1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Quedlinburg
  6. >
  7. Axel Heidemann: Axel Heidemann: Fasziniert von Bau und Spiel

Axel Heidemann Axel Heidemann: Fasziniert von Bau und Spiel

Von petra korn 06.02.2015, 19:26
Musizieren mit einem Unikat: Axel Heidemann spielt den Dudelsack, den er in seiner kleinen Werkstatt selbst gebaut hat.
Musizieren mit einem Unikat: Axel Heidemann spielt den Dudelsack, den er in seiner kleinen Werkstatt selbst gebaut hat. chris wohlfeld Lizenz

Güntersberge - Sei es bei Veranstaltungen des Güntersberger Faschingsclubs, auf Weihnachtsmärkten oder auf einer Veranstaltung zur Sanierung des Kirchturms im Güntersberger Gotteshaus: Wo immer er Melodien mit seinem Dudelsack - genauer gesagt, einem mittelalterlichen Marktsack - erklingen lässt, begeistert Axel Heidemann die Zuhörer. Doch der 27-Jährige spielt diese Instrumente nicht nur, er baut sie auch selbst. Oder umgekehrt: Denn begonnen hat der Güntersberger mit dem Bau, ehe er sich an das Spielen heranwagte.

Eine Fernsehsendung weckte vor mehr als vier Jahren Axel Heidemanns Interesse. Er recherchierte und stieß unter den mehr als 250 verschiedenen Arten von Dudelsäcken schließlich auf den mittelalterlichen Marktsack. „Der hat es mir angetan. Das ist mein Ding. Das finde ich total cool.“ Der Mittelalter-Dudelsack wird fast so gespielt wie eine Blockflöte und damit - im Unterschied zum schottischen Dudelsack - individueller. „Da hat jeder seine Technik, und das macht auch den Spieler als solchen aus“, weiß Axel Heidemann.

Der Güntersberger Faschingsclub, in dem auch Axel Heidemann mitwirkt, plant in der aktuellen Session noch zahlreiche Veranstaltungen. So startet zum Beispiel am Sonntag, 8. Februar, der Seniorenfasching in der Turnhalle. Am 12. Februar steht unter dem Motto „Elfen, Feen und Fabelwesen“ die Weiberfastnacht im Bahnhof Güntersberge auf dem Programm. Am 14. Februar wird ab 14 Uhr in Güntersberge zum Umzug eingeladen. Ebenfalls an diesem Tag finden der Kinderfasching und eine Abendveranstaltung statt.

Weil solche Instrumente viel Geld kosten, „habe ich angefangen zu werkeln und mir selbst eins zu bauen“. Zupass kam dem Güntersberger, dass er vor Jahren eine Ausbildung zum Tischler absolviert hatte und der Vater seines Schwiegervaters eine kleine Werkstatt besaß. Doch schnell zeigte sich, dass eine herkömmliche Drechselbank für das Herstellen von Dudelsack-Pfeifen und -Trichtern nicht geeignet ist. „Da habe ich mir aus den vorhandenen Teilen eine Bank komplett neu gebaut.“ Und nicht nur diese: Auch Werkzeuge - wie beispielsweise eine Reib-Ahle, mit der das Innere der Pfeifen ausgefeilt wird - fertigte er sich selbst.

Mit seinem ersten selbstgebauten Dudelsack fuhr er nach Köthen zu Steffen Fischer, einem künstlerischen Materialgestalter, der Dudelsäcke und historische Blasinstrumente baut. Fischer half ihm mit vielen Tipps. „Da habe ich aber auch die ganzen richtigen Dudelsäcke gesehen“, erzählt Axel Heidemann. Eine Versuchung, der er nicht widerstehen konnte: Er bestellte sich ein solches Instrument und konnte es schließlich abholen. „Da war ich der glücklichste Mensch der Welt.“

Und natürlich wollte Axel Heidemann den mittelalterlichen Marktsack auch spielen. „Hier in der Gegend gibt es niemanden, der mir das hätte zeigen können.“ Also brachte er sich das Spielen selbst bei - und fuhr zum Üben wieder und wieder in den Wald. „Ein Dudelsack kann ein schönes Instrument sein, aber damit kann man auch gut Leute verscheuchen, besonders am Anfang“, sagt er lachend. Noten kennt Axel Heidemann nicht. „Ich höre mir ein Lied viermal an und kann das dann nachspielen.“ Die mittelalterlichen Melodien sind für ihn „ Musik, die von einem selbst kommt. Jeder Musiker spielt sie auf seine Weise.“

Parallel zum Spielen-Lernen widmete Axel Heidemann auch weiterhin ungezählte Stunden dem Instrumentenbau. So drechselte er für den gekauften Dudelsack eine zweite Bordunpfeife. Viel Zeit und Energie steckte er ebenso in die Arbeit an einem kompletten Eigenbau. „Man braucht sehr viel Geduld dafür, sehr viel Phantasie und Leute, die einem helfen. Ohne Steffen Fischer wäre ich nicht so weit gekommen, was den Dudelsackbau betrifft.“ Vier, fünf gebaute Instrumente verwarf er. „Die haben zwar funktioniert und auch geklungen, aber nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe.“

Der erste Eigenbau, mit dem der 27-Jährige zufrieden ist, ist erst vor kurzem fertig geworden. Den aus Rindsleder bestehenden Balg, der als Luftspeicher dient, hat Axel Heidemann selbst genäht, ihn mit einem selbst gekochten Dichtungsmittel, welches die Atemfeuchtigkeit von innen nach außen transportiert, behandelt. Die Bordunpfeife - der „Brummer“, der für den gleichbleibenden Begleitton sorgt, - ist ebenso selbst gedrechselt wie das Mundstück und die Spielpfeifen, bei denen das richtige Positionieren der Grifflöcher ebenfalls viel Probieren und Fingerspitzengefühl erfordern. Wie das Instrument aussehen soll, weiß Axel Heidemann, wenn er mit dem Bau beginnt. „Die Grundkonstruktion steht fest. Aber den Charakter entscheidet man grundsätzlich an der Drechselbank.“ So sind die Pfeifen seines Dudelsacks zum Beispiel aufwändig gestaltet und verziert. „Das ist ein absolutes Unikat.“

„Meine Freundin hat sehr viel Geduld mit mir gehabt“, denkt Axel Heidemann an all die Zeit, die er mit Bauen und Üben verbracht hat. „Wenn er eine Idee hat, geht er manchmal um zwei in die Werkstatt und kommt vor zehn nicht wieder“, sagt Katharina Decker mit einem Schmunzeln. „Aber es muss jeder sein Hobby haben. So wie ich mein Tanzen habe, hat er das Dudelsackspielen“, sagt die junge Frau, die in der Prinzengarde des Güntersberger Faschingsklubs tanzt, und fügt hinzu: „Und ich finde es unwahrscheinlich schön, wie er spielt.“

Seit seinem ersten öffentlichen Aufritt beim Karneval vor drei Jahren hat Axel Heidemann das Publikum immer wieder begeistert. Dudelsack-Bau und -Spiel, sagt er, sind sein Hobby. Ein Hobby, für das er einen großen Wunsch hat: Er möchte einmal im Halberstädter Dom zu spielen, einfach, um die Akustik hier zu erleben. (mz)