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Fachwerkzentrum Fachwerkzentrum: Flüchtlinge lernen alte Handwerkstechniken

Von Rita Kunze 23.01.2018, 06:55
Seminar im Quedlinburger Fachwerkzentrum: Hier wird eine alte Holztür aufgearbeitet.
Seminar im Quedlinburger Fachwerkzentrum: Hier wird eine alte Holztür aufgearbeitet. Jürgen Meusel

Quedlinburg - „Wenn man schlechtes Holz hatte, hat man versucht, es besser zu malen“, sagt Oliver Raupach: Der Restaurator arbeitet am Deutschen Fachwerkzentrum in Quedlinburg Holz mit Bierlasur auf, die eher unspektakuläre Oberflächen wirklich edel aussehen lässt. Die jahrhundertealte Technik bringt Raupach derzeit Flüchtlingen bei, die ein Seminar im Fachwerkzentrum absolvieren; zum ersten Mal auch durch Vermittlung der Agentur für Arbeit und der Koba, sagt Geschäftsführerin Claudia Hennrich.

Drei Wochen lang sind die Männer aus Syrien und verschiedenen afrikanischen Staaten damit beschäftigt, alte Handwerkstechniken zu erlernen und sie bei der Wiederherstellung historischer Bauten anzuwenden.

Lob vom Tischler: „Sie lernen schnell“

In ihren Heimatländern haben sie zumeist in ganz anderen Berufen gearbeitet, sagen sie, waren beispielsweise Schneider oder Autoverkäufer. „Sie lernen unheimlich schnell“, lobt Tischler und Zimmerermeister René Knackstedt die Männer. „Der Umgang mit den Werkzeugen ist ihnen vertraut.“

Nach den Erfahrungen vergangener Seminare hat das Fachwerkzentrum den Ablauf dieser Kurse geändert. „Wir waren zuerst immer auf den Baustellen vor Ort, haben aber gemerkt, dass wir eine Woche Training für die Vermittlung der grundlegenden Handwerkstechniken brauchen“, sagt Claudia Hennrich.

So üben die zehn Teilnehmer in den Werkstatträumen in der Hohen Straße, wie man Holz- und Wandoberflächen richtig bearbeitet. Ein Raum ist Übungsfläche an sich: Risse in den Wänden werden geschlossen, danach werden die Wände gestrichen und mit schnörkeligen Akanthusranken optisch aufgewertet.

Die Schablonen für die Rankenornamente wurden schon bei Restaurierungsarbeiten im Weißenfelser Heinrich-Schütz-Haus verwendet, sagt Raupach: „Wir wollen die Malerei hier wie im Schütz-Haus an der Decke anbringen.“ Wenn die Arbeiten im Raum abgeschlossen sind, soll er Präsentationszwecken dienen, sagt Claudia Hennrich.

Türen für Haus am Grudenberg in Halberstadt

Die Türen, die die Seminarteilnehmer aufarbeiten, sollen im Haus am Halberstädter Grudenberg 8 eingesetzt werden; das 300 Jahre alte Gebäude wird vom Fachwerkzentrum im Auftrag der Stadt Halberstadt saniert.

Am kommenden Donnerstag hat das Deutsche Fachwerkzentrum Firmen zu einer großen Präsentation eingeladen: „Wir hoffen, dass wir viele überzeugen können, Teilnehmer in Arbeit zu bringen oder in der Ausbildung zu begleiten“, erklärt Claudia Hennrich die Hintergründe der Veranstaltung. Sie wünscht sich, dass möglichst viele Unternehmen dem Beispiel des Fachwerkzentrums folgen, das einen Flüchtling als Auszubildenden im ersten Lehrjahr beschäftigt. (mz)