Autorin schreibt Quedlinburg-Märchen Autorin schreibt Quedlinburg-Märchen : Der blaue Uhu vom Brühl

Quedlinburg - Am Anfang war das Bild. Das Bild vom blauen Uhu vorm Schloss. Dann kam ein zweites dazu, ein drittes. Noch eins und noch eins. Sie zeigen das Rathaus, den Höllenhof und Brühl-Park, die Bimmelbahn.
Und lustige Gestalten wie den den betrunkenen Raben, dem der Zaubertrank der Hexe Pumpel partout nicht bekommen will. Einmal stürzte er in seinem Rausch sogar in die Bode.
Die Bilder - sie sind Puzzleteile. Aus ihnen entstand die Geschichte.
„Wenn ich glaube, alle zu haben, lese ich den Text nur noch ab“, sagt Julia Laginha, Autorin und Illustratorin. Wenngleich man die Reihenfolge eigentlich umdrehen müsste. Zuerst Illustratorin. Denn der blaue Uhu war keine Ausnahme. Die 34-Jährige denkt grundsätzlich in Bildern. Sie entspinnen sich in ihrem Kopf - und müssen irgendwann raus aus Selbigem, rauf auf die Leinwand. Rein in ein Buch.
Das neueste - „Der Blaue Uhu vom Brühl“ - ist eher ein Büchlein. Ein abenteuerliches Quedlinburg-Märchen. Für Kinder. Erschienen in der „Edition SOLAR-X“, einem unabhängigen Verlag für fantastische Literatur. Für Laginha erfüllte sich damit ein lang gehegter Traum: Denn schon immer habe sie ein Kinderbuch schreiben und illustrieren wollen.
Doch der Weg dahin war steinig, einen Verlag zu finden, gestaltete sich schwierig und letztlich verabschiedete sie sich sogar von ihrer Wunschvorstellung eines Hardcovers im Großformat. „Es ist auch eine finanzielle Sache“, sagt sie. 30 Euro? Bezahlt keiner. Beziehungsweise kaum einer. Und dann bliebe die Geschichte ungelesen.
Deshalb Minibuch. Deshalb fünf Euro. „Mir ging es darum, etwas für Kinder zu machen. Am Ende war es mir wichtig, dass das Kinderbuch als Kinderbuch zum Kind kommt. In welcher Form auch immer.“ Ein Plan, der aufgegangen zu sein scheint: Der Verkauf sei gut angelaufen und eine Nachlieferung bereits ausgelöst.
Zwischenzeitlich war es jedoch ruhig geworden um Laginha, die Frau vom anderen Stern, die Schöpferin des Soltanischen Sonnensystems, in dem die Fantasy-Romanreihe „Rich Finigon“ spielt (siehe „Faible für Fantasy“).
Dabei waren die letzten zwei Jahre für sie persönlich alles andere als ereignislos: Laginha heiratete ihren langjährigen Partner, legte den Mädchennamen Köber ab, brachte Söhnchen Leonardo, kurz: Leo, zur Welt - das zweite Kind ist unterwegs - und zog von Gatersleben nach Quedlinburg, in die Stadt, in die es die gebürtige Stuttgarterin zieht, seit sie in Sachsen-Anhalt ist. Dann war da die Trennung von ihrem alten Verlag. Nun, und der blaue Uhu wollte auch auf Papier gebracht werden. Oder vielmehr auf Leinwand.
Gemalt sind die Bilder mit wasserfesten Filzstiften - und ob der krummen Linien, schiefen Perspektiven und übertriebenen Strukturen stilistisch zwischen Pop-Art und Comic anzusiedeln. Mit Wimmelbildcharakter! „Den Zeichenstil hat Leo geprägt“, sagt Laginha, „durch ihn war ich gezwungen, so schnell wie möglich fertig zu werden.“ Denn als die Bilder entstanden sind, war der kleine Mann nicht mal ein Jahr alt.
Wem die Bilder vom blauen Uhu irgendwie bekannt vorkommen: Laginha hat sie schon einmal in einer Ausstellung in der Quedlinburg-Information, Markt 4, gezeigt. Dort ist das Büchlein nun auch erhältlich, ebenso im Buchhandel und bei der Autorin selbst.
Julia Laginha: „Der Blaue Uhu vom Brühl“, ISBN 978-3-945713-05-1 (mz)