert.  

Der Direktor der Feininger-Galerie lobt das Engagement des Fördervereins Historische Sammlungen Quedlinburg, der sich auf die Suche nach Radierungen des niederländischen Künstlers Anthonie Waterloo (1609-1690) macht: In der Grafiksammlung der Stadt sollen sich etwa 135 Werke von Waterloo befinden, eine Arbeit ist in der aktuellen Sonderschau vertreten. Noch vier Radierungen sollen dem Schlossmuseum fehlen, dann wäre dieser Komplex vollständig.

Der bisherige Wissensstand über die Grafiksammlung der Stadt sei „eher bestürzend“, so Freitag. In der Sonderausstellung sei der Versuch unternommen worden, die Ankäufe zu rekonstruieren. Auf den neben den Werken angebrachten Tafeln lässt sich nachvollziehen, „was getan werden muss, um eine Sammlung zu einer Sammlung zu machen“, wie Freitag es umschreibt: Von welchem Künstler und aus welchem Jahr stammt das Werk, wo kommt es her, welche Stationen hat es genommen? In welcher Stückzahl wurde der Druck produziert? Welches Blatt wird gezeigt? Die Ausstellung sei „ein kleines Stück verwirklichte Zukunft, die ohne die Zusammenarbeit mit dem Schloss nicht möglich gewesen wäre“.

Oberbürgermeister Frank Ruch sagt, er sei froh, dass er ein Team im Rathaus habe, das „sehr kunstaffin“ sei und das er bei seinem Amtsantritt übernehmen konnte. An Freitag gerichtet erklärt er: „Wir werden gnadenlos unsere Archive öffnen und Sie mit Arbeit überhäufen.“ Es gelte nämlich, die Sammlung für eine breite Öffentlichkeit zugänglich zu machen: „Ich sehe noch viel Potenzial, das wir bedienen können“, sagt Ruch, der Freitag zitiert: „Eine Kooperation ist nur dann erfolgreich, wenn alle Beteiligten von ihr profitieren.“

Auch Claus Rokahr, Verwaltungsdirektor der Stiftung Dome und Schlösser in Sachsen-Anhalt, betont die zunehmende Bedeutung von Vernetzungen und verweist auf den Kooperationsvertrag zwischen Feininger-Galerie und Stadt, der im Rahmen der Ausstellungseröffnung unterzeichnet wurde. Rokahr würdigt das Engagement der Stadt, die im Vergleich der Gesamtvolumen der Haushalte viermal soviel Geld in den Betrieb der Feininger-Galerie investiere wie der Landkreis Harz: Die Stadt zahle jährlich 10.000 Euro, der Landkreis 200.000. Die Kooperation nennt er eine „Riesenchance“, das gelte auch für die Festigung der Galerie als grafisches Museum. (mz)