Ausbildung im Landkreis Harz Ausbildung im Landkreis Harz : Junge haben gute Chancen

Halberstadt - Jugendliche haben derzeit gute Chancen, im Landkreis Harz eine Lehrstelle zu bekommen: „Mittlerweile gehen mehr Mitarbeiter in Rente, als Schüler die Schule verlassen. Immer mehr Unternehmen suchen wegen der Alterung ihrer Belegschaft händeringend Auszubildende als Ersatz“, sagt Konstanze Kube, stellvertretende Chefin der Halberstädter Agentur für Arbeit. Hintergrund: Fast jeder vierte sozialversicherungspflichtig Beschäftigte im Landkreis Harz ist derzeit älter als 55 Jahre.
Noch mehr Nachwuchs gesucht
Bis Mitte April hatten sich 1.281 Bewerber in der Berufsberatung der Agentur gemeldet - 16,2 Prozent mehr als im vergangenen Jahr.
„Die steigende Bewerberzahl ist ein positives Signal, aber im Hinblick auf den sich abzeichnenden Nachwuchsmangel sorgt sie leider kaum für Entlastung“, sagt Kube.
Aktuell sind der Behörde nach eigenen Angaben 1 131 Ausbildungsplätze gemeldet. „Entscheidend ist, ob das Angebot an Ausbildungsstellen die Nachfrage nach beruflicher Ausbildung abdeckt. Leider passt dies in der Praxis oftmals aus unterschiedlichen Gründen nicht zueinander.“
Frühzeitige Orientierung
Die stellvertretende Agenturchefin appelliert an beide Seiten; Jugendliche wie Arbeitgeber sollten sich frühzeitig orientieren, flexibel sein und Kompromisse eingehen. Das betrifft sogar die Wahl der schulischen Laufbahn: „Ein großer Teil der Schulabgänger strebt einen höheren Schulabschluss oder den Besuch einer weiterführenden Schule an und steht deshalb nicht für eine duale Berufsausbildung zur Verfügung“, sagt Kube. „Hier müssen wir gemeinsam mit den Unternehmen ansetzen und den Jugendlichen die Attraktivität von betrieblichen Ausbildungen, dualen Studiengängen und die Zukunftschancen im Landkreis Harz noch deutlicher aufzeigen, damit zum Beispiel Abiturienten eine Lehre als gleichwertige Alternative zu einem Studium für ihre Karriereplanung in Betracht ziehen.“ Betriebliche Praktika seien ein gutes Mittel.
Drohender Nachwuchsmangel
Die Mehrzahl der gemeldeten Bewerber hat bereits einen Ausbildungsplatz. 639 seien im April noch „unversorgt“, 671 Ausbildungsstellen unbesetzt gewesen. Nach wie vor suchen die Mädchen und Jungen „rollentypische“ Berufe, sagt Kube: „Der Kfz-Mechatroniker ist der Traumberuf der Jungs.“ Mädchen orientierten sich an Jobs in der Verwaltung und im kaufmännischen Bereich.
Diese Konzentration auf wenige Berufsfelder verschärfe den drohenden Nachwuchsmangel für viele Unternehmen vor allem in Handwerk, Hotellerie und Gastronomie.
Erst auf den zweiten Blick
Auf der anderen Seite sollten manche Unternehmen, manchmal sogar ganze Branchen „die Anreize spürbar erhöhen“. Sie sollten auch vermeintlich schwächeren Bewerbern eine Chance geben: „Viele haben oftmals gerade in der praktischen Arbeit ihre Stärken und zeigen diese erst auf den zweiten Blick.“ (mz)