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Thomas Schöffmann aus Rieder „Bogenschießen hat etwas Meditatives“

Seit wenigen Wochen gibt es ein neues Freizeitangebot am Rande von Rieder: „In Corona-Zeiten natürlich mit Voranmeldung.“

20.04.2021, 08:00
Thomas Schöffmann betreibt seit einigen Wochen eine Bogenbahn am Ortseingang von Rieder.
Thomas Schöffmann betreibt seit einigen Wochen eine Bogenbahn am Ortseingang von Rieder. Foto: Uwe Kraus

Rieder - Eine Ziehklinge, Raspel, Feile und Sandpapier braucht man - und natürlich ein passendes Stück Holz - bei Thomas Schöffmann gerade Rattan -, und fertig ist irgendwann der Bogen. Den kann man beim 52-Jährigen selbst herstellen und sich so an drei Nachmittagen am Rand von Rieder den Kindheitstraum vom eigenen Bogen erfüllen.

„Was kaum jemand denkt: Das Herstellen eigener Pfeile gestaltet sich oft als noch viel schwieriger“, wirft Schöffmanns Tochter Anna-Lena ein. Sie ist inzwischen seine rechte Hand. „Ich bin vier Jahre dabei. Auf einem Mittelaltermarkt habe ich meinen ersten eigenen Bogen gebaut. Die Leidenschaft dafür kam dann nach und nach.“

Mit ihrer Schwester Emely legt sie den Hand- und Armschutz an und spannt den Bogen, zielt und lässt den Pfeil auf die Scheibe zu schnellen. „Da steckt schon viel Power und Geschwindigkeit dahinter“, erklärt ihre Mutter, die mit zum Familienunternehmen gehört.

Bogner-Rode steht auf dem Shirt des Quartetts. „Der Bogner ist der Bogen-Bauer, Rode erinnert an den Namen von Gernrode, wo wir wohnen. Ums Jahr 700 bis 800 steht es so in Urkunden.“ Die Gernröder betreiben ihre Bogenbahn seit einigen Wochen gleich am Ortseingang von Rieder. Ihre Räume gestaltet Vater Schöffmann mit den handwerklichen Kenntnissen aus seinem Erstberuf als Service-Dienstleister.

„Man legt den Stress ab und fixiert sich auf sein Ziel.“

Thomas Schöffmann über Bogenschießen

Zweimal pro Woche, Mittwoch und Samstag, könne jeder zum Bogenschießen kommen. „In Corona-Zeiten natürlich mit Voranmeldung, aber noch kann man unter den entsprechenden Regeln bei uns zu Pfeil und Bogen greifen“, sagt der hagere Chef, der aus der Mittelalter-Szene kommt. „Demnächst richten wir noch eine Verkaufsecke für Mittelalter-Kleidung und -zubehör ein.“ Bei Märkten stellt er in kaum 30 Minuten seine Bogenbahn auf, die gern genutzt wird.

„Bogenschießen macht einfach Spaß. Aber viele Leute nutzen es auch zum Abschalten, es hat etwas Meditatives, man legt den Stress ab und fixiert sich auf sein Ziel.“ So übt auf seiner Bahn mit vier Scheiben der Gestresste ebenso wie das Geburtstagskind.

„Unser jüngster Schütze ist vier, die älteste Aktive über 60 Jahre alt.“ Es sei ein Sport für jedermann, erläutert Thomas Schöffmann, der Hilfestellung und Verbesserungsvorschläge gibt, handwerklich schult und seine Teilnehmer trainiert.

Er bedauert, dass durch Corona seine Arbeitsgemeinschaft an der Gernröder Hagentalschule derzeit pausieren muss. „2020 waren wir zu einem integrativen Projekt in Neinstedt eingeladen. Das hat den Teilnehmern so viel Freude bereitet, dass wir es gleich wiederholt haben.“

AG Bogenschießen i Gernrode hat Zwangspause wegen des Lockdowns

Das Bogenschießen ist durch die kleine Halle witterungsunabhängig möglich. Trotzdem sucht der Bogen-Bauer gerade eine Wiese, auf der auch im Outdoorbereich die Pfeile durch die Luft schwirren können. Fachkundig erläutert Schöffmann, dass das was anderes sei als der 3-D-Parcours, bei dem die Sportler stundenlang durch den Wald streifen und dort ihre Zielscheiben finden.

„An Meisterschaften beteiligen wir uns nicht“, sagt er. „Nur auf den Mittelaltermärkten, wo es um keine Preise geht, will ich schon mal sehen, wer von uns der Beste ist.“ (mz/uk)