Bunt statt Grau für Bahnhofstunnel Bunt statt Grau für Bahnhofstunnel: "Gefällt mir" oder "Gefällt mir nicht"

Quedlinburg - Wie soll sie aussehen, die neue Personenunterführung am Quedlinburger Bahnhof? Darüber kann jetzt online abgestimmt werden. Auf ihrer Internetseite stellt die Deutsche Bahn zwei Gestaltungsvarianten mit lokalem Bezug vor. Bei beiden stehen der Maler und Grafiker Lyonel Feininger (1872 bis 1956) und sein von ihm selbst als Prismaismus bezeichneter Stil Pate.
Erinnerungen an abstrakter Stil Feiningers
Grundlage für die zur Auswahl stehenden Varianten bildeten geometrische Formen, „die daraus entstandenen Bilder sollen an den abstrakten Stil Feiningers erinnern“, teilt das Unternehmen mit. In beiden Entwürfen heben sich städtische Wahrzeichen, darunter Schloss und Stiftskirche, silhouettenartig vom farbigen Hintergrund ab.
Nur schemenhaft angedeutet im ersten Gestaltungsvorschlag, lässt der Hell-Dunkel-Kontrast im zweiten auch Details erkennen.
Dass Feiningers Grafiken in einer Sammlung in Quedlinburg zu Hause sind, ist einem gebürtigen Quedlinburger und leidenschaftlichem Sammler zu verdanken: Hermann Klumpp (1902 bis 1987). „Dieser Bezug wurde berücksichtigt“, so die Deutsche Bahn.
Grundsteine für die Gründung der Lyonel-Feininger-Galerie
Klumpp machte die Werke des deutsch-amerikanischen Künstlers der Öffentlichkeit zugänglich. Seine Sammlung legte den Grundsteine für die Gründung der Lyonel-Feininger-Galerie, die über einen der weltweit umfangreichsten Bestände an Feininger-Druckgrafiken verfügt.
Die Abstimmung zur Gestaltung der Bahnhofsunterführung läuft seit Freitag. Auch die Quedlinburger Stadtverwaltung ruft dazu auf, sich zu beteiligen. Das ist Quedlinburgern, Bahnreisenden und allen, die es interessiert, noch bis zum 31. März möglich. Dabei müssen sie sich nicht zwingend für einen und damit gegen den anderen Vorschlag aussprechen. Sie können ebenso beide Varianten mit einem „Gefällt mir“ honorieren oder mit einem „Gefällt mir nicht“ abwählen. Mitte April, so eine Stadtsprecherin, wolle die Bahn über die Gestaltung informieren.
Auch in Stendal läuft eine Abstimmung
Nicht zum ersten Mal wählt das Unternehmen diesen Weg: Zur Gestaltung des Stendaler Bahnhoftunnels läuft ebenfalls eine Abstimmung - zur Auswahl stehen vier Varianten; im Mittelpunkt stehen Stendaler Persönlichkeiten. In Wittenberg wurde bei der Gestaltung auf Fotos gesetzt; dazu hatte die Stadt zu einem Wettbewerb aufgerufen. Über die Siegerbilder wurde öffentlich abgestimmt.
Graffiti-Künstler Chezwin Benson war in Wernigerode aktiv
Und auch in der Region ist die kreative Tunnelgestaltung nicht neu: Am Wernigeröder Bahnhof gestaltete im Sommer vergangenen Jahres der Graffiti-Künstler Chezwin Benson die Unterführung im Auftrag der Deutschen Bahn. Zu sehen sind dort seitdem die Wahrzeichen der Region, darunter Brocken und die Brockenbahn.
Arbeiten am Tunnel schreiten voran
Bis auch Quedlinburg-Motive den Quedlinburger Bahnhofstunnel zieren, wird aber noch etwas zeit ins Land gehen. Denn der Bahnhof ist gegenwärtig noch Baustelle. Die Vorarbeiten begannen im März vergangenen Jahres, im Juni folgte der obligatorische erste Spatenstich.
Im Zuge des Umbaus entsteht ein neuer Tunnel mit zwei Aufzügen zu den Bahnsteigen 1 sowie 2 und 3. Darüber hinaus soll der Bahnsteig 1 erhöht, das Dach des Bahnsteigs und die Beleuchtung erneuert werden - all das unter Berücksichtigung denkmalpflegerischer Aspekte. Der Bahnhof war 1863 eröffnet worden. Die Baukosten belaufen sich auf 6,5 Millionen Euro; Land und Deutsche Bahn finanzieren das Vorhaben. Die Arbeiten sollen Ende 2021 abgeschlossen sein. Zurzeit liegen sie den Angaben nach im Plan.
Hier geht es zur Abstimmung: https://bit.ly/2OsMIir (mz)