1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Quedlinburg
  6. >
  7. Ex-FDGB-Ferienheim Gernrode: Ex-FDGB-Ferienheim Gernrode: Denkmal in Wartestellung

Ex-FDGB-Ferienheim Gernrode Ex-FDGB-Ferienheim Gernrode: Denkmal in Wartestellung

Von Gerd Alpermann 27.01.2016, 14:51
Leere Fenster- und Türöffnungen - nur Steine und Beton sind übriggeblieben vom einstigen FDGB-Ferienheim.
Leere Fenster- und Türöffnungen - nur Steine und Beton sind übriggeblieben vom einstigen FDGB-Ferienheim. Chris Wohlfeld Lizenz

Gernrode - Es war das erste neu erbaute Ferienheim in der DDR. Das Haus entstand von 1952 bis 1954 auf dem Kuhkopf oberhalb von Gernrode. Im Stil der klassischen Moderne mit einem markanten Rundbau im Eingangsbereich hatte der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund (FDGB), die DDR-Einheitsgewerkschaft, den Bau in Auftrag gegeben. Bis 1990 war es eine der größten Ferieneinrichtungen im Kreis Quedlinburg. Nach 1990 wurde das später errichtete Bettenhaus mit Restaurant und Kellerbar abgerissen. Drei Jahre danach, 1993, kam das Haupthaus auf die Denkmalliste des Landes Sachsen-Anhalt.

Interessenten für eine Sanierung und Wiedernutzung fanden sich in den zurückliegenden 25 Jahren aber nicht. Erneut ins öffentliche Blickfeld ist das Haus jetzt geraten, nachdem die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Landtag Sachsen-Anhalts eine Anfrage zur Vermarktung der unter Denkmalschutz stehenden Immobilie gestellt hatte.

Was heute noch steht, ist ein Bau-Skelett aus Mauersteinen und Beton. Offensichtlich so stabil, dass es noch Jahrzehnte überstehen kann. Es fehlen Fenster und Türen und alles Weitere, was nicht niet- und nagelfest war. Zudem haben spezielle Gruppen die Ruine für sich entdeckt. Paintball, das beschießen mit Farbkugeln, wird dort ebenso praktiziert, wie Geocaching. Auch für Sprayer scheint es ein Paradies zu sein.

Ruine kann gerettet werden

Kreisdenkmalschützer Oliver Schlegel denkt, dass dieses Treiben schon über Jahre geht: „Der heute noch vorhandenen Bausubstanz konnte dies bisher nichts anhaben.“ Der Denkmalschützer verteidigt den Schutzstatus. Noch immer könne die Ruine gerettet und einer neuen Nutzung zugeführt werden. „Ein möglicher Interessent kann überhaupt nur aufgrund des Denkmalsstatus’ bauen, ansonsten hätte er im Außenbereich keine Chance mehr. Das größte Problem stellt eine fehlende Abwasserentsorgung dar“, weiß Schlegel. Wasser- und Stromleitungen seien zwar zurückgebaut worden, aber in der Nähe noch vorhanden.

Der Denkmalschützer sieht das Haus als ein Beispiel für Bauten in der DDR an, das einen Denkmalstatus rechtfertige. Für das noch stehende Haupthaus aus den 1995er Jahren seien Anleihen der Klassischen Moderne aufgenommen worden. Dringenden Handlungsbedarf zur Sanierung gebe es nicht, wenn auch das Schild „Betreten auf eigene Gefahr“ immer wieder verschwinden würde. Sicherungspflicht habe nun die Stadt Quedlinburg, die das Objekt mit der Gebietsreform geerbt habt. (mz)