Denkmalschutz Denkmalschutz: Quedlinburger Litfaßsäulen auf dem Prüfstand
Quedlinburg/MZ. - Die 18 Litfaßsäulen in Quedlinburg stehen unter Denkmalschutz. Die Relikte früherer Werbestrategien werden aber noch genutzt, vor allem vom Dachverein Reichenstraße, der seit zehn Jahren fünf der Säulen betreut. Die 13 anderen werden von der Deutschen Städte Medien GmbH, einer bundesweit agierenden Städtereklamefirma, beklebt. Vor 15 Jahren waren es noch insgesamt 21 Säulen, doch zwei mussten wegen baulicher Mängel abgebrochen werden, eine nach Beschädigungen durch einen Verkehrsunfall. Sie standen an den Ecken Klopstockweg / Frachtstraße und Gröpern / Julius-Wolff-Straße sowie in der Kaiser-Otto-Straße, in der Höhe des ehemaligen Zollamts.
Jetzt hat Thomas Lehmann, Bautechniker bei der Stadtverwaltung, die historischen Werbeträger überprüft. Sein Urteil über den Zustand der Litfaßsäulen in der Stadt geht bis zum Vorschlag, sie abzureißen. Dies aber mit Fragezeichen angesichts des historischen Werts. Drei Säulen sind nach seinem Bericht in einem desolaten, abbruchreifen Zustand. Dies betrifft die Werbeträger in der Weberstraße, in der Albert-Schweitzer-Straße und am Kornmarkt.
Am Kornmarkt würde es besonderes Konfliktpotenzial heraufbeschwören, denn diese Säule gehört zu den fünf des Dachvereins Reichenstraße. Außer dieser haben sie noch die Verantwortung für die Werbeträger im Damm, im Neuen Weg, in der Stresemannstraße und in der Wallstraße. Doch zum Kornmarkt sagt Stefan Helmholz, Geschäftsführer des Dachvereins: "Für uns ist das die wichtigste. Sie liegt zentral. Viele kommen dort vorbei." Für das Bekleben und die Ordnung und Sauberkeit rund um die Säulen ist beim Dachverein Timo Götze verantwortlich. Der Netzwerkkoordinator macht dies neben seiner Haupttätigkeit. Zweimal im Monat wird geklebt, in der Mitte und zum Ende.
"Wichtig ist, dass die Plakate pünktlich, fünf Tage zuvor, vorliegen. Der Preis pro Plakat beträgt zwei Euro. Partner des Kulturzentrums zahlen nichts, wie das Nordharzer Städtebundtheater", erläutert Stefan Helmholz. Auch wenn bisher keine Zahlen vorliegen, der Geschäftsführer glaubt, dass die Werbung an den Säulen die Interessierten, "unsere Stammbesucher", erreicht. Eine Befragung von Besuchern der Reichenstraße soll es aber noch in den kommenden Monaten geben.
In bestimmten Abständen werden die Säulen "geschält" und mit weißem Papier beklebt, um einen ordentlichen Zustand gewährleisten zu können. "Auf den Beton kleben, das musste erst gelernt sein", weiß Timo Götze. "Das braucht auch den richtigen Kleber, sonst haftet das Papier nicht."
"Uns war es auch wichtig, dass wilde Plakatierungen begrenzt werden und sich damit die Ordnung und Sauberkeit in der Stadt erhöht", sagt Kerstin Mathe, Sachgebietsleiterin Straßenverkehr und Sondernutzung, zur Übergabe der fünf Säulen in die Obhut des Dachvereins vor zehn Jahren: "Insgesamt sind wir mit der Ordnung an den Säulen zufrieden." Der bauliche Zustand sei dagegen eher dürftig. Kleine Reparaturen wurden vom Verein und vom Bauhof schon ausgeführt. Oft fehlt aber die Krone oder der Deckel zeigt Abbrüche, viele davon unter anderem am Kornmarkt und in der Weberstraße. Die Säule in der Albert-Schweitzer-Straße ist ohne Krone und dazu noch in eine starke Schieflage geraten. Thomas Lehmann hat die Aufstellungen zu den Litfaßsäulen in
Quedlinburg zur Entscheidungsfindung der Verantwortlichen in der Stadt erarbeitet. Reparatur oder Neubeschaffung? Es gibt noch Firmen in Deutschland, wenn auch nur wenige, die Litfaßsäulen herstellen. Die Kosten dafür sind nicht gerade gering. Mehrere 1 000 Euro müssen für eine neue Litfaßsäule veranschlagt werden.