Betrug in Blankenburger Autohaus Betrug in Blankenburger Autohaus: Schaden von über 900.000 Euro entstand
BLANKENBURG/MAGDEBURG/MZ. - Beim Verlesen der Anklage formuliert die Staatsanwältin vor dem Landgericht am Donnerstag in Magdeburg immer wieder einen Satz: "Dabei handelt es sich um eine Fälschung." Erstunken und erlogen waren bei mindestens 59 Finanzierungen für den Kauf von gebrauchten Autos so gut wie alle Angaben. Das betraf sowohl die Kilometerleistung der Fahrzeuge als auch ihre Ausstattung, die Angaben auf den Fahrzeugpapieren, die Ausweise, Namen, Adressen, Lohnbescheinigungen oder Rentenbescheide der Käufer. Über ein Jahr lang existierte 2008 und 2009 dieser Lügensumpf in einem Blankenburger Autohaus.
Insgesamt entstand ein Schaden von über 900 00 Euro. Kräftig gepflegt wurde das Netz von Tricks und Täuschungen von der Chefin selbst oder zu mindestens in ihrem Auftrag, wie die Staatsanwaltschaft die Sachlage sieht. Die Frau, damals Prokuristin des Autohauses, nutze die kurze, direkte elektronische Leitung zu zahlreichen Banken, um zum Teil nicht existierende oder anders beschaffene Fahrzeuge finanzieren zu lassen. Immer war dann die Finanzierungssumme höher als der tatsächliche Wert des betreffenden Autos. Das Geld wurde auf Konten des Autohauses überwiesen.
Laut Staatsanwaltschaft wollten sich die Chefin und die anderen daran Beteiligten Vermögensvorteile beschaffen. Die einstige Prokuristin hingegen spricht davon, sie habe das Autohaus und damit Arbeitsplätze retten wollen. Seltsam nur, dass sie urplötzlich 2009 verschwand. Bereits zum Tatzeitpunkt war sie offiziell nicht mehr in Deutschland gemeldet gewesen. Sie hatte seit 2007 zwei Wohnsitze: Einen im schweizerischen Basel, wo sie nach der Autohauszeit bei einer Personalvermittlungsfirma tätig war, und einen in einer kleinen französischen Stadt nahe der Grenze zur Schweiz. Nur wenige Monate vor ihrer Festnahme im vergangenen Jahr hatte sie zum zweiten Mal geheiratet, einen neuen Namen angenommen und so die Fahndung nach ihr erschwert. Der internationale Haftbefehl war noch auf ihren alten Namen ausgestellt gewesen.
Nach dem heutigen Prozessauftakt sind weitere zwölf Verhandlungstermine angesetzt.