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Einsatz von Spezialkräften Awo Kleers in Quedlinburg: Chemieunfall im Pflegezentrum

Von Petra Korn 29.09.2017, 06:15
In Schützanzüge gekleidet, transportieren die Einsatzkräfte im Awo-Pflegeheim „Am Kleers“ in Quedlinburg das Gefahrgut in einer Box nach draußen.
In Schützanzüge gekleidet, transportieren die Einsatzkräfte im Awo-Pflegeheim „Am Kleers“ in Quedlinburg das Gefahrgut in einer Box nach draußen. Feuerwehr Quedlinburg/Holger Mücke

Quedlinburg - Das Blaulicht der Fahrzeuge von Feuerwehren und Rettungsdienst, eine Dekontaminationsschleuse, die aufgebaut wurde, Männer in leuchtend roten Schutzanzügen: Der Mittwochabend war für die Bewohner des Awo-Alten- und Pflegezentrums am Kleers in Quedlinburg alles andere als alltäglich.

Nachdem in einem Spülraum Chemikalien miteinander reagiert hatten, wurden insgesamt vier Wohnbereiche evakuiert. Spezialkräfte der Feuerwehr - sie wurde gegen 16.55 Uhr alarmiert - kamen zum Einsatz. „Das war für die Bewohner sehr aufregend“, sagte Kai-Gerrit Bädje, Geschäftsführer des Awo-Kreisverbandes.

Awo-Pflegeheim Quedlinburg: Evakuierung nach Chemieunfall

Trotz aller Aufregung - medizinisch versorgt werden musste deshalb keiner der Senioren. Und Entwarnung gab es auch bei fünf Mitarbeitern: Sie hatten das Gasgemisch eingeatmet und waren medizinisch überwacht worden. „Da hat sich zum Glück nichts ergeben“, so der Geschäftsführer.

„Mitarbeiter haben durch eine Glastür gesehen, dass in einem geschlossenen Spülraum im zweiten Obergeschoss des Wohnhauses ‚Mathilde‘ etwas qualmte“, schilderte Bädje. Sie hätten die Tür zu dem Raum kurz geöffnet, einen stechenden Geruch bemerkt. „Die Kollegen haben sofort den Wohnbereich evakuiert, weil unklar war, was das ist.“ Die Feuerwehr wurde alarmiert.

Awo-Pflegeheim Quedlinburg: ABC-Spezialkräfte vor Ort

Zuerst vor Ort waren die Quedlinburger Wehr und ein Fachberater Chemikalien. „In dem Raum, in dem eine weißliche Nebelbildung zu sehen war, gibt es keine Fenster“, erklärte Sebastian Petrusch von der Quedlinburger Feuerwehr. „Weil nicht auszuschließen war, dass sich das unbekannte Gasgemisch im gesamten Gebäude ausbreiten könnte, wurde entschieden, alle Wohnbereiche zu räumen“, so der Einsatzleiter weiter.

Zudem sei eine Spezialeinheit vom sogenannten Fachbereich ABC alarmiert worden. „Das sind für solche Chemikalienlagen speziell ausgebildete Feuerwehrkräfte“, erläuterte Petrusch.

„Wir haben alle Bewohner aus dem Haus geholt und mit hinübergenommen in das Haus ,Heinrich’ und den Gemeinschaftsraum“, erklärte Kai-Gerrit Bädje. Insgesamt seien es 68 Senioren gewesen. „Das ist alles geordnet und ruhig abgelaufen.“

Desinfektionsmittel sorgt für Einsatz in Awo-Pflegeheim Quedlinburg

Inzwischen auch mit Einsatzkräften aus Halberstadt, Cattenstedt, Hasselfelde, Wernigerode und Silstedt vor Ort, betraten dann zwei Feuerwehrleute, in Spezialanzüge gekleidet, den Spülraum. „Sie haben festgestellt, dass ein Desinfektionsmittel ausgelaufen ist und mit einem anderen Stoff reagiert hat“, erklärte Sebastian Petrusch. „Was das genau war, war nicht mehr feststellbar.“

Die Stoffe seien mit Spezialtüchern aufgewischt, der defekte Behälter entfernt, der Raum entlüftet worden. „Danach wurde die Luft im gesamten Gebäude kontrolliert und keine Gefährdung mehr festgestellt.“ Gegen 21.30 Uhr war der Einsatz für die 47 Feuerwehrleute, 17 Rettungssanitäter und zwei Ärzte, die vor Ort waren, beendet.

Die meisten Bewohner des Hauses „Mathilde“ konnten dann wieder in ihre Wohnbereiche. „Als es wieder zurückging, waren alle erleichtert“, sagte Bädje. Noch nicht wieder bezogen wurde der Bereich, in dem der Unfall passiert war. Dieser wurde zunächst weiter gelüftet und gereinigt. „Wir hatten im Haus ,Heinrich‘ noch Zimmer frei und im Haus ,Mathilde‘ auf einer anderen Etage, so dass wir die acht Bewohner unterbringen konnten“, so Bädje. Am Donnerstagnachmittag konnten auch sie in ihren Wohnbereich zurückkehren. (mz)