Aus einer Provinzjugend Aus einer Provinzjugend: Wer ist der Mann hinter Maulwurf und Co.?

Quedlinburg - Das Titelbild wirkt grobkörnig, der Umschlag kündigt den tragikomischen Aufbruch eines jungen Nichtsnutzes ins Leben auf. Und Autor René Marik wirkt an diesem Tag etwas genervt, weil schon wieder Redakteure ihn nach seinem Buch fragen, das sie noch nicht gelesen haben, aber sich im Auftrage seines Verlages in seine Spur drängen.
„Aber noch kein Rezensent hat das Buch besprochen“, brummt er und vergisst, dass auf eben jenem Umschlagrücken zwei Rezensenten Rosen für ihn streuen.
René Marik: „Ich habe da ein schönes Buch gemacht und freue mich auf die szenische Lesung mit Musik.“
Nach der Premiere seiner Lesereise in Berlin kommt er am 14. November nach Quedlinburg, ist ab 19.30 Uhr im Carl-Ritter-Haus zu erleben. „Mich begleitet Bodo Goldbeck“, wirft der Komiker, Sänger und Puppenspieler ein. „Der spielt Kontrabass und paar Rollen. Ich denke, die Songs passen da gut rein. Ich habe da ein schönes Buch gemacht und freue mich auf die szenische Lesung mit Musik.“
Viele Menschen kennen ihn durch sein Maulwurf-Bühnenprogramm. Er lässt im großen Stil die Puppen tanzen. „Aber das mit den Puppen ist schon eine andere Nummer als so eine Lesung“, denkt er laut nach.
Buch an die Lebenszeit von 9 bis 17 Jahren angelehnt
Sein autobiografischer Roman „Wie einmal ein Bagger auf mich fiel“ sei lustig. „Ach nee, eher tragisch-komisch“, korrigiert René Marik. Seit er 1993 nach Berlin zog, hält er sich für einen Berliner. Was zu verstehen ist, wenn man das Buch gelesen hat, das an seine Lebenszeit von 9 bis 17 Jahren angelehnt ist. „Das spielt im Westerwald, Provinz, Dorf, Bundeswehrlager, nur zum Verständnis“, erinnert er sich.
Tod durch Langeweile und Spießertum bleibt erspart
Seine Eltern betrieben da die Kantine. Es ist förmlich zu spüren, wie schräg und dröge das Leben ist. „Zum Glück läuft ringsherum die Neue Deutsche Welle, frisierte Mofas düsen über die Landstraße und auch hübsche Mädchen sorgen dafür, dass die Jugend doch nicht zum Volldesaster gerät.“
So bleibt René Marik der sichere Tod durch Langeweile und Spießertum erspart, und der Fall des Baggers auf ihn scheint keine größeren Folgen gehabt zu haben, die ihn bis heute begleiten.
Verlag sagt Marik erzählerisches Gespür nach
„Mit großem erzählerischem Gespür führt René Marik mitten hinein in sein Coming-of-Age in der Provinz der 1970er-Jahre. In eine Geschichte, in der Tragik und Komik nahe beieinander liegen und das Gift eines Familien-Geheimnisses langsam beginnt, seine Wirkung zu entfalten“, begeistert sich der Verlag Droemer TB, in dem der diplomierte Puppenspieler sein erstes Buch herausbrachte.
Der Mann hinter Maulwurf und Co., die ihn bekannt, aber ob des Hype auch nachdenklich machten, begann eine Lehre in der dörflichen Autobude, studierte Mathematik, schloss sich der Hausbesetzer-Szene im Friedrichshain an und lebte mit Liedermacher und Kabarettist Rainald Grebe in der WG. Was er sehr inspirierend fand.
Am Neuen Theater Halle hinterließ er seine Spuren. Im Harz und Quedlinburg war er da auch schon unterwegs. „Bin halt viel auf Tour“, sagt er. Doch er nehme sich Zeit für sein Publikum. „So 80 Minuten geht das Programm, dann mache ich eine Signierstunde mit der Buchhandlung von Jens Jürgens.“ (mz)