Bürgerinitiative kämpft für den Erhalt der Friedensbrücke
NEINSTEDT/WEDDERSLEBEN/MZ. - Zunächst sollte sie als Fußgängerüberweg über die Bode erhalten bleiben. Dann wurde die Friedensbrücke zwischen Neinstedt und Weddersleben als Sicherheitsrisiko eingestuft, so dass nur ein Abriss in Frage kommt. Doch damit wollen sich viele Bürger aus Neinstedt und Weddersleben nicht abfinden. Schließlich ist die Stahlkonstruktion, die seit dem Bau der Ortsumfahrung ihre verkehrstechnische Bedeutung verloren hat, ein anerkanntes Denkmal. Zudem hat sie Symbolcharakter, wurde doch 1884 zur Einweihung eine Fehde um Ackerflächen zwischen den beiden Nachbardörfer beendet - daher der Name Friedensbrücke. Noch im Planfeststellungsbeschluss aus dem Jahr 2004 zur Ortsumgehung Neinstedt war eine Anbindung an die neue Straße geplant. Doch nach Fertigstellung der neuen Brücke über die Bode und den Bahndamm wurde die Friedensbrücke für jegliche Art von Verkehr, auch für Fußgänger, gesperrt.
Zu denen die sich mit einem Abriss der Friedensbrücke nicht abfinden wollen, gehört Gerhard Kramer aus Weddersleben. Er hat die Initiative ergriffen und Mitstreiter um sich geschart. Mit dabei ist auch Manfred Mittelstaedt aus Thale, unter anderem bekannt als Autor von Geschichtsartikeln. Er verweist nicht nur auf den Denkmal- und Symbolcharakter der Stahlkonstruktion, sondern auch auf die Notwendigkeit und Machbarkeit des Erhalts der Brücke. Notwendig sei er für Radfahrer und Rollstuhlfahrer. Die neue Straße über neue Brücke habe ein zu starkes Gefälle, das Probleme bereite.
Nach Meinung von Mittelstaedt reichten rund 200 000 Euro aus, um die Brücke zu sanieren und sie für Fußgänger, Radfahrer und Rollstuhlfahrer freigeben zu können. Die Stahlkonstruktion sei zu reparieren und als Überweg sollten wie bei der Voßbrücke in Quedlinburg Bohlen auf drei Meter Breite und rund 30 Meter Länge verlegt werden. Für die Stahlsanierung könnte die Brücke an ihrem Standort verbleiben. Die Belastung würde auf ein Zehntel gegenüber früher sinken, betont er. Die benötigten rund 200 000 Euro könnten durch die 60 000 Euro, die für den Abriss notwendig sind, durch Stiftungsgelder, das Radwegeprogramm des Landes sowie durch Spenden, mit denen der Eigenanteil geleistet werden kann, aufgebracht werden.
"Wir möchten gemeinsam mit dem Landkreis eine entsprechende Lösung finden", hebt Gerhard Kramer das Ziel der Bürgerinitiative hervor. Thales Bürgermeister habe Unterstützung signalisiert. Es werde über eine Übernahme der Brücke nachgedacht, wenn dies kostenneutral für die Stadt geschehen könnte. "In den kleinen Orten darf keine Stimmung aufkommen, dass ihre Interessen nicht gewahrt werden, nachdem sie ihre Eigenständigkeit verloren haben", sagt Rolf Kosock und betont ein persönliches Interesse, dass die Friedensbrücke erhalten wird. Sie sei eben ein Denkmal und ein Symbol.
Zum Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 12. September, will die Initiativgruppe an der Friedensbrücke für den Erhalt des technischen Denkmals werben. Der alte Überweg ist eine der frühesten genieteten Fachwerkträgerbrücken im Land, heißt es im Denkmalverzeichnis Sachsen-Anhalts. Zwischen 11 und 16 Uhr wird sowohl über die Geschichte und die Bedeutung der Friedensbrücke informiert als auch ein Unterhaltungsprogramm mit Tanz-, Chor- und Musikgruppen geboten. Für das leibliche Wohl ist ebenfalls gesorgt. Voraussichtlich stündlich soll es einen Vortrag zur Friedensbrücke geben und auf einem Leiterwagen eine Dokumentationen aufgebaut sein.